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Tödlicher Staub

Tödlicher Staub

Titel: Tödlicher Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Stahlklingen glühten. In maßlosem Entsetzen bäumte sich Anassimow auf und erstarrte dann.
    »Frage eins: Wie heißt der Mann mit den neun Fingern?«
    »Ich kenne keinen solchen Mann!« schrie Anassimow.
    Mit regungslosem Gesicht schlug Ramunabat zu. Der Baseballschläger krachte gegen den rechten Beckenknochen. Anassimow schrie hell auf und strampelte mit den Beinen.
    »Frage zwei.« Daraj schüttelte den Kopf, als wolle er sagen: Welch ein dummer Mensch bist du doch, Wladimir Leonidowitsch! Läßt dich quälen und weißt genau, daß du für immer verloren hast. Du kannst dein Schicksal abkürzen, ihm aber nicht entfliehen. Sieh es doch ein … »Welche Bank in der Schweiz und welche Kontonummer?«
    »Ich weiß es nicht!«
    Der Baseballschläger … dieses Mal auf die rechte Schulter. Anassimow war es, als spalte sich seine Schulter. Wie ein Feuer zog der Schmerz durch seinen Körper.
    »Ich weiß es wirklich nicht!« schrie er. »Ich bin nur ein Kurier! Ein kleiner, unbedeutender Laufbursche! Glaubt mir doch … Bankennamen, Kontonummern, Herkunft des Plutoniums, die Preise, alles wissen nur ein paar Manager des Syndikats. Bei uns heißt es Konzern.«
    »Wie ist der Name des Bosses?«
    »Igor Germanowitsch …«
    »Das wissen wir bereits. Der Nachname …«
    »Ich kenne nur seine Vornamen.«
    Der Baseballschläger. Dieses Mal auf das rechte Knie. Anassimow wurde es schwarz vor den Augen. Er konnte sein rechtes Bein nicht mehr bewegen, es hing leblos herunter.
    »Wladimir, du bist das größte Rindvieh, das je herumgelaufen ist!« Daraj gab ihm einen Tritt gegen das gebrochene Knie. Anassimow heulte auf. Tränen liefen über sein blutverschmiertes Gesicht und vermischten sich mit dem Schweiß, der aus allen Poren quoll. »Für wen willst du den Märtyrer spielen? Wer dankt dir das jemals? Für deine Mafia bist du bereits ein toter Mann! Hier kannst du am Leben bleiben, wenn du die richtige Antwort gibst. Also: Wer ist der Boß?«
    »Ich weiß es nicht!«
    Wieder der Baseballschläger. Dieses Mal zerschmetterte er die linke Hüfte. Anassimow spuckte Blut, streckte sich und fiel in Ohnmacht. Daraj nickte Ramunabat zu. Ein neuer Eimer voll Wasser holte Anassimow aus seiner gnädigen Bewußtlosigkeit zurück.
    Er starrte vor sich hin, und es war zu erkennen, daß er kaum noch etwas wahrnahm, daß es für ihn nur noch unerträglichen Schmerzen gab. Daraj war sich nicht sicher, ob er überhaupt noch etwas hören konnte. Aber mit dem Gleichmut eines Orientalen fragte er weiter.
    »Reduzieren wir alle Probleme auf eines: Nenn mir den Namen des Neunfingermannes, dann bist du erlöst. Nur den Namen noch, weiter nichts.« Keine Antwort. Daraj sah den geschundenen Körper kopfschüttelnd an und winkte dann Ramunabat zu.
    Der Inder ging mit starrer Miene zu dem glimmenden Holzkohlenfeuer und zog an den Isoliergriffen die große Heckenschere aus der Glut. Die langen Metallschneiden schimmerten rot: glühender Stahl. Die Schere von sich haltend, ging er wie eine mechanische Puppe mit ruckartigen Schritten auf Anassimow zu.
    »Zum letzten Mal –«, sagte Daraj und trat nahe an den zerschundenen Körper heran. Er sah Anassimow in die Augen, aber in dessen Augenhöhlen lagen die Augäpfel wie blutig gefärbte Kugeln, ohne Ausdruck, ohne das geringste Erkennen, nur die Lider, blutverklebt, zuckten bei jedem Atemzug, die wie das Klappern einer Kinderrassel klangen.
    »Hörst du mich?«
    Keine Regung. Anassimow schien nur noch ein Stück aufgehängtes Fleisch zu sein.
    »Nenn den Namen … dann wird Ramunabat darauf verzichten, dir dein Monogramm auf den Bauch zu brennen. W-L-A … das sind verdammt viele Buchstaben! Überleg es dir.«
    Anassimow reagierte nicht mehr. Er hörte nichts mehr, er löste sich in Schmerzen auf, seine Augen sahen nichts mehr, aber – merkwürdig und unerklärbar –, er nahm noch Gerüche wahr. Und er roch jetzt den glühenden Stahl, den Ramunabat an seinen Leib hielt. Er erinnerte sich an das Kohlenfeuer und an die Heckenschere in der Glut und wußte, was ihm bevorstand. Und plötzlich war er wie vom Schmerz befreit, wie von einem kühlenden Wind umweht, er hing nicht mehr mit zerschmetterten Knochen an der Wand, sondern er fühlte sich losgelöst, war sogar in einer freudigen Stimmung, ein warmes Licht streichelte seinen Körper, er versuchte, die Augen zu öffnen, er wollte dieses herrliche Licht sehen und ihm entgegenfliegen … und dann war Dunkelheit um ihn, als wenn man einen Lichtschalter

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