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Tödlicher Staub

Tödlicher Staub

Titel: Tödlicher Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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liegen.
    Fulton kroch zu ihr hin, zog sich an der Bettkante hoch und legte sich neben sie. Er hat mir die Wirbel zertrümmert, dachte er und wunderte sich, wie nüchtern er das feststellen konnte. Ich bin gelähmt. Ich kann mich nicht mehr bewegen, ich werde nie wieder gehen können, nichts mehr greifen können. Ich werde für den Rest meines Lebens steif in einem Spezialbett liegen – nur denken werde ich noch können.
    Er wußte nicht, wie lange er so neben Natalja gelegen hatte, aber dann versuchte er, die Hand zu heben.
    Die Hand ließ sich bewegen.
    Bewege das Bein.
    Das Bein bewegte sich.
    Richte dich auf.
    Sein Oberkörper gehorchte.
    Steh auf.
    Und er stand auf.
    Er begriff dieses Wunder nicht, aber als er Natalja ansah, die völlig blutverschmiert war, nahm er sie auf seine Arme und trug sie hinüber ins Badezimmer. Er legte sie in die Wanne, drehte das Wasser auf und begann, Sybins Blut und Hirnmasse von ihr abzuwaschen. Ich kann es, schrie er innerlich, ich habe Kraft, ich bin nicht gelähmt, Natalja, wir haben es überlebt.
    Während er sie wusch, erwachte sie aus der Ohnmacht und setzte sich in der Wanne auf.
    »Bleib ganz ruhig«, sagte Fulton. »Ganz ruhig. Es ist alles vorbei.«
    »Ist er tot?« Sie umklammerte seinen Arm. »Ist er wirklich tot? Kann er nicht wieder aufstehen?«
    »Du hast einen verdammt harten Schlag. Von mir bekommst du nie ein Beil in die Hand.« Er versuchte ein Lachen, drückte sie an sich und küßte sie. Sie zitterte am ganzen Körper. »Du warst sehr tapfer, du hast unser Leben gerettet. Er muß ein Verrückter gewesen sein. Was wollte er von mir? Steht plötzlich da, brüllt mich in einer fremden Sprache an und schlägt zu.«
    »Es … es war russisch … Bob, o Bob …« Sie drückte ihr Gesicht gegen seine Brust und begann zu weinen. Als er sich aus ihrer Umklammerung befreien wollte, krallte sie sich an ihm fest.
    »Russisch?« Fulton umfaßte mit beiden Händen ihr Gesicht, zog es zu sich empor und zwang sie, ihn anzusehen. Sie schloß sofort die Augen, ihr Zittern verstärkte sich. »Er war deinetwegen da? Du kennst ihn? Er wollte mich deinetwegen töten?«
    »Es ist Sybin …« Ihre Stimme brach, und sie begann wieder zu weinen. Fulton spürte, wie sich ihre Fingernägel in seinen Rücken gruben. Das kannte er von ihr: Sie konnte kratzen und die Nägel in sein Fleisch drücken, wenn ihre Leidenschaft sie mitriß und sie nicht mehr wußte, was sie tat. Jetzt aber war es Verzweiflung, war es das Suchen nach einem Halt.
    »Wer ist Sybin?« fragte er, schwer atmend. Und ehe sie eine Antwort stammeln konnte, schrie er in ihr Gesicht: »Dein Geliebter aus Moskau?«
    Sie nickte. Fulton erstarrte.
    »Hast du gewußt, daß er nach Paris kommt?« schrie er Natalja an und schüttelte sie. »Sag die Wahrheit! Verdammt, sag die Wahrheit … du hast gewußt, wer ich bin?«
    »Und wer bist du?« Sie riß die Augen auf und starrte ihn an. Ihr leises Weinen hörte schlagartig auf, nur das tränenlose Schluchzen vibrierte noch durch ihren Körper. »Du … du bist nicht Robert Fulton?«
    »Nein. Ich bin Captain Dick Fontana von der CIA!«
    Ihre Umklammerung erschlaffte, ihre Finger mit den scharfen, spitzen Nägeln glitten an ihm hinunter. Sie wäre zurück in die Wanne gerutscht, wenn er sie nicht am Kopf festgehalten hätte.
    »Du hast gewonnen«, sagte sie leise. »Ihr habt alle gewonnen. Endlich ist es vorbei …«
    Noch immer begriff Fontana nicht, wer der Tote war. Es war zu abwegig, jenseits allen Vorstellungsvermögens.
    »Was habe ich gewonnen?«
    »Ich habe ihn getötet – mein Gott, ich habe ihn getötet.« Sie umklammerte den Rand der Wanne, als Fontana sie losließ. »Ich habe ihn erschlagen … mit einem Beil … Ich habe Igor Germanowitsch Sybin erschlagen …«
    In Fontana schlug es ein wie ein Blitz. Das eisige Gefühl wurde von einer großen Hitze weggefegt. Sein Mund wurde trocken.
    »Sag das noch einmal. Der Tote nebenan ist Igor Germanowitsch? Der … der Boß der Atommafia?«
    »Der mächtigste Mann Rußlands …«
    »Und du warst seine Geliebte?«
    »Er hat mich dazu gemacht. Er hat meine Eltern und mich vor dem Verhungern gerettet. Was weißt du von Rußland, was weißt du von Menschen in Not, was weißt du von mir? Sybin hat mich aus dem Dreck geholt – und ich mußte ihm dankbar sein.«
    »Mit deinem Körper! Mit diesem verdammten Körper!« schrie er.
    »Ich habe Igor nie geliebt, nie. Glaube es mir. Gehaßt habe ich ihn. Immer wieder habe ich mir

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