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Tödlicher Steilhang

Tödlicher Steilhang

Titel: Tödlicher Steilhang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Grote
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Mal sehen, was der Kerl heute als Entschuldigung vorbringt.«
    »Aber letzten Freitag ist er abends anderthalb Stunden länger geblieben«, wandte Georg ein.
    »Das spielt keine Rolle, das wird sowieso erwartet. Wir fangen alle um sieben Uhr dreißig an! So gewöhnt er sich nie an Disziplin, er hat schließlich Pflichten.« Mit hochgerecktem Kopf schaute er dem Azubi entgegen, der sich wütend den Helm vom Kopf zerrte und auf sie zuging. In dem rot-weißen Lederzeug sah er aus wie die leibhaftige Reklame für Motorenöl.
    »Sie haben es getan!«, stieß er atemlos hervor. »Sie schrecken vor nichts zurück, vor gar nichts! Habt ihr nichts gehört? War nichts in den Nachrichten?«
    »Was soll in den Nachrichten gewesen sein?« Bischof war vorsichtig geworden. Der Gesichtsausdruck des Jungen ließ ihn seine vorbereitete Schimpfkanonade zurückhalten.
    »Nichts? Nichts gehört …?« Unverständnis gepaart mit Entsetzen sprach aus dem Gesicht des Jungen. »Menges – sie haben ihn umgebracht.«
    »Was für einen Unsinn hast du dir diesmal ausgedacht!« Bischof wurde richtig wütend. »Da sind dir schon bessere Ausreden eingefallen.«
    Georg wusste nicht, was davon zu halten war. Menges umgebracht? Absurd, viel zu absurd, damit trieb man keinen Scherz.
    »Das ist das Unverschämteste, was du dir bis heute hast einfallen lassen. Das ist nicht nur unverschämt, das ist … das ist …«, Bischof fehlten die Worte, »… bodenlos!« Seine Entrüstung war ehrlich.
    Georg kamen Zweifel, ihm wurde mulmig. Klaus sah ihn an, er seinerseits war fassungslos, dass er kein Gehör fand, dass der Kellermeister das Gesagte für eine Ausrede hielt, und auch Georg zweifelte.
    »Das kann euch doch nicht egal sein!« Er schrie fast vorEmpörung. »Menges ist tot! Sie haben ihn oben vom Steilhang runtergeworfen, im Ürziger Würzgarten, von seiner eigenen Parzelle!«
    »Wann? Wer?«, war alles, was Bischof entgeistert fragte. Jetzt nahm die Nachricht Gestalt an, drangen die Worte zu ihm durch.
    »Gestern, gestern noch. Er musste nach dem Fest noch mal rauf, wollte irgendwas da oben regeln. Als er nicht wiederkam und auch nicht ans Mobiltelefon ging, ist seine Frau losgefahren. Sie fand den Wagen, aber ihn nicht. Dann haben sie ihn mit anderen zusammen gesucht. In der Dämmerung haben sie ihn gefunden – tot. Hat keiner von euch die Sirenen gehört?«
    »Woher weißt du, dass er umgebracht wurde? Das ist doch Unsinn. Wer soll das getan haben?«
    »Na, seine Gegner, die Feinde der Bürgerinitiative, die Brückenbauer, die Leute, die ihn verprügelt haben.«
    »Warum sollte ihn jemand  – umbringen, jetzt noch?«, fragte Georg. »Die Brückenbauer haben längst gewonnen, da gibt’s nichts mehr zu verhindern.«
    »Ihre Einstellung habe ich gestern zur Genüge genossen«, sagte Klaus bissig. »Besten Dank!«
    »Er wurde verprügelt?«, fragte Bischof. »Wann?«
    »Wissen Sie das nicht? Vor einem Monat etwa, Sie interessieren sich ja für nichts, Herr Bischof, Ihnen ist wohl alles egal. Sie sind ja auch für die Brücke.«
    »Hör auf!« Georg war ernst geworden. »Lass die Anschuldigungen sein, die helfen niemandem weiter, erkläre uns in Ruhe, was passiert ist.« Ihm war bei der Nachricht heiß geworden, er ahnte seit dem ersten Satz, dass Klaus die Wahrheit sagte, und er fühlte sich schuldig, von einer Sekunde auf die andere. Wenn es stimmte, wenn Menges den Steilhang runtergeworfen worden war, dann … dann … wäre das nicht passiert, wenn Georg seiner Bitte entsprochen hätte? Nein, sagte er sich und zweifelte doch. Er kletterte von dem Gabelstaplerherunter, an Klaus’ verständnislosem Blick sah er, dass der sowieso nicht begriff, was er auf dem Bock zu suchen hatte.
    »Jetzt der Reihe nach …« Am zustimmenden Nicken des Kellermeisters sah Georg, dass er in diesem Moment die Initiative ergreifen musste, zwischen Klaus und Bischof hätte es im nächsten Moment gekracht. Der Junge musste sich wirklich mäßigen.
    »Zieh erst mal diese Montur aus«, sagte Bischof, ging dem Jungen ein Glas Wasser holen und reichte es ihm. »Wie kommst du darauf, dass mir alles egal ist?« Er schien ehrlich betroffen, ja sogar beschämt zu sein.
    »Weiß ich auch nicht, Herr Bischof«, meinte Klaus, kleinlaut geworden. »Entschuldigung, ich weiß auch nicht …« Er schien langsam zu sich zu kommen. »Aber es stimmt, Herr Menges ist wirklich tot, sie haben ihn unterhalb des Felsvorsprungs gefunden, an dem seine Parzelle endet. Das sind sieben oder

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