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Tödlicher Steilhang

Tödlicher Steilhang

Titel: Tödlicher Steilhang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Grote
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das plötzliche Vertrauen?«
    Sie zögerte einen Augenblick. »Vorgestern warst du richtig besorgt um Klaus. Du hattest Angst um ihn, obwohl du ihn kaum kennst und er nur der Lehrling eines Bekannten ist.«
    »Ja, nur …«, sagte Georg, ergriff ihre ausgestreckte Hand, zog sie zu sich heran und küsste sie. »Gute Nacht.«
    Er dachte an Susanne, als er einschlief, und vergaß die Schlaftabletten.

    Rose war über die Hausdurchsuchung erschüttert, so hörte es sich am Telefon an. Georg fürchtete, dass seine Töchter ihn jetzt für einen Verbrecher hielten. Was Jasmin dachte, wusste Rose nicht oder wollte es nicht sagen. Ihr Vertrauen in ihn jedoch war ungebrochen, sie hatte sogar sein kleines schwarzes Adressbuch gerettet.
    »Ich habe es gefunden, als ich nach Sachen von dir gesucht habe, nachdem du weg warst. Mama hat es gesehen und mich dann gefragt, wo es ist, und ich habe gesagt, dass ich es nicht habe, obwohl ich es hatte. Ich habe nicht geschnüffelt, das hat Mama getan.«
    Viel stärker bewegte sie allerdings die Frage, wann Georg sie holen komme, sie habe sich im Internet Fotos von der Mosel angesehen, sie habe auch Zeltingen bei Google eingegeben, jetzt wisse sie, wo er sich befinde.
    »Was liegt näher bei dir, Bernkastel-Kues oder Traben-Trarbach?«
    »Du kennst dich aus?«, fragte Georg erstaunt.
    »In beiden Städten gibt’s ein Gymnasium, und ich will lieber dahin, wo der Weg kürzer ist.«
    »Bernkastel-Kues – glaube ich zumindest. Aber du kannst nicht einfach herkommen …«
    Rose ignorierte seinen Einwand. »Das Gymnasium liegt auf der anderen Seite von der Mosel. Gibt es da Brücken?«
    »Mehr als genug. Das weißt du alles?«
    »Ich bin doch nicht blöd … also, wann holst du mich?«
    Er hatte sich rausgeredet, es zumindest versucht, sie hatte es gemerkt, und er hatte mit brennend schlechtem Gewissen das Gespräch beendet. Er wusste nicht weiter. Könnte er Susanne um Rat fragen?
    Der nächste Anruf galt Edgar Bach in Hannover. Georgs Kontaktmann hatte sich erkundigt, gegen Wenzel war nichts einzuwenden. »Meinen Recherchen nach ist er kein besonders ehrgeiziger Kollege. Er ist nicht dumm, aber ihm fehlt die Erfahrung. Bei Köhler liegt der Fall ähnlich. Hilf ihnen auf die Sprünge. Lass ihnen die Lorbeeren.«
    Das würde Georg tun. Er musste Wenzel auf Manfred ansetzen. Er war nicht das Problem, sich über seine Rolle klar zu werden konnte jedoch ein Teil der Lösung sein. Er war ein Bindeglied, ein Kommunikator, als solchen schätzte Georg ihn ein. Auf seine Kontakte kam es an. Welche Fähigkeitenbesaß er, die ihn für diese Tätigkeit geeignet machten? Wenn er die Hand war und nicht der Kopf, war es Bauunternehmer Schwemmer, der die Hand führte? Wozu brauchte er ihn, wenn die drei Arbeiter, die Menges verprügelt hatten, für ihn arbeiteten? Welche Rolle spielte Manfred auf dem Campingplatz? Georg hatte ihn nie im Gespräch mit Tille gesehen, auch nicht mit dessen Frau. Manfred hatte die Säge in Empfang genommen, wenn in dem grünen Kasten tatsächlich eine Säge gewesen war. Dann hatte nicht er die Weinstöcke abgesägt, sondern der Mann, der ihm die Säge gegeben hatte.
    Georg musste sich mit Manfreds Lebensumständen vertraut machen, sich den Arbeitsplatz ansehen, das Elternhaus.

    Manfred wohnte in Traben-Trarbach, nicht in einem der malerischen Jugendstil- und Historismusbauten, die nach den Großbränden des vorletzten Jahrhunderts errichtet worden waren, sondern in einem grauen Einfamilienhaus am Ortsrand in einer Mansarde. Sein Arbeitsplatz war beim Winzer Nalles in Kröv, dem übernächsten Ort unterhalb von Ürzig. Manfred Speck, Weinbaugeselle ohne jede Ambition zum Meister, war dort Mädchen für alles, wie Klaus herausgefunden hatte. Mit den mangelnden Ambitionen des Winzers und Manfreds Nebentätigkeiten ließ sich kein Name erarbeiten, so plätscherte die Produktion von Kerner, Müller-Thurgau und Riesling unterhalb des Mittelfeldes. Kröv, so Klaus, hatte zwar mit der Großlage Kröver Nacktarsch weltweit Aufsehen erregt und auch mit dem Etikett mit dem Bild eines Winzers, der einem Jungen den nackten Hintern versohlt. Das mochte im wilhelminischen Deutschland witzig gewesen sein, in die Gegenwart passte es kaum. Oder war es ein Hinweis auf die Methode, mit der sich Manfred zur Räson bringen ließ?
    Der Betrieb machte nicht den besten Eindruck. Georg hatte Susannes Angebot akzeptiert und war mit ihrem Wagengefahren, um nicht aufzufallen. Seine Rakete war mittlerweile

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