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Tödlicher Steilhang

Tödlicher Steilhang

Titel: Tödlicher Steilhang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Grote
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der den Auftrag, ein Problem zu lösen, auf seine Weise interpretierte.
    »Wir werden uns heute um die Spritzmaschine kümmern«, meinte Bischof seufzend. »Es ist Zeit für den letztenDurchgang. Danach dürfen wir keine Pflanzenschutzmittel mehr ausbringen.«
    Georg war erleichtert, dass ihn praktische Aufgaben von seinen Gedanken ablenkten und sich der Nebel in seinem Kopf lichtete. Er hatte das Gefühl, dass sein Innerstes die Entscheidung bereits getroffen hatte, zumindest nach den unbekannten Schlägern zu suchen.

9
    »Je genauer wir die Spritzdüsen einstellen, desto besser und gleichmäßiger erreichen wir die Wirkstoffverteilung in der Laubwand. Die Abdriftverluste sind dabei gering. Und weil der Trägerluftstrom, also die Luft, die das Spritzmittel trägt, nach hinten gerichtet ist …«
    Bischof sah auf, denn der kleine Kilian flitzte durch die Halle und blieb mit vor Aufregung roten Wangen vor Georg stehen. »Der Lastwagen ist da!«, stieß er außer Atem hervor. »Sie wollen den Wein holen. Sie wollten uns doch helfen. Können Sie jetzt kommen?« Zappelig trat er von einem Bein aufs andere, den Boten zu spielen gefiel ihm wohl sehr.
    Bischof fühlte sich gestört, aber er brachte den Satz zu Ende: »… also weil der Trägerluftstrom nach hinten gerichtet ist, trifft er schräg auf die Blätter und benetzt die Zielfläche länger. So! Und wenn Erwachsene reden, hältst du deinen Trägerluftstrom an, klar?«
    Kilian nickte, und erst jetzt begriff Bischof, weshalb sein »Praktikant« den Umgang mit dem Gabelstapler hatte lernen wollen. Er verzog das Gesicht, holte aber trotzdem gutmütig den Schlüssel aus dem Kasten an der Wand, wo er die Schlüssel für diverse andere Geräte verwahrte.
    »Wir machen später weiter«, sagte er über die Schulter zu Georg. »Seien Sie um Himmels willen vorsichtig«, raunte er ihm zu, als er ihm den Schlüssel überreichte.
    Georg indes wusste nicht, ob er das Aufladen der Flaschen oder den Umgang mit der Winzerin meinte.
    Er bestieg das Fahrzeug, ließ den Motor an und rollte surrend aus der Halle, der Junge schwang sich auf das runde Heck neben dem Gastank, und sie fuhren gemeinsam über die Straße zum Hof mit dem grünen Tor, als würden sie seit Jahren zusammenarbeiten.
    »Wie alt bist du?«, fragte Kilian.
    »Vierzig.«
    »Und wo kommst du her?«
    »Aus Hannover … kennst du Hannover?«
    »Nein, ist das eine große Stadt wie Trier?«
    »Viel größer, mit einem See in der Mitte.«
    »Kann man da baden?«
    »Besser nicht, das Wasser ist nicht besonders sauber …«
    »In der Mosel dürfen wir auch nicht baden, Mama hat es verboten. Außerdem kommen die Schiffe vorbei, das ist gefährlich.«
    »Da hat sie recht, deine Mama.«
    Georg konnte sich nicht nach dem Jungen umdrehen und sein Gesicht bei dem Frage-und-Antwortspiel sehen, das Kilian wohl gefiel. Es schien, als liebte er die kurzen, klaren Fragen, auf die es nur klare Antworten gab. Georg starrte geradeaus und fuhr mehr als vorsichtig zwischen den Häusern hindurch. Die Straße war schmal, auf einer Seite parkten Autos, die er mit der Gabel hätte aufspießen können. Ihm brach der Schweiß aus, er war sich nicht sicher, ob er sich für den ersten Einsatz nicht zu viel zumutete. Zu seiner Erleichterung gelangten sie, ohne anzuecken, bis zum grünen Tor. Dummerweise blockierte der Siebentonner der Spedition die Einfahrt. Es war Millimeterarbeit, den Gabelstapler durch die Lücke zu bugsieren, was Georg noch mehr schwitzen ließ. Außerdem war es heiß.
    Frau Berthold übergab dem Fahrer gerade die Frachtpapiere, als Georg den Anweisungen des Jungen folgend aufdie Paletten zufuhr. Verblüfft sah sie ihn an, als hätte sie eigentlich Bischof oder Klaus erwartet, ihrem Sohn warf sie einen tadelnden Blick zu. Georg grüßte freundlich, stieg ab und sah sich um. Er musste die Entfernungen richtig einschätzen, um bloß keinen Fehler zu begehen. Er brauchte Platz zum Rangieren.
    Zuerst hielt er sich an Bischofs Rat, holte die breite Rolle mit der Klarsichtfolie hinter dem Sitz hervor und begann, die aufgestapelten Weinkartons einzuwickeln, damit die Kisten nicht verrutschten. Er hatte in der vergangenen Woche Klaus dabei beobachtet. Verstohlen wischte er sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn. Seine Nervosität blieb zu seiner Erleichterung unbemerkt, Frau Berthold sprach leise mit dem Fahrer und beobachtete skeptisch, was mit ihrem Wein geschah, wobei sie es vermied, Georg anzusehen.
    Derweil schob er die

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