Toedlicher Sumpf
mit so einem schmutzigen, verkommenen ...«
»Nein, Ma’am, darum geht es nicht, aber wenn ich ...«
»Noch ein Wort dazu, und das Interview ist auf der Stelle beendet. Haben Sie mich verstanden?« Ihr Mund ist ein schmaler Strich.
Ich schaue zu ihrem Sohn hinüber, doch der zuckt nur die Achseln.
»Gut.« Ich falte Amber Waybridge zusammen und schiebe sie ab in den sicheren Gewahrsam in meiner Handtasche. »Dann kommen wir zu einer anderen Frage.«
Er nickt.
»Sie haben ein sehr schönes Haus, Mr. Anderson. Und so viel wunderbare Kunst.«
»Ja, vielen Dank«, wirft seine Mutter ein und lächelt zaghaft. »Es gehört der Familie seit 1920. Die Andersons haben schon immer gesammelt und sind weit herumgekommen. Und wir unterstützen die Kunstszene hier in New Orleans nicht unbeträchtlich. Das betrachten wir als unser Vermächtnis, da fühlen wir uns verantwortlich.« Sie sieht die Zeile anscheinend schon gedruckt vor sich.
Dahlia erscheint, stellt uns unsere Gläser hin und geht wieder.
»Natürlich ist das Erbe der Andersons noch viel älter. Sie gehören seit zweihundert Jahren zu den ersten Familien in New Orleans.«
»Das ist beeindruckend.« Ich strahle sie an. »Wirklich beeindruckend.Demnach haben die Andersons schon vor dem Bürgerkrieg hier gelebt?«
»Ja.« Die Antwort kommt zögerlich. Diese Tatsache, die ihr in ihren Kreisen zu Prestige verhelfen mag, könnte in der Öffentlichkeit weniger gut ankommen.
Ich wende mich wieder an George. »Also könnte man Sie als Spross einer wohlhabenden, alten Familie von New Orleans bezeichnen, ja? Einer Familie, deren Ansehen und Wohlstand über Generationen zurückreichen. Bis in die Zeit vor dem Krieg.«
»Sicher«, sagt er. »Wenn Sie so wollen.«
»Da frage ich mich, ob Sie die Absicht haben, die Frauen und ihre Familien zu entschädigen.«
»Zu entschädigen?«
»Schadenersatz finanzieller Art. Wiedergutmachung, wenn Sie so wollen.«
Wieder rutscht er in dem Sessel herum, räuspert sich. »Davon war in dem Gerichtsbeschluss keine Rede. Ich bin zu zwei Jahren verurteilt worden, und die habe ich abgesessen.«
»Aber Sie sagen ja, dass es Ihnen unendlich leidtut. Und Sie wissen, in welchem Umfang die Frauen Therapien brauchen werden und Unterstützung, und wie teuer das alles ...«
»Entschuldigen Sie, Miss ...« Seine Mutter stockt. Mein Name war zu kompliziert, nehme ich an.
»Céspedes.«
Sie nuschelt etwas, das so ähnlich klingt. »Mein Sohn hat seine Schuld gegenüber der Gesellschaft beglichen. Und er hat sich zum Besseren gewandelt – anders als manche von diesen Tieren, die sie wieder auf die Straße lassen.«
»Mutter ...«
»Na ja, George, so ist es doch. Du hast getan, was das Gericht dir auferlegt hat, und die Frauen haben keine Zivilklage eingereicht. Du hast deine Schuldigkeit getan.«
»Und doch«, sage ich, »sitzen Sie hier inmitten von Wohlstand und Überfluss. Natürlich könnten Sie mehr tun.«
»Moment.« Zum ersten Mal, seit ich da bin, richtet er sich kerzengerade auf. »Ich habe meine Strafe abgesessen. Ich befolge das Gesetz. Was wollen Sie noch?«
»Es geht nicht darum, was ich will, Mr. Anderson, aber es gibt eine Reihe von Organisationen, die sich um die Opfer von Sexualstraftaten kümmern«, sage ich. »Es könnte meine Leser bei der Times-Picayune interessieren, ob Sie solche Organisationen unterstützen und damit Opfern anderer Täter helfen. Ich bin sicher, Sie wissen, dass Therapien sehr teuer sind, und nicht jeder stammt aus einer Familie, die es sich leisten kann, psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Da ist einfach eine große Rechnung offen. Angesichts Ihrer glücklichen persönlichen Umstände könnten meine Leser der Meinung sein, dass es ein Akt guten Willens Ihrerseits wäre, da einen Beitrag zu leisten.«
Wie sich herausstellt, sehen die Andersons, wenn sie sauer sind, gleich aus. Zwei verengte Augenpaare, zwei unwillig verkniffene Münder. Die Mutter redet als Erste, doch der Sohn unterbricht sie.
»Hören Sie. Ich habe meine Strafe in einem staatlichen Gefängnis abgesessen. Ich habe das Rehabilitationsprogramm erfolgreich durchlaufen. Ich bin nicht für alle Kinder verantwortlich, die jemals in Amerika begrapscht worden sind.«
Unbezahlbar. Es kostet mich große Disziplin, nicht zu dem Diktiergerät auf dem Tisch zu schielen und mich zu vergewissern, dass das rote Lämpchen blinkt. Ich bin nicht für alle Kinder verantwortlich, die jemals in Amerika begrapscht worden sind.
»Natürlich
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