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Toedlicher Sumpf

Toedlicher Sumpf

Titel: Toedlicher Sumpf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Castro
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Lächle. »Werdet ihr schon sehen, wenn sie erscheint.«
    Calinda zieht eine Braue hoch. »Du verstehst es wirklich, dich bedeckt zu halten, weißt du das?« Sicher ahnt sie, dass die Akten, die sie mir beschafft hat, mit der Geschichte zu tun haben.
    »So ist Nola immer«, sagt Fabi und streicht ihr langes Haar glatt. »Hat immer Geheimnisse.«
    Bald kommen wir, wie kann es anders sein, auf Solines Hochzeit zu sprechen. Es sind nur noch ein paar Tage bis dahin. Ungewöhnlich gelassen lässt Soline sich über alle möglichen Einzelheitenaus, über den Blumenschmuck zum Beispiel oder die Hochzeitsreise mit dem Zug durch Thailand.
    Der dritte Sake kommt mir weniger süß vor. Ich winke die Kellnerin heran, eine hübsche Polynesierin mit langem schwarzem Pferdeschwanz. Sie trägt sehr kurze Shorts und Flipflops.
    »Doch, das ist Momokawa Pearl«, sagt sie, offenbar persönlich gekränkt. »Möchten Sie etwas anderes?«
    »Nein, nein, ist schon in Ordnung. Danke.«
    Daraufhin entfernt sie sich naserümpfend.
    »Vielleicht«, sagt Fabi mit tadelndem Unterton, »solltest du etwas langsamer trinken.«
    »Vielleicht«, antworte ich, »solltest du dich da verdammt noch mal raushalten.« Es wird still am Tisch, und ich erkenne meinen Fehler. Ich habe den Jargon gewechselt. Scheiße. Ich habe zu viel getrunken. Also rudere ich zurück. »Hey, war nur ein Scherz.« Ich setze ein unbeschwertes Lächeln auf, um zu demonstrieren, dass ich eine von ihnen bin. »Eigentlich seid ihr doch diejenigen, die langsamer trinken sollten. Ich muss ja nicht mal fahren.«
    Zögerlich gestatten sie sich, mein Lächeln zu erwidern, und es wird nicht weiter darüber geredet.
    Stattdessen geht es bald darum, wen wir zur Hochzeit mitbringen – oder auch nicht. Fabi kommt natürlich mit Carlo, aber Calinda kann sich nicht entscheiden, welchen von drei in Frage kommenden Typen sie einladen soll, und wir wälzen diese Frage so lange hin und her, dass ich darüber fast einschlafe. Es gibt Abende, da kriege ich das einfach nicht hin mit den Mädchengesprächen. Ich mag ihren Klang, das weiche Gurren. Aber manchmal fehlt mir schlicht die Kraft, mich dafür zu interessieren und mitzugurren.
    »Was ist denn mit dir, Nola?«, fragt Calinda. »Wen bringst du mit?«
    »Ach, ich weiß nicht.« Ich versuche mich zu konzentrieren. »Irgendwen. Vielleicht komme ich auch allein.«
    Das wird mit einem entsetzten Aufschrei quittiert, und ich muss mir tausend Begründungen dafür anhören, warum ich unmöglich ohne Begleiter erscheinen kann. Im Stillen gehe ich meine Möglichkeiten durch: die Langweiler von der Hispanic Professionals Association, die namenlosen Fußballficks?
    »Ich weiß noch nicht. Mir wird schon jemand einfallen.«
    »Es ist höchste Zeit! Du musst dich ranhalten.«
    »Du kannst auf keinen Fall allein kommen«, sagt Fabi. »Ich kenne doch diesen netten ...«
    »Oh nein, kein Blind Date. Außerdem«, ich schaue Soline an, »geht es schließlich um dich. Es ist dein großer Tag. Da müssen wir uns doch jetzt nicht den Kopf darüber zerbrechen, ob ich einen Mann finde, der mitkommt.«
    »Ich weiß, ja«, erwidert sie. »Aber ihr seid meine Brautjungfern. Meine Mädels. Ich will, dass ihr euren Spaß habt.«
    »Ein Mann an meiner Seite ist kein Garant dafür, dass ich Spaß habe, glaub mir.«
    »Da ist was dran«, wirft Calinda ein.
    »Du musst aber trotzdem jemanden mitbringen.« Soline lässt nicht locker. »Du hast deine Einladung für zwei zugesagt, und wenn ich denen vom Catering auch nur noch eine Änderung mitteile, brechen die zusammen.«
    Dann kommt die Rede aufs Essen und dann auf unsere Brautjungfernkleider, die, wie Soline sagt, in ihrem Geschäft zum Abholen bereitliegen. Der Abend neigt sich dem Ende zu. Die Kellnerin kommt mit der Rechnung. Sie bedenkt mich mit einem giftigen Blick.
    Auf dem Weg nach draußen ist plötzlich Soline dicht neben mir, fasst mich am Arm und raunt: »Ist bei dir alles in Ordnung, Nola?«
    »Ja, natürlich, alles bestens.« Ich löse mich von ihr.
    »Du siehst irgendwie müde aus, erschöpft. Hast du abgenommen?«
    »Ich hab nichts, ehrlich. Es war einfach ein langer Tag.«
    Draußen, auf dem Fußweg, als wir einander im Dunkelnzum Abschied umarmen, wühlt sie in ihrer Handtasche und streckt mir schließlich eine geschlossene Faust entgegen.
    »Hier, Süße«, sagt sie. »Das wird dir guttun, egal, was an dir frisst.« Dabei öffnet sie die Faust über meiner Hand.
    Es ist spät, als ich nach Hause komme. Uri

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