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Tödlicher Steilhang

Tödlicher Steilhang

Titel: Tödlicher Steilhang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Grote
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einen Apparat vom Leib halten, den er selbst mit aufgebaut hatte. »Die ich rief, die Geister,/Werd ich nun nicht los.« Nein, er war nicht Goethes Zauberlehrling, er war ein Dummkopf.
    Es gab bereits ein Angebot: sein Material gegen die Umwandlung der fristlosen Kündigung in eine fristgerechte, ein halbes Jahr lang weiter sein Geschäftsführergehalt und eine saftige Abfindung  – ohne seine Frau davon in Kenntnis zu setzen. Packte ihn bereits die Paranoia, oder standen sie wirklich hier, irgendwo in der Nähe?
    Er sah sich um, schaute nach links zum Ortsausgang, wo die Weinberge begannen und von wo ihm eine Gruppe Touristen entgegenkam. Er schaute nach rechts die Straße entlang, dort unterhielten sich zwei Männer. Wo würde er sich postieren, wenn er den Auftrag bekäme, jemanden wie ihn zu beobachten? Er musste sich das vor langer Zeit Gelernte in Erinnerung rufen, denn für die praktischen Sicherheitsaufgaben waren andere zuständig gewesen.
    Da fiel ihm ein, dass er Kaffee holen wollte, und er setzte sich in Richtung Bäckerei in Bewegung. Nach ihm betrat ein junger Mann den Laden, den er verstohlen musterte, während die Bedienung an der Kaffeemaschine hantierte. Georg ließ sich ein Stück Bienenstich und eine Nussecke einpacken, vielleicht konnte er Frau Wackernagel damit eine kleine Freude machen. Er wollte sich revanchieren. Er verstand sowieso nicht, weshalb die beiden Frauen ihm derart wohlgesonnen waren. Er verließ die Bäckerei, sah den jungen Mann heraustreten und mit einem Brot in der Hand in die entgegengesetzte Richtung verschwinden. Er gehörte nicht zu ihnen, so leicht würden sie es ihm nicht machen.
    Bevor er das Büro betrat, ging er noch einmal am Haus mit der grünen Tür vorbei, wollte einen Blick durchs Tor in den Hof werfen, aber es war geschlossen. Abends würde der Vater der Jungen von der Arbeit zurückkommen, und seine Söhne würden ihm erzählen, was sie tagsüber getrieben hatten. Georg hatte das Gefühl, dass es allen anderen gut ging, nur ihm nicht, bis er sich an diesen Albers erinnerte. Seiner Familie ging es bestimmt ziemlich dreckig.
    Die Nussecke war für Frau Wackernagel richtig. »Ich liebe Haselnüsse, aber ich muss mich zurückhalten. Ihnen zuliebe mache ich mal eine Ausnahme. Übrigens hat Klaus jetzt Zeit, Sie können rübergehen, Bischof muss auswärts was erledigen«, sagte sie glucksend, »er wird nicht stören.«
    »Eine Frage noch«, sagte Georg, starrte auf den Milchkaffee und dachte, dass auch er sich in Zukunft würde zurückhalten müssen, weniger beim Kuchen, aber beim Kaffee, er machte ihn schnell hyperaktiv. Aber an der Mosel herrschte ein anderes Tempo. Hier wurde er davon zittrig. »Gegenüber, das Fachwerkhaus mit der grünen Tür  – wer wohnt da?«
    »Eine Winzerin, Susanne Berthold. Ich helfe ihr manchmal im Büro, der Chef hat nichts dagegen, man hilft sich eben, und wir veranstalten auch wechselseitig Weinproben. Eigentlich ist sie Geologin. Als der Vater krank wurde, hat sie ihren Beruf aufgegeben und das Weingut übernommen, das ist lange her. Sie ist eine reizende Person. Weshalb fragen Sie?«
    »Aus dem Hof schallte Lärm, irgendeine Maschine lief, und ich sah Kinder …«
    »Stimmt, sie hat zwei Jungen, nette Kerlchen, die müssen schon mit anpacken.«
    »So klein, wie sie sind?« Georg dachte an seine Töchter, besonders Jasmin, die sich weder dazu herabließ, ihr Zimmer aufzuräumen, noch den Müll zur Tonne zu bringen. Dafür war die Putzfrau zuständig, »dafür wird sie schließlichbezahlt«. Das hatte sie in einer Vorabendserie aufgeschnappt. Dass ihr Vater dafür arbeitete, die Frau zu bezahlen, war ihr nicht zu vermitteln, ihr Vater arbeitete nicht, »der war im Büro«.
    »Der Vater hat sich abgesetzt«, fuhr Frau Wackernagel fort, »vor vielen Jahren schon, das war vor meiner Zeit. Aber behalten Sie es bitte für sich.«
    »Sicher. Wie lange arbeiten Sie hier?«
    »Seit fünf Jahren, ich habe in Trier nach der Schule Exportkauffrau gelernt, das hier war meine erste Stelle, und dann habe ich gleich geheiratet und Kinder gekriegt. Sauter hat es mir leicht gemacht. Jetzt gehen Sie besser, bevor Bischof wiederkommt.«
    Er folgte ihrer Anweisung, in gewisser Weise sogar froh darüber, dass jemand für ihn entschied  – und gleichzeitig wunderte er sich, dass er es bemerkte und dass es ihn störte. Nachdenklich trat er auf die Straße – zum Haus mit der grünen Tür hinüberzuschauen war innerhalb dieses einen Tages zum Reflex

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