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Tödlicher Steilhang

Tödlicher Steilhang

Titel: Tödlicher Steilhang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Grote
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allerdings nur, wenn man sie nutzte. Voraussetzung dafür war natürlich der Wille dazu. Susanne und Georg besaßen den Willen, wie sich zeigte, als er in der Küche half, das Abendbrot herzurichten.
    Da war der Wunsch nach Verständigung, aber die Angst bremste ihn, die Vorsicht, die Wunden waren nicht verheilt …
    Karsten zeigte sich heute umgänglicher, nachdem Georg versprochen hatte, ihn am nächsten Samstag zu seinem Fußballspiel zu begleiten. Kilian hatte sich danach wieder auf dem Sofa im Büro zusammengerollt und murmelte englische Vokabeln vor sich hin, bis ihm das Heftchen aus der Hand fiel.
    Als seine Mutter sich überzeugt hatte, dass er schlief, sagte sie leise, sie habe nachgedacht.
    »Nehmen wir mal an, du setzt für dich als Geschäftsführer hier ein Gehalt von viertausend Euro an. Mehr als ein Halbtagsjob ist nicht nötig, das macht vierundzwanzigtausend im Jahr, plus Arbeitgeberanteil. Dann müsstest du zehn Jahre und länger arbeiten, um an meinem Weingut eine respektable Beteiligung aufzubauen, bei all den Immobilien und Anlagen, Warenlager und so weiter. Ich weiß, warum ich so panisch reagiert habe. Ich hatte Angst, dass du … dass Sie mir was wegnehmen. Dass der Vater meiner Jungen damals weggegangen ist, hat uns alle traumatisiert. Meine Welt ist zusammengebrochen. Ich habe seitdem nie wieder jemandem wirklich vertraut.«
    Susanne schaute zu Boden. »Das Misstrauen frisst einenvon innen auf, man glaubt sich ausschließlich von Feinden umgeben. Ich merke das sogar beim Umgang mit Kunden. Ich frage mich zu vieles, es quält mich …« Sie biss sich auf die Lippen und blickte auf. »Man organisiert, regelt, sorgt für alles, aber es macht so wenig Freude. Und auf den Abend mit dir …«, jetzt zögerte sie, als würden sie die nächsten Worte unendlich viel Überwindung kosten, »auf heute Abend habe ich mich ziemlich gefreut. Wir können so gut miteinander – arbeiten.«
    Es gibt noch anderes als Arbeit, dachte Georg, was wir noch nicht ausprobiert haben, aber es ist besser, langsam aufeinander zuzugehen, dann kann man sich notfalls ohne Verletzungen zurückziehen.
    Mit Grauen erinnerte er sich an Miriams Anruf. Davon erzählte er Susanne nichts, und auch nicht von seiner Angst, wie die Mädchen auf die Hausdurchsuchung reagieren würden. Er müsste Rose fragen.
    Doch jetzt saß ihm die Frau gegenüber, die er kennenlernen wollte. Wie lernt man einen Menschen kennen? Ihre Firma kannte er bereits, und der Firma, dem Weingut, ging es nicht besonders gut. Eine gute Geologin musste keine gute Winzerin sein. Eine erfolgreiche Winzerin war meistens auch eine gute Geschäftsfrau oder hatte jemanden dafür wie ihn.
    Sie beratschlagten mehr als eine Stunde, was zu tun sei und wie der Betrieb reorganisiert werden müsse, welche Möglichkeiten es zur Kooperation mit Sauter gebe, hier konnte Georg sogar hinsichtlich der technischen Möglichkeiten mitreden. Er würde Sauter darauf ansprechen. Man könnte eine gemeinsame Probierstube einrichten, ein Winzercafé, und sie lachten über Klaus’ Vorschläge zur Zusammenlegung der beiden Betriebe, eine Idee, die nicht vollständig von der Hand zu weisen war.
    Doch Georg äußerte Bedenken: »Ich will nicht dazu verdammt sein, im Büro zu enden.« Mit diesem Gedankenschloss er das Thema ab. »Es macht mir viel zu viel Spaß, im Weinberg zu arbeiten, nicht vom Parkplatz ins Büro zu hetzen, vielmehr das Wachsen der Trauben zu sehen, wie die Farben sich verändern …«
    »Wart erst einmal die Lese ab, wenn du Stunde um Stunde gebückt arbeitest, die Sonne im Nacken und nachts im Keller die Trauben eingemaischt und gekeltert werden. Morgens müssen alle Geräte wieder sauber sein, dann kommen bald die nächsten Trauben, dann streiten sich die Lesehelfer oder werden krank, dann schneidet sich einer, du bringst ihn zum Arzt, und das nach vier Stunden Schlaf … wenn du Glück hast.«
    Es wäre nicht schlecht, ein wenig Glück zu haben, dachte Georg und sah den friedlich schlafenden Jungen auf dem Sofa an. Dort konnte er sich auch Rose vorstellen, es fiel ihm nicht schwer, jedoch beim Gedanken an Jasmin zögerte er. Ihr wäre die Mosel zu spießig, Zeltingen ein Kaff. In dieser Welt der Bauerntrampel, der Weinbauern, hier wäre alles uncool und ohne jeden geilen Platz zum Chillen, einfach ätzend, und seine Gegenwart wäre ihr wieder nur peinlich. Auch zweihundert Facebook-Freunde würden das nicht wettmachen.
    Georg wandte sich der Realität zu, es gab aktuelle

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