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Tödlicher Steilhang

Tödlicher Steilhang

Titel: Tödlicher Steilhang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Grote
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alle.«
    »Wie, in Wirklichkeit? War der Wolf im Märchen auch grün?«
    »Nein, schwarz und grau.«
    »Daran erinnern Sie sich immer noch? Muss bei Ihrem Alter ja ewig her sein.«
    »Besten Dank. Ich hab’s meinen Töchtern vorgelesen.«
    »Wie, Sie haben Kinder?« Klaus fragte, als sei es ein Ding der Unmöglichkeit. »Und wo sind die jetzt?«
    »Bei der Mutter …«
    »Ah, verstehe, geschieden!«
    »Nein, getrennt.« Georg musste das Gespräch beenden, bevor es brenzlig wurde. »Beschaffen Sie mir die Namen oder nennen Sie mir jemanden, der sie kennt?«
    »Mal sehen, was sich machen lässt, wenn es für den Chef ist, tue ich alles. Gibt es denn noch einen Verdacht gegen ihn?«
    »Falls es ihn gibt, will ich ihn endgültig ausräumen.«
    »Das ist gut. Am besten fragen Sie in der Gemeindeverwaltung, sie liegt an der Uferstraße gleich hinter der Brücke, auf dieser Seite. Ich muss los, bis morgen dann.« Klaus schwang sich auf seine Maschine und jagte in Richtung Bernkastel-Kues davon.
    Der Junge hatte recht, er sollte selbst die Namen erfragen, so würde er mitkriegen, ob die Behörden sich kooperativ zeigten. Dann konnte er sich bei den Beteiligten nach den Vorgängen am Abend vor Albers’ Tod erkundigen.
    Im Moment quälte ihn mehr, wie er das Wochenende rumkriegen konnte und wo sie waren. Wenn ihm seine Bewacher nach Pünderich gefolgt wären, hätte er sie bemerkt. Womöglich saßen sie hier irgendwo im Auto und verfolgten seinen Weg über einen im Wagen angebrachten Sender.
    Georg zog sich die Arbeitsklamotten über, fuhr hinüber zum Parkplatz am Ufer und begann, das Fahrzeug genau zu untersuchen. Er fand den Peilsender oberhalb der Hinterachse. Den hatten sie womöglich nur angebracht, um ihn nach dem Fund in Sicherheit zu wiegen und von dem abzulenken, den sie in seiner Wohnung versteckt haben konnten. Dieser hier war ein handelsübliches, nicht einmal handtellergroßes Gerät zur Diebstahlsicherung und zum Fuhrparkmanagement über GPS. Das alles gehörte seit der Übernahme durch COS zur Standardausrüstung.
    Wozu würden sie sich versteigen, wenn er nicht nachgab? Die Führung von COS wusste, welche Informationen Georg besaß, sie brauchten nur eine Liste der Maßnahmen aufzumachen, die nach deutschen Gesetzen illegal waren, dannwussten sie, was er veröffentlichen könnte. Womit würden sie ihm drohen?
    Es gab genug gewissenlose Menschen in den Reihen der Sicherheitsunternehmen, die jede Aussage beschwören würden, es war eine Frage des Preises. Damit meinte er nicht die braven Jungs vor der Bühne oder solche, die nachts am Gartentor standen und Läden kontrollierten. Aber auch die hielten gegebenenfalls die Hand auf und für Freunde aus dem Milieu die Augen offen und gaben Tipps. Männer wie Fremdenlegionäre waren gesucht, Söldner, die für Geld jeden noch so dreckigen Job hinter feindlichen Linien erledigen würden. Nur trennten die feindlichen Linien heutzutage nicht mehr die Länder voneinander, sondern sie führten mitten hindurch. Dass die Auseinandersetzungen derartig eskalieren würden, hatte Georg mal wieder nicht vorhergesehen. Sein ehemaliger, jetzt schwer kranker Chef war überzeugt, dass sie nicht aufzuhalten waren. »Wir gehen wieder einem Zeitalter der Barbarei entgegen.«
    Bevor Georg sich weiter mit Selbstvorwürfen traktierte, entschloss er sich, sein Apartment sauber zu machen. Frau Ludwig hatte es ihm abnehmen wollen, aber es war ihm unangenehm, er war schließlich kein zahlender Gast, er war – ja  –, er sah sich bereits als ihr Kollege. Die Utensilien wie Staubsauger, Wischtücher und Putzmittel hatte Frau Ludwig ihm vor die Tür gestellt.
    Er ging über den Marktplatz, wo die Vorbereitungen für das Konzert weiter gediehen waren, jetzt wurden Bänke aufgestellt, Kabel für die PA ausgerollt und die Mikrofone in die Halterungen gesteckt. Er würde sich mit dem Putzen beeilen …
    »Wohnst du jetzt hier?«, hörte er eine kindliche Stimme sagen, und er sah sich um und fragte sich, woher sie gekommen war. Da bemerkte er neben sich das grüne Tor. Im offenen Flügel stand der Junge, der ihm gewunken hatte. Erstaunt blieb Georg stehen.
    »Was hast du gefragt?«
    »Ob du jetzt hier wohnst, da oben, in dem Haus von Herrn Sauter.«
    Georg sah dem Jungen zum ersten Mal aus nächster Nähe ins Gesicht, und dieser erwiderte den Blick aus blauen Augen ohne jede Scheu. Er war in Roses Alter, hatte langes dunkelblondes Haar, fast einen Pagenkopf und eine ziemlich kleine Nase. Dafür

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