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Tödlicher Staub

Tödlicher Staub

Titel: Tödlicher Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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hätte, daran glaubte niemand. Warum sollte ein Unbekannter ausgerechnet einem Russen Plutonium aus Krasnojarsk ins Gepäck legen?
    Jermila Dorot hatte an der Bar einen alkoholfreien Cocktail bestellt und wartete auf Anassimow. Zwei Barhocker weiter saß Nathan Rishon, trank ein Bier und blinzelte ihr zu, als Anassimow die Bar betrat und sich nach einem freien Platz umsah.
    Er ist da. Mach deine Sache gut, Mädchen.
    Jermila straffte sich, und wie sie da auf dem Hocker saß, ein Bein angezogen, eines herabhängend, konnte niemand übersehen, daß sie schlanke Schenkel hatte und einen kleinen, aber wohlgeformten Po. Eine verlockend schöne Frau, die mit gespitzten Lippen ihren Cocktail mit einem Strohhalm trank. Ein ungemein erotischer Anblick.
    Genau das stellte auch Anassimow fest. Er war jetzt vierzehn Tage lang ruhiggestellt gewesen, was für einen Kraftmenschen wie ihn eine Qual war, um so mehr, wenn er angetrunken war, und das war er bereits, als er jetzt die Hotelbar betrat. Er hatte in seinem Appartement schon drei Fläschchen Wodka und Kognak getrunken, nur so zur Einstimmung, denn er war fest entschlossen, seine wiedergewonnene Freiheit nicht nur an der Bartheke, sondern auch im Bett mit einer der vielgerühmten schönen Frauen Israels zu feiern.
    Nun sah er Jermila allein und attraktiv an der Bar sitzen und ihren Cocktail schlürfen, und sofort lösten seine Hormone Alarm aus. Ohne Zögern durchschritt er den Raum und setzte sich neben Jermila an den Tresen. Der Barkeeper, der ihn seit drei Tagen kannte, nickte ihm freundlich zu.
    »Das gleiche wie immer, Sir?«
    »Nein! Dieses Mal das, was die Dame neben mir trinkt.« Anassimow grinste Jermila unbefangen an. »Ist das gut?« fragte er.
    Der Barkeeper begann einen Cocktail zu mischen, der farblich dem von Jermila ähnlich sah, aber aus einem Gemisch hochprozentigen Alkohols bestand. Schon beim ersten Schluck erstarrte Anassimow in Ehrfurcht vor der Trinkfestigkeit der Dame.
    »Sie sind Stammgast?« Jermila begann das Gespräch, um ihre Kontaktfreudigkeit zu signalisieren.
    »Wieso?« fragte Anassimow etwas dümmlich.
    »Der Barkeeper kennt Ihre Wünsche, ohne vorher zu fragen.«
    »Man hat so seine Gewohnheiten. Jeder Mensch ist im Grunde konservativ, wer immer nur Bier trinkt, wird nicht plötzlich Limonade trinken.« Das Gespräch fand auf englisch statt, und Anassimow schämte sich wegen seiner miserablen Aussprache.
    Der Barkeeper servierte den Cocktail, Anassimow kippte den ersten Schluck und bekam plötzlich einen roten Kopf. Er bemühte sich, nicht zu husten, und atmete tief durch, da der Schluck im Magen noch weiter brannte. Entgeistert starrte er erst das Glas von Jermila, dann sie an.
    »Alle Achtung!« sagte er. »Das schlürfen Sie so einfach durch den Strohhalm?«
    »Ich trinke Cocktails immer mit Strohhalm. Es ist genußvoller.«
    »So ein höllisches Gesöff?«
    »Ich finde es hervorragend. Botha ist der beste Barmixer, den ich kenne. Seine Kreationen sind umwerfend.«
    »Das kann man wohl sagen.« Anassimow setzte sich in Positur. Seine Wirkung auf Frauen kannte er, und wenn eine Frau so ein Teufelszeug ohne Wimpernflattern trank, hatte er keine Zweifel daran, daß man sich im Laufe des Abends näherkommen würde. »Sie wohnen auch im Hotel?«
    »Nein. Ich habe eine Freundin besucht. Wir haben ein Konzert gehört: die zweite Sinfonie von Schumann in der Philharmonie, unter Mehta. Wundervoll …«
    Anassimow hütete sich, das Thema aufzugreifen. Wer ist dieser verdammte Schumann, dachte er. Nie gehört. Aber man kann ja nicht alles kennen, man ist ja kein lebendes Lexikon.
    »Ich liebe Beethoven mehr«, wich er aus. »Oder Semjaluk …«
    »Wer ist Semjaluk?« fragte Jermila wirklich erstaunt.
    Anassimow lächelte sie an und dachte: Kenne ich auch nicht, der Name ist mir eben einfallen. Klingt gut, was? Semjaluk … Und laut sagte er: »Er ist ein russischer Komponist, so um 1845 herum. Die wenigsten kennen ihn. Er verarbeitete Volkslieder zu Sinfonien, die aber selten gespielt werden. Ich behaupte: Er hätte das Zeug, ein Tschaikowsky zu sein. Aber es werden ja so viele Künstler verkannt, und Semjaluk ist einer von ihnen.«
    Anassimow nahm einen neuen Schluck des Cocktails, ganz vorsichtig und zuckte unwillkürlich zusammen, als Jermila zu Botha hinüberrief:
    »Noch einen Spezial, Botha!«
    »Sofort, Mrs. Dorot.«
    Anassimow warf einen Blick auf Jermilas Figur und bezwang seine Unruhe. »Sie heißen Dorot?« fragte er.
    »Jermila

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