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Tödlicher Steilhang

Tödlicher Steilhang

Titel: Tödlicher Steilhang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Grote
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eine sehr wichtige Angelegenheit, schließlich geht es um  – Mord!«
    Die Empfangsdame sah ihn an wie ein Fisch, der nach Luft schnappt, und erstarrte. Sie glaubte, sich verhört zu haben. »Was sagten Sie eben?«
    »Dass es sich um eine wichtige Angelegenheit handelt.«
    »Das andere Wort.«
    »Mord?« Georg nickte ihr aufmunternd zu. »Ich meine den Mord an dem Winzer Helmut Menges. Haben Sie davon nicht in der Zeitung gelesen? Es geht dabei auch um Ihren Chef.«
    Als täte sie etwas Verbotenes, griff die Sekretärin langsam nach dem Telefon und drückte eine Taste. »Chef?! Hier steht ein Herr Hellberger.« Jetzt las sie zum ersten Mal die vor ihrliegende Visitenkarte genau. »Er ist … oh … Privatdetektiv … steht auf seiner Karte. Was? Nein, es … es geht um Mord … den an Helmut Menges.« Sie lauschte angespannt in den Hörer hinein, dann sah sie an Georg vorbei zur verglasten Wand hinter ihm, wo es zum Baumarkt ging. »Ja, allein … Polizei? Nein, Privatdetektiv.« Sie blickte Georg an, als hätte er eine ansteckende Krankheit. Sie legte den Hörer zurück. »Da entlang, die zweite Tür links.« Sie war sichtlich froh, dass Georg sich abwandte und in die angegebene Richtung ging.
    Im Flur beeindruckten ihn verglaste Großfotos gewaltiger Maschinen und Fahrzeuge zur Bewegung ungeheurer Erdmassen. Besonders interessant war die Aufnahme eines Muldenkippers. Eine zwölfstufige Leiter führte zum Führerstand, darüber spien armdicke Auspuffrohre schwarzen Dieselqualm aus. Ein Mann stand mit ausgestrecktem Arm neben dem Vorderreifen und erreichte doch nicht den oberen Rand.
    »Ein gewaltiges Gerät, einhundertsiebzig Tonnen fasst er.« Bewunderung für das Große schwang in der tiefen Stimme des Mannes mit, der neben ihn getreten war. Hingerissen betrachtete er die Aufnahme, doch als Georg ihn von der Seite her anblickte, verfinsterte sich sein Ausdruck. »Konnten Sie das meiner Mitarbeiterin nicht diskreter sagen? Sie poltern hier rein …«
    Das klang gar nicht mehr bewundernd. Als er die Hand ausstreckte, um Georg am Arm ins Büro zu ziehen, zögerte er, denn Georg wich aus und blickte tadelnd auf diese Hand und dann Herrn Schwemmer in die Augen. Er hatte das bei unzähligen Gesprächen getan, doch Feindschaft gepaart mit Bauernschläue war selten so offenkundig gewesen wie hier.
    Schwemmer, Chef der MoBau GmbH, war von ähnlicher Statur wie er selbst, jedoch weniger athletisch, sondern untrainiert und zu dick. Die Hände waren die eines Bauarbeiters, sie passten zur Branche.
    »Sind Sie von allen guten Geistern verlassen? Das mit dem Mord ist in einer halben Stunde im Betrieb rum. Ich sollte Sie rauswerfen.«
    »Das bleibt Ihnen unbenommen, Herr Schwemmer.« Georg tauchte lächelnd unter der Welle an Aggression hindurch. Sie waren in der Tür zum Chefzimmer stehen geblieben.
    »Es ist eine Unverschämtheit, mich mit dieser Sache in Verbindung zu bringen. Übrigens war es kein Mord, es war ein Unfall.«
    »Waren Sie dabei?«
    Es dauerte einen Augenblick, bis Schwemmer begriff, was Georg meinte, und er fühlte sich hereingelegt. »Wollen Sie mich vorführen? Wir brauchen die Brücke!«
    »Ist sie wichtig für Ihr Unternehmen? Sie sind mit Erdarbeiten betraut.«
    »Bei Ihnen muss man ja höllisch aufpassen, was man sagt«, meinte Schwemmer lauernd. »Sie drehen einem das Wort im Munde um. Das Land braucht die Brücke und keine Leute wie die dämlichen Grünen, die den Fortschritt aufhalten.«
    »Die sind für die Brücke«, warf Georg lächelnd ein.
    Schwemmer sah ihn an, als würde er ihn wieder auf den Arm nehmen wollen.
    »Tatsächlich? Die sind dafür?«, fragte er und sah ihn ungläubig an. »Na, dann sind sie ja endlich in der Wirklichkeit angekommen. Wir brauchen die Anbindung an die Nordsee, an die Häfen, sie ist immens wichtig. Dass sich die Lastwagen zwischen Brauneberg und Mülheim die Serpentinen raufquälen und die Menschen aus dem Schlaf reißen, muss endlich ein Ende haben. Das europäische Fernstraßennetz wird ausgebaut, wir denken hier nämlich europäisch, wir brauchen Wachstum, die Region Rhein-Main, der Flughafen Frankfurt-Hahn …«
    »Ach, kommen Sie. Die Fluggastzahlen sind doch wiederauf den Stand von 2005 gesunken. Da fliegen nur noch US-Soldaten …«
    Schwemmer zog Georg harsch ins Büro, wo sich Aktenberge türmten. In einem Regal standen diverse Modelle von Lastwagen, Baggern, Raupenschleppern und Kippern. Schwemmer schien nie aus dem Sandkasten herausgekommen zu sein. Und

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