Tödlicher Steilhang
Neubeginns an. Bei Menges aber verneinte die Endgültigkeit jede Hoffnung. Er bereute, dass er ihm nicht spontan zugesagt hatte, aber zurzeit zauderte und zögerte er bei allem, nichts war klar, nichts greifbar. Ließ sich eine Zusage auch posthum geben?
»Geht es Ihnen nicht gut?«, fragte Klaus besorgt.
Georg schüttelte den Kopf, als wolle er eine lästige Fliege vertreiben, dabei meinte er die Gedanken. So, wie Klaus es darstellte, musste der Winzer ausgestiegen sein. Der Wagenwar nicht abgeschlossen gewesen, und er war den Hang nach unten gegangen; für Georg handelte es sich bei dem Gefälle um eine Kletterpartie. Diese Steillage war bedeutend steiler als der Schlossberg oder die Sonnenuhr.
Was Menges nach der Veranstaltung noch hier gewollt hatte, wusste niemand. Keiner hatte ihn oder jemand anderen zur fraglichen Zeit gesehen, jedenfalls hatten Polizei und Medien nichts darüber verlauten lassen. Menges hatte einen blauen Ford Kombi gefahren, er stand am Rand des Weinbergs hinter dem rot-weißen Absperrband, wo auch die Einsatzfahrzeuge der Polizei, Reporter und Schaulustige geparkt hatten. Das Band hinderte sie, das Areal zu betreten, wo der Winzer über eine Klippe gestürzt war, am Ende seines Rebgartens. Am Fuß der zehn Meter hohen Klippe hatte man ihn mit Genickbruch tot aufgefunden. Ob es Spuren äußerer Gewaltanwendung gab, war bisher auch nicht durchgesickert.
»Wenn keiner wusste, wohin er wollte, wieso hat man ihn dann gefunden? Wieso kommt ein Winzer hier herauf, dazu an einem Sonntag? War er in Begleitung? Wer hat ihn gefunden? Wann hat man ihn gefunden? Wann war die Veranstaltung in seinem Hof vorbei? Wer sprach dort zuletzt mit ihm?«
Für Georg waren das naheliegende Fragen, sie stellten sich automatisch ein: Wer, wie, wo, warum und wann, wobei die nach dem Warum am schwersten zu beantworten war, die Frage nach dem Motiv eines Mordes oder die nach dem Grund eines Unfalls. Unter den Polizisten hinter der Absperrung entdeckte Georg den Beamten, der neulich in Sauters Büro gewesen war und der sich nach dem Verhältnis von Sauter zu Albers erkundigt hatte. Es war der jüngere der beiden. An seinem hellen Haarkranz erkannte er ihn trotz der Sonnenbrille.
Anscheinend hatte ihn der Kriminalbeamte auch gesehen und nickte ihm nachdenklich zu, als ordne er ihn in seine geistige Kartei ein. Er kroch unter dem Absperrband durch und kam zu ihnen.
»Woher kenne ich Sie?«, fragte Kommissar Wenzel.
»Was für eine merkwürdige Frage für einen Polizisten«, antwortete Georg und tat erstaunt. »Die Wiedererkennung Verdächtiger sollte zu den ständig geübten Fähigkeiten gehören.« Es war wenig wahrscheinlich, dass dieser Mann ihm Ermittlungsergebnisse anvertraute, außer Georg machte sich interessant und konnte anhand der Fragen feststellen, was die Polizei wusste und was sie interessierte. Er musste seine Antwort gleich in den richtigen Kontext stellen. »Wenn ich mich richtig erinnere, heißen Sie Wenzel, sind Hauptkommissar und waren neulich bei uns, im Rahmen Ihrer Ermittlungen bezüglich des ertrunkenen Winzers Albers. Herr Sauter, unser Chef, war nicht da, er ist noch immer nicht zurück aus Italien. Die Ermittlungen der Behörden dort dauern länger als gedacht.«
»Was für Ermittlungen? Davon hat er nichts gesagt …«
»Dann haben Sie ihn also erreicht? Das ist gut. Hat er Ihnen weiterhelfen können? Ist das geklärt?«
»Was geht Sie das an?«
»Eine ganze Menge, Herr Kommissar. Schließlich ist Herr Sauter mein Freund und der Arbeitgeber dieses jungen Mannes«, er wollte Klaus in Richtung Wenzel schieben, was dem Jungen absolut gegen den Strich ging, wodurch der Kommissar neugieriger wurde. »Sie haben eben Ermittlungen erwähnt. Um was für Ermittlungen geht es?«
»Es hat den Anschein, als würden die dortigen Mitarbeiter Herrn Sauter betrügen. Wenn Sie Genaueres wissen wollen, müssen Sie ihn selbst fragen. Sind Sie im Fall des ertrunkenen Winzers vorangekommen?«
»Was meinen Sie damit – vorangekommen? Was heißt das?«
»Nicht mehr und nicht weniger, als ich gesagt habe, Herr Kommissar. Gibt es neue Erkenntnisse?« Je gespannter der Kommissar wirkte, desto leutseliger gab sich Georg.
Der Kriminalbeamte merkte, worauf Georg hinauswollte,und wich aus. »Kann es beim Tod durch Ertrinken neue Erkenntnisse geben?«
Klaus verstand nicht, was zwischen den beiden Männern ablief. Verwirrt schaute er sie an und hielt endlich mal den Mund.
»Sie erforschen wie in diesem
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