Tödlicher Staub
Versetzung!« hatte Dick Fontana sagen wollen. »Und wenn das nicht möglich ist, bitte ich um meine Entlassung aus dem Dienst.« So sehr liebst du sie, daß du die Uniform ausziehen willst! Dir ist, zum Teufel, nicht gleichgültig, was aus ihr wird! Du wirst sie mitnehmen nach Washington!
Er stieg wieder über Sybin hinweg, ging in das Badezimmer und hielt Natalja ihre Kleidung hin. Sie stand noch so da, wie er sie verlassen hatte: an die Wand gelehnt, das Handtuch um die Hüften geschlungen, mit nassen Haaren.
Fontana bezwang sich, um sie nicht an sich zu ziehen und in die Arme zu nehmen. Da sie sich nicht rührte, legte er die Kleidung über den Wannenrand und sagte:
»Ich gehe hinunter zu Juliette. Sie muß uns helfen.«
»Laß mich nicht allein. Bitte …« Wieder begann sie zu zittern.
»Wovor hast du Angst? Sybin steht nicht wieder auf. Wir müssen ihn loswerden. Wir müssen ihn mit deinem Wagen wegschaffen.«
»Mit meinem Wagen … Bob, ich kann nicht …«
»Ich bin Dick, gewöhne dich daran.« Es klang härter, als er wollte. »Und du kannst. Wir bringen ihn aus Paris hinaus und legen ihn irgendwo ab, aber so, daß man ihn schnell findet. Dabei muß uns Juliette helfen.«
»Ich … ich kann ihn nicht mehr ansehen!« sagte sie voller Verzweiflung.
»Du wirst sogar helfen, ihn wegzutragen.«
»Nein! Nein!«
»Juliette muß alle Spuren verwischen. Sybin ist nach Paris gekommen und wurde erschlagen. Von wem, warum und was er in Paris wollte, wird für die Polizei ein Rätsel bleiben. Auch für die, die mit ihm zusammengearbeitet haben.« Er zog ihr das Handtuch von den Hüften. »Los! Zieh dich an.«
»Bleib hier, Dick!« schrie sie.
Er hatte die Tür aufgestoßen und das Badezimmer verlassen. Sie zog die Tür schnell wieder zu und verriegelte sie, als könne Sybin wirklich hereinkommen.
Schon auf der Treppe rief Fontana nach Madame Bandu, aber sie gab keine Antwort. Als er an der Rezeption stand, hörte er aus dem Hinterzimmer ein leises Wimmern. Er stürzte in den Raum und sah Juliette gefesselt und geknebelt auf dem roten Sofa liegen. Sie zerrte an den Fesseln, aber Sybin hatte die Handtücher gut verknotet.
Zuerst riß Dick den Knebel aus Madame Bandus Mund und löste dann die Verknotung. Kaum konnte Juliette wieder frei atmen, stieß sie einen Schrei und dann einen Fluch aus, den Fontana nicht verstand. Erst dann schrie sie:
»Wo ist der Russe? Wo steckt er?«
»Bei mir.«
Sie sprang vom Sofa, und Fontana wunderte sich, wie beweglich die alte Dame noch war. Ihr faltiges Gesicht glühte, und ihre Blicke spuckten Feuer. Sie wollte an ihm vorbeirennen, aber Dick hielt sie am Arm fest.
»Lassen Sie mich los, Bob!« schrie sie. »Ich will ihm zwischen die Beine treten! Rühreier mache ich aus ihm!«
»Nicht nötig, Madame. Er spürt es nicht mehr.« Fontana ließ ihren Arm los. Madame Bandu wischte sich die schweißnassen Haare aus der Stirn.
»Was heißt das?« fragte sie, plötzlich kleinlaut geworden.
»Das, was ich sage.«
»Bob! Sie haben den Russen …« Ihr Atem stockte. »Nein …«
»Doch! Er wollte mich und Natalja umbringen, mit einem Messer und einem Beil. Es war Notwehr … wirklich nur Notwehr …«
»Das ist das erste Mal, daß jemand im Monique stirbt. Auch die Polizei war noch nie bei mir.«
»Sie wird auch jetzt nicht kommen, Madame. Sybin, so hieß der Russe, war nie hier gewesen. Wir müssen alle Spuren verwischen. Vor allem das Blut im Zimmer …«
»Viel … viel Blut?«
»Sehr viel …«
»Du lieber Himmel!«
»Sie müssen die Dielen scheuern, jede Ritze. Am besten ist es, das Holz wird hinterher gestrichen. Aber vorher muß die Leiche weg.«
»Wohin? Man kann sie doch nicht in den Mülleimer werfen.« Madame Bandu war sichtlich beruhigt. Daß dieser Russe, der sie mißhandelt hatte, tot war, freute sie. Sie hätte ihn in ihrer ersten Wut auch töten können. Er war als Mörder ins Haus gekommen und hatte seine gerechte Strafe erhalten.
»Wir werden ihn mit Nataljas Wagen wegbringen. Aber wir können ihn nicht über die Straße tragen. Kann man von rückwärts an das Hotel heranfahren?«
»Ich habe einen kleinen Hof … aber die Gasse dazu ist zu schmal für das Auto. Da kommt nur ein Handkarren durch.«
»Ich muß es versuchen, Juliette. Rückwärts … dann können wir Sybin in den Kofferraum laden, ohne daß es jemand sieht. Es genügt, wenn ich am Anfang der Gasse stehe.«
Sie gingen die Treppe hinauf, aber bevor Fontana die Tür des Zimmers
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