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Toedlicher Staub

Toedlicher Staub

Titel: Toedlicher Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massimo Carlotto
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In dem Fall dürfte es tatsächlich schwierig werden, die Verantwortlichen ausfindig zu machen.
    Während Kevin mit seinem Roller nach Sant’Avendrace unterwegs war, verfolgte Sebastiano zerstreut die Aufräumarbeiten am Standort seiner Bar, war mit dem Kopf aber woanders. Einerseits dachte er an seine Rache, andererseits an die Zukunft der Bar, die es nur geben konnte, wenn er rasch neu baute. Die städtische Lizenz war man schnell los. Überdies gab es da noch die beiden in dem Haus in Simbirizzi. Wieder ein Problem, das verdammt schwer zu lösen war; nicht nur, weil er ihre Haut retten musste, sondern auch, weil es galt, sie für die nächsten Jahre irgendwie sicher unterzubringen.
    In seinem Leben hatte er noch nie so eine beschissene Situation erlebt. Seine früheren Kollegen im Kokainhandel hatten ein Auge auf ihn und warteten darauf, dass er klein beigab. Er war der Erfolgreichste von ihnen allen gewesen, hatte aber wegen der Erpressung aufgehört, was die anderen jedoch nicht wussten. Sie nahmen irrtümlich an, Gloria, die Kuh, hätte ihn überredet, ein fast anständiger Barbesitzer zu werden. Fast, anders ging es nicht, eine Verbindung zum Koks gab es immer, schließlich hatte er seine Bar an einen Dealer verpachtet. Jetzt warteten sie geduldig, dass er zu ihnen zurückkehrte. Vergebliche Liebesmüh. Sebastiano würde seine Pläne auf keinen Fall verraten. Das wäre jetzt das Dümmste gewesen.
    Aus dem Augenwinkel bemerkte er ein weiß-blaues Auto, das schräg hinter ihm hielt. Den Fahrer kannte er, einen jungen Polizisten, der öfter bei ihm einen trank, doch den Beamten, der nun ausstieg, hatte er noch nie gesehen.
    »Hauptinspektor Giannone«, stellte der sich vor, mit einem Nicken grüßend, ohne ihm die Hand zu geben, was Sebastiano sofort auffiel. Der Bulle hatte was gegen ihn und zeigte das sofort.
    »Sagen Sie mal, den Brand hat nicht vielleicht Ihr Barkeeper gelegt, dieser Marco de Rossi, über den alle reden und den kein Mensch mehr gesehen hat?«
    Sebastiano zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht, ob er das war, und ich weiß ebenso wenig, wo er steckt«, antwortete er. »Vielleicht hat er anderswo was gefunden, auf dem Festland zum Beispiel. Hier ist die Saison sowieso bald vorbei.«
    »Vielleicht wurde er auch längst an die Schweine verfüttert«, entgegnete der Beamte. »Euch Sarden ist die Vendetta ja noch heilig.«
    »Und wer sollte das getan haben?«
    »Sie«, meinte er trocken.
    Trincas lachte laut auf. »Ich stamme aus Cagliari, alteingesessen«, erklärte er. »Wir haben mit Vendetta nichts am Hut.«
    »Mag sein. Meine Ermittlungen sind noch nicht beendet.«
    »Das kann mir nur recht sein. Ich bin nämlich viel neugieriger darauf als Sie, wer mir die Hütte angezündet hat.«
»Ich würde mir gern mal die Papiere des Angestellten ansehen.« Mit dem Kinn deutete Trincas auf die geschwärzten Mauerreste. »Alles verbrannt.«
    »Dann gehen Sie auf die zuständigen Ämter und besorgen sich Kopien. Ich erwarte Sie übermorgen.«
    Sebastiano nickte und ging grußlos weg. Noch so eine Scheiße, aber darum musste Tore Moi sich kümmern, der hatte ihn schließlich gezwungen, den Deserteur zu beschäftigen.

    In diesem Moment saß Tore Moi gerade mit dem Ex-General in einem Café, um einen in einer Lokalzeitung unter dem Titel »Die Region aus dem Spiel« erschienenen Artikel zu besprechen. Der Offizier kannte ihn noch nicht und verlangte, dass Moi ihn ihm vorlas, als wäre er sein Adjutant.
    »Salto di Quirra, Tabuwort für die örtliche Exekutive. Jetzt ist es heraus: Die Region wird bei den Entscheidungen über die Zukunft der entstehenden Startbahn im militärischen Sperrgebiet außen vor gelassen. Wenn der Regionalpräsident bei der Regierung vorspricht, kann er sich jeden Widerspruch sparen und muss ohnmächtig die Entscheidungen aus Rom hinnehmen, denn ihm fehlt jegliche Handhabe für einen Widerstand. Nachdem das Verteidigungsministerium die polifunktionellen taktischen Leitlinien gutgeheißen hat, ist eines klar: Die Erprobung ferngelenkter Flugkörper und des Prototyps Saturnon sind beschlossene Sache. Ebenso steht fest: Sollte das Projekt nicht zustande kommen, so keinesfalls wegen des Einspruchs des Regionalgouverneurs, sondern allenfalls durch mangelnde Abstimmung zwischen staatlichen Stellen und den privatwirtschaftlichen Förderern dieses innovativen Waffensystems. Eine Investition von fünf Millionen Euro, von der die Region selbstverständlich profitieren dürfte.«
    Der

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