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Toedlicher Staub

Toedlicher Staub

Titel: Toedlicher Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massimo Carlotto
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plante, den Ex-Maresciallo auszuschalten. »Der interessiert mich nicht. Verkauf ihn an deine Kollegen von früher.«
    »Gern, aber ich würde lieber vor Bernini gut dastehen.«
    »Schaff uns dieses Arschloch elegant vom Hals, und ich führe dich bei Hof ein.«

    Tore rief Ceccarello an.
    »Ich dachte, ich hätte es mit Profis zu tun.«
    »Das örtliche Personal ist der Aufgabe nicht gewachsen gewesen, aber ich habe schon einen Berater mit der Leitung der Operation beauftragt.«
    Moi lächelte. Diese Scheiß-Militärs kamen einfach von ihrem Jargon nicht runter. »Wäre Ihr Mann innerhalb von zwei Stunden einsatzbereit, um sich der Tierärztin anzunehmen?«
    »Ja.«

    Nina war mit dem Bus bis zum Hafen gefahren, hatte sich ans Fenster gesetzt und den Blick frei über die Landschaft, dann über Stadt und Leute schweifen lassen. Sie benutzte zum ersten Mal öffentliche Verkehrsmittel in Cagliari und war angenehm überrascht, da sie viele Details wahrnahm, die ihr während der Fahrten mit dem Geländewagen nicht aufgefallen waren. Solchen Gedanken nachzuhängen half ihr, die Angst zu vergessen, die quälend an ihr nagte. Es war sicher die richtige Entscheidung gewesen, Deidda zu treffen, doch dass er am Telefon die Bekanntschaft mit Nazzari geleugnet hatte, erschien ihr merkwürdig. Vielleicht hatte sie sich unklar ausgedrückt, oder der Tenente hatte irgendetwas missverstanden. Egal wie, ab jetzt würde sie mehr Bus fahren. Es gefiel ihr, es jemand anderem zu überlassen, sie durch die Gegend zu kutschieren.
    Sie war zu früh und suchte sich eine Bank im Schatten mit gutem Blick auf den Parkplatz. Falls Pierres Beschreibung zutraf, würde sie Tenente Deidda sofort erkennen. Die Zeit verstrich, ihr rann der Schweiß. Zur verabredeten Zeit sah sie, wie ein Dickwanst aus einem von einem Kahlkopf gelenkten Wagen stieg. Er blickte sich um, als suche er jemanden. Er wirkte verdächtig und sah jedenfalls nicht wie ein Carabiniere aus. Langsam stand Nina auf, überquerte die Straße und tauchte unter den Laubengängen der Via Roma in der Menge unter, bis sie eine Telefonzelle entdeckte.
    »Warum sind Sie nicht selbst gekommen?«
    »Ich war leider verhindert, aber ich habe zuverlässige Leute geschickt«, antwortete Deidda möglichst vage.
    »Können Sie sie mir beschreiben?«
    Jetzt wusste Deidda nicht, was er sagen sollte, und er blieb stumm. Nina zählte die Sekunden. Bei zehn zischte sie »Arschloch!«, legte auf und schlüpfte in die Gassen der Altstadt, wo sie dicht an der Wand entlangging.

    »Ihr habt sie verloren!«, verkündete Deidda dem entsetzten Tore Moi. »Die ist nicht doof und hat mich gelinkt.«
    Moi rief Ceccarello an, der seinerseits schon alles von Franchino gehört hatte.
    »Langsam wird es lächerlich«, meinte Tore.
    »Wir haben das bald geregelt«, antwortete Ceccarello, verärgert, dass er sich von einem tadeln lassen musste, der mit Abhöraktionen sein Geld verdiente.
    Als Erstes suchten Franchino und Luca die Gegend ab. Franchino wunderte sich immer wieder laut: »Wo ist die verdammte Schlampe nur hin? Wo hat sich die Hure versteckt?«, der andere antwortete nicht. Er wurde nach Stunden bezahlt; zu rasch fertigzuwerden wäre kontraproduktiv. Man hatte ihn engagiert, um an der Ergreifung und Ermordung zweier Zielpersonen teilzunehmen. Nun hoffte er, dass sie doch ein wenig schlauer wären, als Franchino sie ihm beschrieben hatte. Der Ex-Söldner gefiel ihm nicht. Gemessen daran, was er wirklich geleistet hatte, spielte er sich ganz schön auf. Der Neapolitaner erkannte in ihm einen von denen, die ohne Schwierigkeiten töten, den direkten Kontakt mit dem Feind oder mit dem Opfer jedoch scheuen. Leute, die mit dem Sturmgewehr hantieren und ein Magazin nach dem anderen leerfeuern, aber wenn es mit dem Messer oder der Klaviersaite zu arbeiten gilt, werden sie zimperlich.
    Franchino seinerseits erwartete auch gar keine Antworten von Luca. Ceccarello hatte ihn vorgewarnt: »Maulfaule Neapolitaner kenne ich kaum welche, aber er ist einer von ihnen. Geh ihm nicht auf den Sack.«

    Ignazio Ghisu saß am üblichen Tisch in seiner Stammbar in der Innenstadt. Er nutzte das Lokal als Büro, um von hier aus seinen Geschäften nachzugehen, obwohl er im Stampace-Viertel nicht selbst dealte. Darum kümmerten sich seine Handlanger, denen es streng verboten war, in der Bar aufzutauchen. Zu eindeutig stand ihnen »Berufskrimineller« ins Gesicht geschrieben, und er wollte möglichst wenig auffallen, auch wenn die meisten

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