Toedlicher Staub
damit sie auf die Knie ging.
Die Mittagszeit war schon seit einer geraumen Weile vorüber, da weckte ihn das Läuten seines Handys.
»Du klingst wie einer, der am helllichten Tag pennt, während alle anderen schon die ganze Zeit am Arbeiten sind«, bemerkte Mario Cannas.
»Was willst du?«
»Hab ich dir doch gestern gesagt«, bellte der Ex-Gefängniswärter, »wir beide müssen uns mal miteinander unterhalten.«
»Stimmt ja. Hatte ich vergessen.«
»Idiot! In einer Stunde in dem Steakrestaurant im Einkaufszentrum bei dir um die Ecke. Und komm pünktlich.«
Sebastiano hatte nicht die geringste Lust, ihn zu treffen. Er war ein unbedeutendes Arschloch, eine Null, und er musste sich jetzt um Franchino und seinen glatzköpfigen Kollegen kümmern, denn Ghisu und Angelo zu töten hatte das Problem nur zur Hälfte gelöst. Und mit den beiden Söldnern würde er nicht so umspringen können. Er wollte gern weiterleben, und im Laufe der letzten vierundzwanzig Stunden hatte er schon genug riskiert. Außerdem hatte er jetzt ausreichend Geld, um die Bar wieder aufzubauen. Und er hatte Gloria.
Verdammt, was liebte er diese Frau!
Er parkte und suchte einen der vielen Eingänge zum Einkaufszentrum, das wie immer rappelvoll war. In einem Schaufenster bemerkte er ein handgeschriebenes Plakat, das für ein »Superangebot« warb. Der Preis war wirklich lächerlich, aber der angepriesene Artikel interessierte ihn nicht. Mario hingegen würde sich ganz sicher von solch einem Angebot in Versuchung führen lassen. Sebastiano verlangsamte den Schritt. Ab dem Augenblick, als Cannas dieses Treffen zum ersten Mal erwähnt hatte, dachte er, er könne es irgendwie für seine Zwecke nutzen, doch er war bislang nicht darauf gekommen, wie. Jetzt stand ihm alles glasklar vor Augen. Er drehte um und ging in den Laden.
»Du kommst zu spät«, fauchte Mario, frustriert über diesen Mangel an Respekt.
Sebastiano lächelte versöhnlich. »Doch nur fünf Minuten. Ich hab keinen Parkplatz gefunden.«
Cannas erhob die Hand, um die Aufmerksamkeit des Kellners zu erlangen. »Dann können wir ja jetzt bestellen.«
Der Ex-Gefängniswärter war kein großer Redner, und heute war er noch wortkarger als sonst. Er wartete, bis die Gläser vor ihnen standen, und trank einen großen Schluck, bevor er den Mund aufmachte: »Marco de Rossi, dein Barkeeper. Weißt du, was aus dem geworden ist?«
»Nein. Du müsstest das wissen, du und Tore habt mich schließlich gezwungen, ihn einzustellen.«
»Wir haben ihn aus den Augen verloren.«
»Dann weiß ich nicht, wie ich dir helfen soll.«
Cannas steckte sich ein Stück Brot in den Mund. »Und seine Freundin, diese Tierärztin?«
»Die waren befreundet? Ist mir nicht aufgefallen.«
»Seltsam, so ein aufmerksamer Typ wie du.«
Wütend schob Sebastiano seinen Teller von sich weg. »Was willst du eigentlich, verdammt nochmal? Ich versteh nicht, was das Ganze soll.«
»Diese beiden kennen niemanden außer dir.«
»Und?«
»Und du bist der Einzige, der ihnen geholfen haben kann unterzutauchen.«
Fast hätte Trincas sich an dem Stück argentinischem Rindfleisch verschluckt, das er gerade kaute. Während er es mit einem Schluck Bier hinunterspülte, wurde ihm klar, dass Tore und Mario offenbar ganz ausgezeichnet über die wichtigsten Aspekte des Anschlags auf seine Bar Bescheid wussten. Also beschloss er, ein falsches Spiel zu wagen.
»Ich kann mit dir über diese Sache nicht reden.«
»Wieso denn?«
»Befehl von Franchino.«
Cannas konnte seine Überraschung nicht verheimlichen. »Woher kennst du den auf einmal, verflucht?«
»Nicht den, die«, wagte er zu sagen, in der Hoffnung, dass Ghisu ihm keinen Mist erzählt hatte. »Sie sind zu zweit. Da ist auch noch der Glatzkopf.«
»Erzähl.«
»Das kann ich nicht. Und du weißt ja, wie man so sagt: Was du nicht weißt, macht dich nicht heiß.«
»Erzähl keinen Mist, ich weiß alles, was es zu wissen gibt!«, begehrte Mario auf.
»Das will ich doch stark bezweifeln«, provozierte ihn Trincas. »Diese beiden wirken, als würden sie sich auf einer höheren Ebene bewegen, du verstehst schon, oder?«
Mario war zornesrot. »Das sind Söldner«, zischte er. »Handlanger von einem gewissen Ceccarello, der hierhergekommen ist, um von Tore die Erlaubnis zu kriegen, dass er deinen Barkeeper um die Ecke bringt. Und mein Partner hat die Bedingung gestellt, dass die Tierärztin gleich mit beseitigt wird.«
»Warum denn das? Was hat die Ärmste euch getan?«
Der
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