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Toedlicher Staub

Toedlicher Staub

Titel: Toedlicher Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massimo Carlotto
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Alex hinschicken sollen. Der war der Normalste von den dreien, und Angelo übertrieb es in letzter Zeit mit dem Koks. Ghisu selbst hatte immer nur winzige Mengen genommen, obwohl er es ständig zur Hand hatte, aber er trug nie welches bei sich. Er hatte ein anderes Laster: das Spiel. Sobald das Geschäft es erlaubte, nahm er stets das nächste Flugzeug nach Venedig, denn das Casino auf dem Lido war ihm das liebste. Leider hatte man sich auf Sardinien noch nicht dazu durchringen können, eines zu eröffnen. Bei der letzten Wahl hatte er dafür gesorgt, dass das ganze Viertel für einen Kandidaten stimmte, der in seinem Wahlprogramm versprochen hatte, diese empfindliche Lücke zu schließen, bisher war jedoch nichts dergleichen geschehen.
    Er rief Kevin an. »Ist Trincas aufgetaucht?«
    »Noch nicht.«
    »Bist du sicher, dass du die Botschaft klar und deutlich an den Mann gebracht hast?«
    »Todsicher.«
    Ghisu wurde langsam ungeduldig. Am nächsten Tag würde er zu Plan B greifen und seine Jungs auf die Jagd nach Trincas schicken. Ein Auto klauen, in dessen Kofferraum er Platz fände, und los. Wenn er sich nur umgedreht und aufmerksam das Innere der Wagen hinter sich betrachtet hätte, so hätte er Trincas entdeckt, der ihn beobachtete.
    Die Stunde des Aperitifs ließ sich außergewöhnlich gut fürs Geschäft an, seine Jungs würden nachher alle Hände voll zu tun haben. Um Punkt halb neun stand er auf, um zu einem Abendessen zu fahren. Er ließ wie üblich zwanzig Euro Trinkgeld liegen und ging zu seinem in der Nähe geparkten Wagen. Er war mit einer Frau verabredet, die er um nichts in der Welt warten lassen wollte. Durchaus keine von den üblichen Huren. Sie hieß Maria Vittoria, war in den Vierzigern, geschieden, hatte in Wirtschaftswissenschaft und Betriebswirtschaftslehre abgeschlossen und war Partnerin in einer angesehenen Immobilienfirma. Er hatte sie in einem Lokal kennengelernt und anfangs gar nicht bemerkt, dass sie ein paar Jahre älter war als er. Sie war so attraktiv, dass er sofort angefangen hatte, sie zu umwerben, fasziniert vor allem von dem gesellschaftlichen Status, der von Kleid und Schmuck angezeigt wurde. Die Freundin, die mit am Tisch saß, war nach einer Weile diskret aufgebrochen. Eine angeregte Unterhaltung, eine Flasche Champagner und keinerlei Aussicht darauf, sie gleich ins Bett zu kriegen. Unter anderen Umständen hätte er sie zum Teufel geschickt, aber ihr Beruf machte sie einer langen und beharrlichen Werbung würdig. Seit langem suchte er schon eine Vertrauensperson, die über jeden Verdacht erhaben war, seinem Milieu klar und deutlich fernstand und die ihm helfen konnte, seine Einkünfte zu verwalten und günstig anzulegen. Maria Vittoria ließ sich als die perfekte Lösung an. An diesem Abend war er zum ersten Mal bei ihr zu Hause zum Essen eingeladen. Er hatte mit seiner Zusage Blumen geschickt und wollte ihr jetzt Champagner und Pralinen mitbringen.
    Ghisu setzte sich in seinen BMW. Kaum hatte er sich angeschnallt, da wurde die Beifahrertür aufgerissen und Trincas saß neben ihm, eine Pistole auf ihn richtend. Der Dealer erkannte ihn sofort, und der entsicherte Revolver machte ihm klar, dass er ernste Probleme hatte. Er blieb reglos sitzen, schweigend. Ein echter Profi.
    »Mach das Handy aus und lass den Motor an«, befahl Sebastiano.
    »Warum unterhalten wir uns nicht lieber ein bisschen und versuchen, die Sache gütlich zu klären?«
    »Wenn du tust, was ich dir sage, hast du eine Chance, mit dem Leben davonzukommen, eine einzige. Wenn nicht, knalle ich dich hier und jetzt ab.«
    Der Dealer ließ den Motor an und fädelte sich in den Verkehr ein.
    »Zum Poetto.«
    »Wie hast du mich gefunden?«
    »Du hast einen Idioten geschickt, um mir eine Falle zu stellen, weil du dachtest, ich bin auch einer.«
    »Dann habe ich mich wirklich geirrt«, sagte Ghisu ruhig. Und ruhig war er tatsächlich, immerhin konnte er mit einigem Verhandlungsspielraum rechnen. »Irrtümer lassen sich ja gutmachen …«
    Sebastiano beschloss mitzuspielen. »Manchmal genügt es nicht, um Entschuldigung zu bitten.«
    Ignazio sprach Klartext. »Der Brand war ein Unfall. Ich kann dich entschädigen.«
    »Interessanter Vorschlag. Ich überdenke ihn, nachdem du mir ein paar Fragen beantwortet hast.«
    »Ich sag’s nochmal: Du warst nicht die Zielperson.«
    »Mag sein. Aber den Namen deines Auftraggebers musst du mir trotzdem sagen.«
    »Kann ich rauchen?«
    »Nein.«
    »Weil es dich stört?«
    »Nein, weil du

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