Toedlicher Wind
Frau abgebildet, die mit zwei Krügen
Wasser in einen See und auf den Boden goss. Um die Frau herum blühte und wuchs
die Natur. Der blaue Himmel war voller Sterne, so hieß auch die Karte. Der
Stern. Auf der Rückseite der Karte stand „Sucht den Stern“. Jemand hatte es
eilig mit Kugelschreiber raufgeschrieben. „Das ist doch Cindys Handschrift“,
stellte Dascha fest. „Wir haben gleich Informatik, ich werde die Karte und das,
was dir aufgefallen ist, Mal durch die Suchmaschine jagen. Ich meine zwar immer
noch, dass Sally hier die Komische ist, aber ich will dir helfen Koko“, sagte
sie dann, steckte die Karte in ihre Brusttasche und ging. Emily folgte ihr.
„Danke! Treffen wir uns heute Abend auf der Party?“, rief Koko ihnen dankbar nach.
Dascha drehte sich nochmal kurz um, nickte und lächelte Koko aufmunternd zu.
Da Dascha im
Informatikunterricht in der letzten Reihe saß und von der Lehrerin eh ignoriert
wurde, weil sie die einzige Einserschülerin in dem Fach war, war es für sie
kein Problem statt dem Unterricht zu folgen sofort die Suchmaschine aufzurufen.
Sie saß ganz hinten in der rechten Ecke, neben ihr saß Sally, die aber wie
immer zu schlafen schien. Also suchte Dascha zuerst nach der Tarot Karte. Der
Stern war eine Karte der Harmonie, Sorglosigkeit, Zufriedenheit und des
positiven Denkens. Dascha starrte ratlos die Erklärung der Karte an. Das half
ihr kein Stück weiter. Wollte Cindy ihnen sagen sie sollten nach Harmonie
suchen? Das ergab wenig Sinn. War vielleicht gemeint sie, sollten nicht den
Sinn der Karte, sondern einen richtigen Stern suchen? Doch sie fand nicht über
einen Stern der Zufriedenheit, Harmonie, Sorglosigkeit oder Ähnliches. Sprich
sie hatte zwar einen Hinweis bekommen, konnte aber nichts damit anfangen. Also
machte sie sich an die Informationen, die sie von Koko bekommen hatte. Sie fing
mit der Narbe auf Taras Arm an. Ein deutliches Anzeichen für einen
Selbstmordversuch, sich die Pulsader vom Handgelenk an nach oben hin zur
Armbeuge aufschneiden. Die Überlebenschancen waren verdammt gering, Tara schien
wohl Glück gehabt zu haben. Oder steckte etwas anderes dahinter? Dascha suchte
weiter. Sie hatte ja noch die Hydrophobie, die Blässe, das nicht betreten von
Gebäuden ohne dazu aufgefordert worden zu sein und diese komische
Anziehungskraft die Tara auf Kira ausübte. Daschas Finger huschten über die
Tastatur. Je mehr sie las, umso größer wurden ihre Augen. Sie schluckte und
schaute sich kurz im Computerraum um. Alle Schüler und die Lehrerin waren
beschäftigt, doch dann schaute sie zu Sally. Sally hatte sich richtig
hingesetzt und schaute Dascha direkt an. Dann kurz auf Daschas Monitor, dann
wieder Dascha direkt in die Augen. Ihr Gesichtsausdruck war Ernst. Dascha wich
zurück. „Solltest du sowas nicht lieber Leuten überlassen, die davon Ahnung
haben?“, fragte sie leise. Dascha schluckte und wich weiter in die Ecke zurück.
Auf ihrem Bildschirm sah man einen Artikel über Vampire. Vampire hatten Angst
vor Wasser, waren bleich, konnten keine Gebäude ohne Aufforderung betreten und
hatten eine unglaubliche Anziehungskraft, eigentlich aufs andere Geschlecht.
Aber das eine sexuelle Anziehungskraft auch auf Gleichgeschlechtliche wirkte,
wenn diese eine entsprechende sexuelle Ausrichtung hatten, war nicht unlogisch
und würde auch Taras Wirkung auf Kira erklären. Sally starrte sie immer noch
an. „W … was du bist, finden wir auch noch raus!“, erwiderte sie verunsichert.
Sally lachte kurz auf, dann legte sie wieder den Kopf auf die Tastatur und
schloss die Augen. Dascha schüttelte sich kurz und las dann den Artikel weiter.
Und noch einen und noch einen, bis die Schulglocke läutete.
„Wenn ichs
euch doch sage. Tara ist ein Vampir!“, sagte Dascha und drückte Koko ihren
Laptop in die Hand, auf dem der Artikel über Vampire aufgerufen war. Emily
stellte sich neben Koko und beide lasen. Die drei hatten sich auf dem
Schiffswrack am Strand getroffen, in dem Raum von Dascha und Emily. Unten im
Schiffsbauch war Musik zu hören, die Party hatte bereits begonnen. Nervös
steckte sich Dascha eine Zigarette an und lief auf und ab. Sie schaute aus dem
Fenster des kleinen Raumes, an dessen schief hängender Tür Daschas und Emilys
Initialen geritzt waren. Alle Räume auf dem Deck des Schiffes gehörten
Schülern, der Schiffsbauch war für alle zum Feiern da. Wer das eingeführt
hatte, wussten die Schüler nichtmehr, aber jeder respektierte den Raum der
anderen und
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