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Toedlicher Staub

Toedlicher Staub

Titel: Toedlicher Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massimo Carlotto
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und eben darüber grübelte sie seit einer Weile nach.
    Der einzige Offizielle, an den sie sich wenden konnte, ohne auf einer Wache erscheinen und eine Aussage unterschreiben zu müssen, war Tenente Deidda. Er hatte keinerlei Interesse daran, bekannt werden zu lassen, dass er einen Deserteur benutzt hatte, um einen anderen Flüchtigen zu stellen. Er würde diskret in der Sache des Mordversuchs ermitteln, sie beschützen und diesen ominösen Tore Moi auf Abstand halten, vor dem Pierre wie Sebastiano so Angst hatten. Sie erwog gründlich jeden einzelnen Aspekt ihres Plans. Er schien lückenlos aufzugehen. Um Trincas brauchte sie sich keine Sorgen zu machen. Deidda würde Moi, Sebastianos Erpresser, in Schach halten, er selbst hätte mit der ganzen Sache nichts zu tun.
    Die Tierärztin stand auf und betrachtete Pierre, der sich schlafend stellte. Dann ging sie duschen. Zum x-ten Mal.
    Sobald Nazzari spürte, dass Nina aus dem Raum war, schlug er die Augen auf. Das Verhör, dem Nina ihn unterzogen hatte, hatte ihn erledigt; dass er gezwungen war, tatenlos hierzuliegen, und dass er seine neuen Papiere nicht mehr an sich bringen konnte, mit denen er nach Marseille in die Freiheit entkommen könnte, machte ihn wahnsinnig; dazu noch der Gedanke, vielleicht zehn Tage an diesem Ort festzusitzen, bis die Killer ihn womöglich auftrieben. Er wusste, auf Sebastiano konnte er sich bis zu einem bestimmten Punkt verlassen, denn der dachte vor allem an seine eigenen Interessen, Nina hingegen war unkalkulierbar. Als er sich gezwungen sah, ihr Deiddas Mobilnummer, die er sich fest eingeprägt hatte, zu geben, damit sie endlich aufhörte zu schreien, ahnte er ihre Absichten bereits. Er wollte sie davon abbringen, aber sie hatte nicht mal zugehört, sondern sich in einem alten Sessel zusammengekauert und war eingeschlafen.
    Gerade kam sie wieder herein. Die nassen Haare fielen ihr auf die Schultern. Sie nahm alles Geld aus Nazzaris Portemonnaie und ging hinaus.
    Die glühend heiße Sonne blendete sie. Mit gesenktem Kopf lief sie eine Schotterpiste entlang und kam nach geraumer Zeit zu einer Bar, verschwitzt und müde. Sie bestellte ein Bier, das sie in kleinen Schlucken trank. Dann kaufte sie eine Telefonkarte und eine Fahrkarte für den Bus, der eine Dreiviertelstunde später hier vorbeikommen sollte.

    Der Carabiniere nahm nach dem dritten Läuten ab.
    »Spreche ich mit Tenente Deidda?«
    »Ja?«
    »Ich bin Maria Antonietta Tola und würde gern mit Ihnen über etwas reden.«
    »Worum geht es denn?«
    »Man hat versucht, mich umzubringen. Bei dem Brand der Strandbar am Poetto.«
    »Wie ich das sehe, ist dafür die Polizei zuständig.«
    »Ich habe bislang mit niemandem darüber gesprochen.«
    »Warum?«
    »Weil ich mit Pierre Nazzari zusammen war, dem Deserteur, der früher für Sie gearbeitet hat und jetzt für Tore Moi.«
    »Nichts von dem, was Sie da sagen, entspricht den Tatsachen, aber ich bin trotzdem bereit, mir anzuhören, was Sie zu sagen haben«, sagte er geschwind, für den Fall, dass das Gespräch abgehört wurde. »Wenn Sie möchten, können wir uns treffen.«
    »Ja. Wann und wo?«
    »In zwei Stunden, auf dem Parkplatz beim Hafen.«
    Nina fühlte sich völlig leer. Sie bestellte noch ein Bier.

»Verdammte Hure«, fluchte Deidda, während er in seiner Tasche nach einem anderen Handy wühlte.
    »Lieber Tenente«, meldete sich Tore Moi, »es ist immer ein Vergnügen, Sie zu hören.«
    »Was für eine Scheiße baut ihr denn da?«, zischte der Carabiniere wütend.
    »Nichts, was dir schaden könnte, nur keine Sorge«, entgegnete der andere.
    »Da irrst du dich leider. Mich hat gerade eine gewisse Maria Antonietta Tola angerufen. Angeblich hat jemand versucht, sie zusammen mit diesem Idioten von Deserteur kaltzumachen. Weißt du nichts davon?«
    »Ich weiß immer alles«, bemerkte Moi.
    »So war das nicht abgemacht. Nazzari sollte ins Gefängnis wandern, nicht unter die Erde.«
    »Willst du das Zauberwort hören?«
    »Ja.«
    »Nationale Sicherheit.«
    »Tatsächlich?«
    »Unumgängliche Säuberungsmaßnahme.«
    »Zwei Tote fallen doch auf.«
    »Diese beiden nicht. Keine Sorge.«
    »Gut, aber ich wasche ab jetzt meine Hände in Unschuld. Zu dem Treffen mit der Frau gehst du schön selbst.«
    »Sehr gern. Am Ende wirst du auch von der Sache profitieren.«
    »Ach ja?«
    »Ich kann dir möglicherweise einen gewissen Hinkefuß auf dem Silbertablett servieren.«
    Deidda begriff sofort, dass Moi auf Ceccarello anspielte und offenbar

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