Toedlicher Sumpf
lächle wieder. »Oder Messer machen.«
Jetzt lacht er. »Genau.«
»Und der Hund, Mr. Hopkins? Ihr Pitbull?« Ich blättere in meinen Notizen. »Sadie? Mussten Sie ihr diese Schnitte zufügen?«
»Oh, Scheiße.« Er lässt die Hände sinken, dreht die Handflächen nach oben und starrt sie an. »Müssen wir darüber reden?«
»Wenn es Ihnen nichts ausmacht.«
»Sie war ’n guter Hund«, sagt er leise. »Sadie. Ich weiß nicht. Manchmal ist mir einfach so.«
»Können Sie das genauer sagen? Wie ist Ihnen?«
»So, dass ich was schneiden muss, was kaputtmachen. Immerzu das Gewinsel. Der Köter hat einfach nicht damit aufgehört.«
Ich überfliege noch einmal, was in dem Bericht steht. »Der Tierarzt hat festgestellt, dass sie in den achtundvierzig Stunden vor ihrem Tod nichts mehr gefressen hatte.«
»Das verdammte Vieh mit seinem Gewinsel«, fährt er fort, als hätte ich nichts gesagt, als wär ich gar nicht da. Dabei starrt er, die Augen weit aufgerissen, zu Boden, als säße dort der Hund. »Ich zieh ihr eins über, und sie hält ihr Maul nicht ... und noch eins. Und dann fällt mir dieses Messer von meinem Cousin ein.«
»Die Machete.«
»Das wird sie zum Schweigen bringen, denk ich.« Er reibt sich die Augen, als erwache er aus einem Traum. »Und dann lieg ich heulend auf dem Boden, und die Cops sind da.« Sein Blick hat immer noch etwas Abwesendes. »Schlimme Sache«, sagt er, und es klingt einstudiert, unehrlich. »Sehr traurig.«
Mich schaudert, als ich ihn so höre.
Jetzt sieht er mich wieder direkt an, erst mich, dann das Diktiergerät, und dann sagt er laut und deutlich: »Ich wollte sie nicht töten.«
»Sie hatte Hunger, weiter nichts.«
»Wir haben alle mal Hunger«, blafft er, gnadenlos. »Kein Grund rumzuwinseln.« Mir wird mulmig.
»Waren Sie im Gefängnis in Therapie, Mr. Hopkins?«
»Therapie? Meinen Sie das Psychozeug, oder was?«
»Zur Beratung.«
»Ja. Ich musste mit so einem Typen reden.« Er drückt die Zigarette aus, in einer blauen Schüssel, die schon vor Kippen überquillt.
»Wie oft? Einmal die Woche? Einmal im Monat?«
»Weiß nicht. Vielleicht drei, vier Mal.« In einem Zeitraum von fünf Jahren. Wenn seine Erinnerung stimmt.
»Und hat Ihnen das was gebracht?«
Langsam führt er eine Hand zum Kopf und krault sich den Hinterkopf. Sein Blick wird wieder vage.
»Nehm ich schon an. Ich erinnere mich nicht so genau. Ein weißer Typ hat mir Fragen gestellt, und ich hab mitgespielt. Hab ihm erzählt, was er hören wollte.«
So viel zur Rehabilitation.
»Halten Sie es für möglich, dass Sie noch einmal jemanden vergewaltigen?«
»Nein! Auf keinen Fall. So was mach ich nicht mehr. Nie.« Er beugt sich über das Diktiergerät. »Nie-mals«, wiederholt er laut.
»Vielen Dank, Mr. Hopkins. Ich denke, wir haben es jetzt.« Ich schalte den Recorder aus, packe ihn in die Handtasche, stehe auf und strecke Hopkins die Hand hin.
»Schon?« Er lässt mich nicht wieder los. »Ich hab Sie noch gar nicht rumgeführt.«
»Das ist in Ordnung. Wirklich.«
»Nein, kommen Sie. Sie müssen sich die Bude anschauen.« Seine Hand schließt sich fester um meine, und er zieht mich quer durch den Raum, zur Tür, wo der enge Flur abzweigt.
»Tut mir leid, Mr. Hopkins, aber ich muss zu meinem nächsten Termin.«
Plötzlich taucht in seiner freien Hand der umwickelte Nagel auf. Wir starren einander an. Er grinst. »Angst?«
Ja, verdammt, du Psychopath, ich hab eine Scheißangst .
»Nein, woher denn«, sage ich entschlossen. »Aber ich habe heute einen strammen Terminplan.«
Er taxiert mich, mustert mich von Kopf bis Fuß. »Stramm sind Sie sowieso.« Jetzt geht er rückwärts den Flur entlang und zieht mich mit, auf eine Tür zu, hinter der nur das Schlafzimmer liegen kann. »Wollen Sie nicht sehen, was ich hier habe?«
Ich habe Ohrensausen, und meine Beine werden schwer, taub beinahe. Schritt für Schritt geht es weiter. Meine Fingerknöchel schmerzen unter seinem Griff. Der Rauch von tausend Zigaretten hängt schal in der Luft, mein Kopf ist wie leergefegt. Ich habe nichts als Angst. Es ist ein Gefühl wie früher, in manchen Fluren in den Desire Projects, aus denen ich mich herausgekämpft habe.
»Mr. Hopkins!«
Er bleibt stehen, hält meine Hand aber weiter fest.
»Ich werde eine wunderbare Geschichte über Sie schreiben, Mr. Hopkins, und die werden alle in New Orleans lesen. Sie werden berühmt. Soll ich da hineinschreiben, dass Sie grob geworden sind, als ich gehen
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