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Tödlicher Staub

Tödlicher Staub

Titel: Tödlicher Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sie mit leiser Wehmut, dann läge er noch heute abend in meinen Armen. »Sie werden eine Bereicherung meines kulturellen Salons sein, Monsieur …«
    »Fulton. Robert Fulton. Freunde nennen mich Bob.«
    »Dann darf ich Bob zu Ihnen sagen?«
    »Ich bitte darum.«
    Madame spielte die Unwissende perfekt. Sie hakte sich bei Fulton ein und führte ihn durch die breite Flügeltür in den ›Roten Salon‹. Ein Mädchen mit nackter Brust servierte ihm sofort ein Glas Champagner.
    Fulton warf einen schnellen Blick in den Salon. Was er geahnt hatte, bewahrheitete sich: elegante, schmuckbehangene Frauen, schon etwas alkoholisierte Ehemänner oder Einzelgänger mit Jägerblick. Die attraktive Bedienung, das Buffet, der schwere Duft der verschiedenen Parfüms, die leise Hintergrundmusik aus versteckten Boxen – es war das Geigenorchester von Mantovani – und vor allem die breite, rote Teppichtreppe zu den oberen Räumen, die gerade ein Pärchen Hand in Hand hinaufschritt, dies alles ließ bei Fulton keinen Zweifel aufkommen: Das hier war ein Edelpuff, vermutlich der exklusivste von Paris.
    Hinter ihm räusperte sich Ducoux und flüsterte ihm über die Schulter zu:
    »Habe ich zuviel versprochen, Bob?«
    »Ich bin überwältigt.« Madame hatte sie unterdessen allein gelassen und kümmerte sich um einen Gast, der sogar einen Smoking trug. Es war der Vizeminister Prévin, der offiziell und seiner Gattin gegenüber, eigentlich in der Oper sein sollte, um ›Siegfried‹ von Wagner zu hören. Aber lieber als den Drachentöter betrachtete er Madames Dienerinnen. »Eine Frage: Wie kommen Sie in diese Gesellschaft?«
    »Fünfzig Prozent aus dienstlichen Gründen, Sie ahnen nicht, was man hier alles erfährt … und zu fünfzig Prozent, um dem grauen Beamtenalltag zu entfliehen. Ich mag nun mal schöne Frauen.«
    »Ist das für einen Mann in Ihrer Position nicht gefährlich? Ich denke da an Erpressung.«
    »Ein völlig falscher Gedanke!« Ducoux lachte. »Hier erpreßt keiner. Jeder weiß von jedem genug … das ist der beste Schutzschild.«
    »Und wenn – nur angenommen – einer von diesen ehrenwerten Herrschaften dick im Nukleargeschäft steckt?«
    »Dann wird er hochgenommen. Es wird nie jemand erfahren, wer den Tip gegeben hat.«
    »Jean, Sie leben verdammt gefährlich.«
    »Sie etwa nicht? Das bringt unser Beruf so mit sich …«
    Ducoux blickte hinüber zu seinem Stammtisch. Natürlich, sie waren alle da: Jérôme Pataneau, der Physiker, Anwar Awjilah, Raffael Lumette, der Sekretär im französischen Außenministerium, und mitten unter ihnen Natalja Petrowna Victorowa in einem silberdurchwirkten Chiffonkleid. Sie trug die Haare hochgesteckt, was ihre hohen Wangenknochen noch betonte.
    Ducoux ärgerte sich sofort. Er sah Awjilah, wie er gestenreich auf Natalja einredete, und schob die Unterlippe vor. Alles Lügen, was er da von sich gibt. Alles Lügen. Märchen aus tausendundzwei Nächten!
    Fulton faßte Ducoux kurz am Ärmel der Clubjacke. Auch er hatte Natalja bemerkt. Ihre faszinierende Schönheit, die ihn an ein Abenteuer vor vier Jahren erinnerte, sprang ihm geradezu ins Auge.
    »Wer ist denn das? Dort, am runden Tisch vor dem großen Spiegel.«
    »Das ist Natalja Petrowna. Eine Russin. Eine Freundin von Madame.«
    »Eine Russin? Interessant.«
    »Neben ihr sitzt Anwar Awjilah, Attaché der iranischen Botschaft.«
    In Fontana-Fulton schlug eine Alarmglocke an. Der Iran und Rußland an einem Tisch in einem Edelbordell? War das purer Zufall, oder war es eine geschickte Tarnung? Ducoux, du bist ein Blinder! Um diese beiden würde ich mich an deiner Stelle mehr kümmern, als um die sexbesessenen Damen, die mit dickem Make-up ihre Jugend zurückholen wollen. »Noch interessanter«, sagte er.
    »Rechts neben ihr sitzt Professor Pataneau, einer unserer berühmtesten Physiker.«
    »Hochinteressant. Atomwissenschaftler?«
    »Seine Spezialität.«
    »Und der Mann mit dem Rücken zum Spiegel?«
    »Lumette. Sekretär des Außenministers.«
    »Eine verdammt heiße Mischung.« Die Alarmklingel in Fulton wurde lauter. Ducoux sah ihn verwundert an. »Wie meinen Sie das?«
    »Ich wollte sagen: eine illustre Gesellschaft.«
    »Alles gute Freunde von mir.«
    »Dann gehen wir mal hinüber, Jean, und Sie stellen mich dieser Ludmila …«
    »… Natalja …«
    »… vor.«
    »Kommen Sie mir nicht ins Gehege, Bob! Es gibt hier genug schöne und willige Frauen.«
    »Ach, so ist das?« Fulton konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Du und diese

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