Toedlicher Staub
die Security kümmert, hat uns miteinander bekannt gemacht. Ich sollte den Barkeeper und die Verrückte um die Ecke bringen.«
»Hat er dir nicht erklärt warum?«
»Danach hab ich auch nicht gefragt.«
»Und wo steckt dieser Franchino jetzt?«
»Hier in Cagliari. Er ist zurückgekommen, um die Sache abzuschließen.«
»Ist er allein?«
»Er hat einen Kahlkopf dabei.«
Sebastiano holte das Handy aus der Tasche, das er Ghisu weggenommen hatte, machte es an und kontrollierte rasch die Kontaktliste. »Hier ist ein Franchino dabei. Ist das der Mann?«
»Ja.«
Ein Signal zeigte eine neue SMS an. »Von einer Maria Vittoria. Sie sagt, du bist ein Arschloch.«
Dann kamen noch welche. »Soll ich sie dir vorlesen?«
»Mach den Apparat aus.«
»Angelo Collu kenne ich. Wer sind die beiden anderen?«
»Kevin Fara und Alex Spissu.«
»Wer hat Nina vergewaltigt?«
»Angelo«, stieß Gishu hervor. »So. Jetzt hab ich dir alles gesagt, was ich weiß. Lass mich gehen!«
Trincas breitete in gespielter Überraschung die Arme aus: »Im Auto hast du einen Schadensersatz erwähnt. Schon vergessen?«
»Sag wie viel, und ich zahle.«
»Ich hab auch mal in deiner Branche gearbeitet und weiß alles über den Kokshandel«, informierte er ihn. »Ich will deine Ersparnisse und Geleitschutz.«
»Dann kann ich meinen Laden dichtmachen.«
»Ich dachte, du willst überleben.«
»Will ich auch«, seufzte Ghisu.
»Wo hast du das Geld?«
»Zu Hause.«
»Und das soll sicher sein?«
»Das findet kein Mensch.«
Trincas machte ihn los. »Dann fahren wir es jetzt holen.«
»Wohin bringst du ihn?«, fragte Nina, während sie Ghisu den Schenkel verband. Sie hatte alles hinter der Tür mitgehört.
»Nur auf einen kleinen Ausflug.«
»Warum will dieser Franchino uns umbringen?«
»Frag das Pierre«, sagte Trincas, »der weiß das vielleicht.«
Sie schüttelte den Kopf. »Aus dem hab ich schon alles herausgequetscht, was er wusste. Von einem Franchino hat er nichts gesagt.«
»Dann müssen wir Franchino eben persönlich fragen.«
Ghisu lebte allein im Pirri-Viertel, in einem großen zweigeschossigen Haus, in das man diskret durch ein elektrisch betriebenes Tor und über eine Rampe gelangte, die direkt in die Tiefgarage führte. Innen war es geschmackvoll eingerichtet, aber das hatte nicht der Dealer selbst getan. In Cagliari gibt es hervorragende Innenarchitekten, man selbst muss nur beschließen, wie viel man für Möbel und »Ideen« ausgeben will.
Das Versteck des Geldes war wirklich genial, Ignazio musste sich den Kopf zerbrochen haben, um darauf zu kommen. Ein in den Boden eingelassenes Behältnis, groß wie eine Schuhschachtel und verborgen durch ein Bücherregal, das die ganze Wand bedeckte und dessen Inhalt Ghisu nie auch nur einen Blick geschenkt hatte. Man musste eine bestimmte Schraube lösen, dann glitt das ganze Möbel auf zwei kurzen Schienen beiseite und legte den kleinen Tresor frei.
»Achtzigtausend. Das genügt nicht, um die Bar wieder aufzubauen«, bemerkte Sebastiano.
»Ich hab noch Koks im Wert von zweihunderttausend.«
»Dann ruf Angelo an und sag ihm, er soll es herbringen und die Tageseinnahmen gleich mit.«
»Du bist wirklich unersättlich«, ächzte Ignazio.
Sebastiano verzog abfällig das Gesicht. »Und versuch ja nicht, mich mit irgendwelchen kodierten Sprüchen oder so zu verarschen.«
Es brauchte nur wenige Worte, um Angelo den Befehl zu übermitteln.
»So, jetzt müssen wir nur noch warten«, seufzte Ghisu und erhob sich vom Wohnzimmersofa.
»Wo gehst du hin?«
»Ich hole mir ein Bier. Willst du auch eins?«
»Warum nicht«, antwortete Sebastiano und folgte ihm, die Pistole auf seinen Rücken gerichtet. Eine überflüssige Vorsichtsmaßnahme. So, wie Ghisu humpelte, würde er mit seinem rechten Bein nicht weit kommen, das diente ihm nur noch dazu, aufrecht zu gehen.
Der Kühlschrank war mit Trinkwaren der besten Marken gefüllt. »Angeblich sind wir Sarden landesweit die größten Biertrinker«, meinte Sebastiano beiläufig.
»Hab ich auch gehört«, sagte Ghisu. Dann deutete er auf Sebastianos Bier: »Trinkst du aus der Flasche, weil du denkst, meine Gläser sind schmutzig, oder weil du sie mitnimmst, um keine Fingerabdrücke zu hinterlassen?«
»Keine Sorge, ich will dich nicht erschießen. Nur, wenn ihr mich dazu zwingt.«
Zehn Minuten darauf klingelte es. Trällernd kam Angelo die Treppe hoch und betrat das Wohnzimmer, ein breites Grinsen im Gesicht. Als er den blutigen Verband am
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