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Tödlicher Steilhang

Tödlicher Steilhang

Titel: Tödlicher Steilhang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Grote
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grob, ungepflegt, auch saßen die Männer enger zusammen, die andere Gruppe war doppelt so groß, die Männer waren älter, teils grauhaarig, sie hielten sich weniger geschlossen, wirkten entspannter und streckten die Beine von sich. Profis und Amateure, dachte Georg, und die Profis hatten was zu besprechen, was nicht für fremde Ohren bestimmt war. Georg fand Gefallen an seinen Beobachtungen, er war endlich mal wieder bei dem angekommen, wovon er etwas verstand.
    Er schob sich jetzt kalte Pommes in den Mund, bis ihm auffiel, dass er gar nicht merkte, ob es ihm schmeckte. Ohne dass er es gewahr wurde, war der Teller leer geworden, dasEssen war besser gewesen als der von bunten Lampions gefärbte Dunst, der rüber zur »Goldenen Gans« wehte.
    Ein letztes Motorrad kam leise brummend aus der Dunkelheit und blieb quer vor den andern stehen, der Fahrer stieg ab. Ein Biker aus der geschlossenen Runde stand auf, ging zu seiner Maschine, holte einen grün schimmernden Kasten aus der Satteltasche und hielt ihn dem Neuankömmling hin. Es sah aus wie die Hülle eines Werkzeugs, Georg hatte etwas Ähnliches in seinem Werkzeugschrank, das stabile Futteral eines Akkuschraubers. Georg meinte, das Firmenemblem von Black & Decker zu erkennen.
    Der Fahrer schob es unter seine Jacke. In der Bewegung erinnerte er Georg an jemanden, den er kannte. Dann nahm der Motorradfahrer den Helm ab. Georg war überrascht. Es war Manfred. Was bedeutete das? Was übergab ein Rocker, der mit wirrem Haar und rotblondem Bart an einen Wikinger erinnerte, einem Mitglied der Bürgerinitiative? Manfred machte nicht unbedingt den Eindruck, als gehöre er zu diesen Männern.
    »Er ist im Anmarsch«, hörte ihn Georg sagen, als ihm der Wirt entgegenkam.
    Er hob die Hand und machte das Victory-Zeichen.
    »Zwei Minuten.«
    Manfred zeigte in die Richtung, aus der er gekommen war. »Dann mal los.«
    Der Wirt gab ein Zeichen zur Terrasse hin, zwei Rocker erhoben sich lässig, gingen zu ihren Maschinen und warfen sie an, Manfred ließ seine Maschine stehen und stieg auf einen Sozius. Man fuhr langsam und leise in die entgegengesetzte Richtung, aus der er gekommen war. Die Fahrer bogen bald wieder links ab und warteten irgendwo unter den Bäumen.
    Jetzt stand Georg auf, er war alarmiert. Die Aktion schien ihm wie die Vorbereitung eines Überfalls. Er hatte wenig Zweifel, wem der gelten sollte, denn der Wirt huschte über die Wiese, dem Dunst seines Essens hinterher. Den Schattender Bäume ausnutzend lief Georg ihm nach und schlug einen Bogen, bis er zum Parkplatz kam, wo sein Wagen stand. In diesem Moment kam ein Pkw vorbei, hinter dem Steuer saß der junge Albers, Patrick. Er hielt an, denn die Biker waren da, die Breite der Straße einnehmend und die Einfahrt blockierend. Albers’ Sohn wagte nicht, sich die Durchfahrt zu erzwingen, außerdem blendeten die Scheinwerfer. Sein Hupen wurde mit Gelächter beantwortet, und die Rocker fuhren einen Meter auf ihn zu und ließen die Motoren kurz aufheulen. Das machte ihm Angst. Der Junge musste Höllenqualen ausstehen, er wusste, dass er gegen diese Leute nicht den Hauch einer Chance hatte. Nur, was wollten sie? Welche Rechnungen wurden hier beglichen?
    Außerhalb der Lichtkegel stand der Schwager und beobachtete mit verschränkten Armen die bedrohliche Szene.
    Georg schlug sich rechts in die Büsche, tastete sich bis zur halbhohen Mauer des Parkplatzes vorwärts, er schlich von ihr gedeckt so nah an die Männer heran, dass er zumindest Wortfetzen verstand.
    Albers solle sich verdrücken, meinte einer der Männer, die Stimme vom Integralhelm gedämpft, dessen Visier er hochgeschoben hatte. Das Gesicht blieb im Dunkeln. Albers solle verdammt noch mal seine Mutter überzeugen, das Hotel aufzugeben, sie solle das Geld nehmen, andernfalls würde sie binnen dieses Sommers pleite sein.
    Georg überlegte, ob das Licht im Wagen automatisch beim Türöffnen anging, er hatte nie darauf geachtet. Wenn man ihn einsteigen sah, verlor er das Überraschungsmoment, darauf setzte er. Er musste es riskieren und schnell sein. So katzenhaft wie heute war er noch nie eingestiegen, das Licht ging nur kurz an und wieder aus. Den Motor anlassen, aufblenden, mit Fernlicht auf die Biker zufahren und eine Handbreit vor ihnen halten, war eines. Dass ein kleiner Polo hinter den Scheinwerfern steckte, konnten sie nicht sehen.
    Sie hatten sich bisher überlegen gefühlt, zu dritt hatten sienur einen Milchbubi vor sich – jetzt sahen sie sich in die

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