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Tödlicher Staub

Tödlicher Staub

Titel: Tödlicher Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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er Mozart spielte. Undenkbar, daß diese Hände mit einer Kraft zuschlagen konnten, die einen von den Beinen riß, vom chinesischen Kung-Fu ganz zu schweigen. Er war eben genau der Typ, den sich jeder Filmregisseur für einen Agententhriller wünschte.
    »Nein, Sie nicht, Captain Fontana«, sagte Curley. »Nach Rußland, nach Moskau, wird Lieutenant Miranda gehen.«
    Victoria Miranda zuckte unmerklich zusammen und straffte sich. Sie hatte ein enges, hellblaues Schlauchkleid an, das die aufregenden Formen ihrer Figur umhüllte, als sei es auf die Haut gemalt. Ihr blondes Haar trug sie offen, und wer sie ansah oder ihr irgendwo begegnete, würde sie für ein hübsches College-Girl halten. Auch bei der CIA war sie eine Glanznummer. Häufig wurde unter Kollegen gewettet, wer sie zuerst ins Bett bekäme, und alle hatten bisher die Wette verloren, sogar Dick Fontana, der anerkannte Frauenaufreißer. Es ließ sich auch nicht feststellen, ob sie irgendwo in Washington einen heimlichen Geliebten hatte. In den Bars sah man sie nie, in den Cafés saß sie immer allein, selten besuchte sie ein Restaurant und wenn, dann auch solo. Aber sie spielte hervorragend Golf, Handicap 21, und sie saß bei den großen Baseballspielen auf der Tribüne und feuerte ihre Mannschaft mit spitzen Schreien an. Aber immer allein!
    »Ich soll nach Moskau, Sir?« fragte Victoria. »Ich kann doch gar kein Russisch.«
    »Das ist auch nicht nötig. Sie werden der Kulturabteilung der Botschaft zugeteilt.« Curley winkte ab. »Alles andere später.«
    »Und was ist meine Aufgabe?« fragte Fontana.
    »Sie kommen dorthin, wo Sie am besten hinpassen: nach Paris.«
    »Du Glücklicher!« entfuhr es Bill Houseman. »Übe schon mal auf deinem Klavier: Ein Amerikaner in Paris.«
    »Spiele ich bereits mit großer Freude.«
    Curley sah Houseman ernst an. »Sie, Captain Houseman, werden sich in Libyen niederlassen. Sie sprechen ja perfekt Arabisch.«
    Bill Houseman war das genaue Gegenteil von Fontana. Mittelgroß, etwas dicklich, ein Allerweltsgesicht, der, wenn er sich einen Stoppelbart wachsen ließe, auch als Araber durchgehen würde. Mit Kopfbedeckung und in weißer Djellabah würde ihn niemand für einen Amerikaner halten. Er war ein großer Feinschmecker, verfraß sein halbes Gehalt in Gourmettempeln und hatte trotz seines Bäuchleins beneidenswerte Chancen bei den Frauen.
    Aber man täusche sich nicht in Bill Houseman. Obwohl er so gar nicht dem Bild eines CIA-Agenten entsprach, war er der Beste beim Schießen und entwickelte auch sonst eine bei ihm unerwartete Behendigkeit, gleich einem Gummiball, der beim Aufprall immer wieder in die Luft hüpft. Kollegen nannten ihn ›Mr. Hophop‹.
    »Libyen?« Houseman starrte seinen Chef Curley an. »In die Höhle des Löwen?«
    »Das ist doch Ihr Spezialgebiet, Captain.« Colonel Curley legte die Hände auf den Tisch übereinander. »Ihre Aufgabenbereiche sind verschieden und ähneln sich trotzdem. Lieutenant Miranda, Sie werden in Moskau Kontakt zu der dortigen Mafia aufnehmen. Es wird Ihnen bei Ihrem Aussehen leichtfallen, in den internationalen Lokalen Bekanntschaften zu knüpfen. Die großen Bosse bevorzugen bestimmte Restaurants und Bars, in denen eine Frau wie Sie auffallen wird. Wie Sie vorgehen, wird Ihnen überlassen.«
    »Das heißt, ich soll mit den Mafiabossen ins Bett gehen?« Victoria hatte keine Hemmungen, so zu reden. Seit einem Jahr war sie bei der CIA und hatte mit ihren vierundzwanzig Jahren schon viel erlebt, gehört und mitgemacht, allerdings hatte sie noch nie Sex eingesetzt. »Ist das bei meinem miesen Gehalt nicht ein bißchen viel verlangt?«
    »Ich sagte: Ihr Vorgehen bestimmen Sie selbst. Ich würde Ihnen nie befehlen: Sammeln Sie Informationen auf der Matratze.«
    »Obwohl das der richtige Weg wäre.« Houseman lachte grunzend. »Wer rammelt, der sammelt …«
    »Du bist ein mieser Bock!« Miranda schüttelte ihre langen, blonden Haare über die Schultern. Wütend und mit blitzenden Augen war sie noch verführerischer. »Ist das alles, Colonel?«
    »Genügt das nicht? Bringen Sie den Beweis, daß sich die russische Mafia um das Atomgeschäft kümmert … dann können wir unsere Kollegen vom russischen Sicherheitsdienst verständigen und die Organisation zerschlagen.«
    »Und warum macht das der Russe nicht selbst? Ist er blind? Kann er keine V-Männer in die verdächtigen Kreise einschleusen? Es ist doch anzunehmen, daß man die Bosse längst kennt!« Fontana blickte zu Victoria hinüber.

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