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Toedlicher Staub

Toedlicher Staub

Titel: Toedlicher Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massimo Carlotto
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Bein seines Bosses bemerkte, ließ er die Tasche mit dem Koks zu Boden fallen. »Scheiße, was ist passiert?«
    Sebastiano trat hinter ihn und schoss ihm in den Kopf. Dann richtete er den Lauf auf Ignazio Ghisus Brust und drückte weitere dreimal ab.
    Der scharfe Geruch des Kordits erfüllte den Raum. Einen Moment lang stand Sebastiano noch da, den Arm in Richtung Tür ausgestreckt, falls Angelo nicht allein gekommen sein sollte. In der Trommel befanden sich noch zwei Patronen. Beruhigt von der Stille steckte er sich die Pistole in den Gürtel, um die Hände frei zu haben. Es gab einiges zu tun. In Schränken und Schubladen suchte er Handtücher, Bettlaken, Abfallsäcke und Klebeband, um die beiden Leichen gut zu verpacken. Er hätte sie auch hier liegen lassen können; niemand würde ihn je mit dem Mord in Verbindung bringen. Von den beiden anderen Handlangern, Kevin und Alex, hatte er nichts zu befürchten, sie würden sich verkriechen und hoffen, dass ihnen dasselbe Schicksal erspart bliebe. Ohne Leichen allerdings gab es kein Verbrechen, und er musste auch der Tatsache Rechnung tragen, dass Cagliari nicht Mailand oder Neapel war. Zwei mit einer .38er abgeknallte Dealer würden Bullen und Staatsanwaltschaft ganz schön in Bewegung bringen, und die Presse würde Öl ins Feuer gießen. Besser, er ließ sie verschwinden und gewann etwas Zeit.
    Sosehr er sich auch bemühte, die Spuren zu beseitigen, war dem Raum doch anzusehen, dass er der Schauplatz eines mittleren Gemetzels gewesen war. Nur verdachtsweise, aber immerhin. Ohne Leichen würden die Ermittlungen rasch ins Leere laufen. Bevor er wegging, dachte er noch daran, seine Fingerabdrücke von der Bierflasche zu wischen. Er zerrte die Bündel die Treppe hinunter und lud sie in den geräumigen Kofferraum von Ghisus Wagen. Er troff vor Schweiß; seine Kleidung war verschmutzt und blutbefleckt. Also ging er wieder hoch und wusch sich im Bad, wobei er peinlich darauf achtete, keinerlei Spuren zu hinterlassen. Dann durchsuchte er den Kleiderschrank. Ghisu war nur ein wenig größer und breiter als er. Sebastiano entschied sich für eine dunkle Hose und ein ebensolches Hemd.
    Während er zu dem Unterschlupf fuhr, dachte er darüber nach, dass er zum ersten Mal in seinem Leben getötet hatte. Er hoffte, es nie wieder tun zu müssen, empfand jedoch keinerlei Gewissensbisse. Diese Arschlöcher hatten ihm den Krieg erklärt, und er war genötigt gewesen, sich zu verteidigen.
    Er machte sein Handy an und meldete sich bei Gloria. »Ciao, Amore«, begrüßte er sie.
    Zwanzig Minuten später fiel das Licht der Scheinwerfer auf die Fassade des Hauses und auf Nina, die rauchend am Fenster stand.
    »Ich hab mir so Sorgen gemacht, ich wäre fast wahnsinnig geworden!«
    »Alles in Ordnung. Geh schlafen.«
    »Was heißt ›alles in Ordnung‹?«
    Statt einer Antwort holte Trincas Spitzhacke und Spaten aus der Fertigteilbox, die als Garage und Werkzeugschuppen diente. Sie begriff sofort, was er damit vorhatte. Das Blut gefror ihr in den Adern, aber sie sagte nichts und ging ins Haus zurück, wo sie sich hinlegte und hoffte, dass ihr Vergewaltiger möglichst bald unter der Erde war. Dann glitt sie in den Schlaf.
    Sebastiano betrat Pierres Zimmer. »Wie geht’s?«
    »Besser. Ich glaube, ich werd mal versuchen aufzustehen.«
    »Gute Idee.«
    »Was ist in der Tasche da?«
    »Geld und Koks.« Trincas verstaute die Tasche in einem alten Schrank. »Ich sag dir das gleich, damit du nicht auf die Idee kommst, sie aufzumachen.«
    »Klingt das wie eine Drohung, oder irre ich mich?«, fragte Nazzari pikiert.
    »Du irrst dich nicht.«
    Als Nina aufwachte, traf sie Pierre erstmals wieder auf zwei Beinen an. Er war noch schwach, und die Rippen taten ihm weh.
    »Wo ist Sebastiano?«
    »Nach Hause gefahren.«
    Nina ging hinaus und suchte ihn ums Haus herum. In der Tat war er nicht mehr da. Im früheren Gemüsegarten bemerkte sie frisch aufgeworfene Erde, noch feucht vom gestrigen Regen. Plötzlich verspürte sie große Lust auf einen Espresso und auf die erste Zigarette des Tages.
    Trincas hatte den BMW mit offenen Türen im Viertel Sant’ Elia stehen lassen. Er konnte sicher sein, dass irgendwer sehr bald das Angebot annehmen würde. Er war nach Hause gegangen und hatte Ghisus Kleidungsstücke in den Müll geworfen. Jetzt stand er unter der Dusche. Gloria kam und seifte ihm den Rücken ein. Er ließ sie gewähren, bis er so weit war, dann drehte er sich um und drückte ihr sacht auf die Schultern,

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