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Tödlicher Staub

Tödlicher Staub

Titel: Tödlicher Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Wendung gegeben hätte: Er gab die sensationelle Information, daß der Kopf des russischen Nuklearschmuggels, der Boß der russischen Bosse, ein Mann war, dem an der linken Hand ein Finger fehlte, nicht weiter. Der BND, der französische Geheimdienst, der britische, der spanische, der österreichische, der italienische – alle wußten von diesem geheimnisvollen Mann in Moskau … nur Dick Fontana in Paris und Victoria Miranda in Moskau wurden nicht unterrichtet. Warum? Curley hatte es schlichtweg vergessen.
    In Paris sah Jean Ducoux, der Chef der Sondereinheit V der Sûreté, keinen Anlaß, sein Wissen an Dick Fontana weiterzugeben. Er hielt die Anwesenheit eines CIA-Agenten sowieso für sinnlos, für eine Beleidigung Frankreichs, dem man anscheinend nicht zutraute, den Atomschmuggel unter Kontrolle zu bringen. Seine nationale Seele war verletzt, und patriotisch, wie ein Franzose sein soll, empfand er Fontanas Anwesenheit als eine Provokation. So etwas bestraft man diplomatisch mit Mißachtung oder privater Ablenkung.
    Bei Ducoux war es der geschickte Schachzug, Fontana, der in Paris als Likörvertreter Robert Fulton auftrat, in den ›Roten Salon‹ von Madame de Marchandais zu locken. Er rechnete sich einen vollen Erfolg aus: Fontana, der Frauenliebling und Frauengenießer, würde den Reizen der Damen im Salon kaum widerstehen können. Er würde voll beschäftigt sein, seinen Hormonspiegel zu regulieren, und dies würde sein Wirken in Paris auf ein Objekt beschränken: das Bett.
    So war es für Ducoux eine fast vaterländische Aufgabe, Fontana bei Madame de Marchandais einzuführen. Es geschah an einem Abend, an dem von Süden her ein warmer Wind über Paris wehte, der die Produktion der Hormone aktivierte.
    Fontana-Fulton und Ducoux trafen sich in der prunkvollen Halle des Hotels Crillon an der Place de la Concorde.
    »Jetzt werden Sie gleich die Crème der Pariser Gesellschaft erleben«, sagte Ducoux voller Enthusiasmus. »Sie werden begeistert sein.«
    »Ich bin gespannt wie eine Armbrust.«
    »Ein guter Vergleich! Mit Brust werden Sie viel zu tun haben!« Ducoux lachte fröhlich. »Für Sie als Frauenkenner wird es eine Augenweide sein.«
    »Sie übertreiben, mein lieber Ducoux.«
    »Für so etwas habe ich einen Blick. So, wie Sie aussehen … wenn ich eine Frau wäre, würde mein Herz wie wild Purzelbäume schlagen.«
    In fröhlichster Stimmung fuhren sie eine Stunde später zum Bois-de-Boulogne. Der Säuleneingang der weißen Villa war hell erleuchtet. Gegenüber parkten die Wagen der Gäste: Rolls-Royce, Citroën, Jaguar, Mercedes, sogar ein Ferrari in leuchtendem Rot. Daneben sah der Alfa Romeo geradezu mickrig aus, aber ausgerechnet er gehörte einem der reichsten Männer von Paris, einem bekannten Parlamentsabgeordneten.
    »Die Automarken verraten schon einiges«, sagte Fontana-Fulton, als sie aus Ducoux' Peugeot ausstiegen.
    »Irrtum! Bei Ihnen in New York oder in Hamburg oder in Italien mögen die Zuhälter auffällige Wagen fahren, bei uns in Paris gehört dies zur besseren Gesellschaft. Aha! Prévin ist auch da.«
    »Wer ist Prévin?«
    »Der Vizewirtschaftsminister. Es scheint, als habe Madame heute ein besonderes Schauspiel geplant. Lassen wir uns überraschen.«
    Schon das Mädchen, das die Tür öffnete, war eine Augenweide. Zwar war sie nicht wie die Bedienung ›oben ohne‹, aber das am Körper anliegende, kurze Kleid und der tiefe Ausschnitt ließen der Phantasie freien Lauf. Sie strahlte Fontana so hinreißend an, daß Ducoux sich die Bemerkung nicht verkniff: »Nummer eins haben Sie schon erobert, Dick.«
    »Hier bin ich Bob Fulton.«
    »Pardon, natürlich. Von jetzt ab also Bob …«
    Madame, wie immer in einem pompösen Abendkleid aus thailändischer Brokatseide, kam ihnen im Foyer entgegen. Ducoux hatte sie am Telefon neugierig gemacht, als er Fultons Besuch ankündigte. »Er ist jung, männlich schön und ein Frauenheld!« hatte er ihn vorgestellt. Und sie hatte geantwortet: »Er ist der Richtige für Rosalie … oder für Madame Lapouche, wenn sie heute kommt.« Madame Lapouche war die Gattin des Stararchitekten René Lapouche und dreiundzwanzig Jahre jünger als dieser. Eine wilde Hummel, könnte man respektlos sagen.
    Nun streckte Madame de Marchandais beide Hände aus und begrüßte Fulton wie einen alten Freund.
    »Willkommen bei mir!« sagte sie mit ihrer warmen Altstimme. Auch sie war vom ersten Augenblick an von Fontana begeistert. Zwanzig Jahre jünger müßte man sein, dachte

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