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Tödliches Abseits (German Edition)

Tödliches Abseits (German Edition)

Titel: Tödliches Abseits (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Zweyer
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rutschen begann.
    »Tja, Herr Droppe«, begann Brischinsky und schaute demonstrativ in einen Aktenordner. »Das sieht wirklich nicht gut aus für Sie. Nur der Form halber: Sie haben natürlich das Recht, die Aussage zu verweigern. Und Sie können natürlich auch einen Anwalt hinzuziehen.«
    Droppe schüttelte verschüchtert den Kopf.
    »Wollen Sie aussagen?«
    Der BVB-Fan nickte ergeben und sah den Kommissar verängstigt an.
    »Gut. Dann erzählen Sie, was sich vorgestern zugetragen hat.«
    »Wo...womit«, stotterte Droppe, »soll ich anfangen?«
    »Mit dem Verlassen Ihrer Wohnung. Erzählen Sie uns alles, von diesem Zeitpunkt an.«
    »Ja, gut ... Wat soll ich da schon erzählen ...?«
    »Am besten die Wahrheit«, sekundierte Baumann.
    »Tu ich ja.«
    »Bis jetzt haben Sie noch gar nichts gesagt. Also, Herr Droppe, wann sind Sie aus dem Haus gegangen?«
    »Also, dat war gegen elf. Ich geh, wenn der BVB zu Hause spielt oder hier inne Gegend, immer um die Zeit raus. Wir treffen uns dann bei Siggi inne Kneipe, inne Nähe vom Markt.«
    »Wer ist ›wir‹? Und wer ist Siggi?«
    »Meine Kumpels. Der Karl, Peter, Willi un ich. Siggi? Die Kneipe heißt so. Bei Siggi .«
    »Aha. Und haben Karl und die anderen auch Nachnamen?«
    »Klar.«
    »Dann raus damit.«
    Michael Droppe gab den Beamten die Namen und Anschriften seiner Freunde und fuhr mit seiner Aussage fort. Nach einigen Pils hatte der Trupp gegen eins die Stammkneipe verlassen, eingedeckt mit einem ausreichenden Vorrat an Bierdosen und Flachmännern, um mit der Bahn nach Gelsenkirchen zu fahren. Dort waren sie gemeinsam mit anderen BVB-Fans unter Polizeibewachung und dem Gegröle von Schlachtgesängen zum Parkstadion geführt worden. Um die mitgebrachten Getränkevorräte, die ja auch als Wurfgeschosse missbraucht werden konnten, nicht nach den Leibesvisitationen am Einlass ungenutzt abgeben zu müssen, hatten sie die Alkoholika vorher ausgetrunken. Deshalb war Michael Droppe nach seiner Aussage schon beim Betreten des Stadions völlig abgefüllt gewesen.
    »Abba, allet ham die am Eingang nich gefunden. Ich hatte noch ’n paar Flachmänner mit. Ham die nich gefunden«, berichtete Droppe stolz. »Die hab ich mir dann noch inne erste Halbzeit reingezogen.«
    So hatte der Dortmunder Fan von der zweiten Halbzeit nichts mehr mitbekommen. Er berichtete, dass ihn seine Kumpel nach Spielende geweckt und mehr oder weniger gewaltsam mit in die Straßenbahn zum Hauptbahnhof geschleift hatten.
    »Dort ham wir noch wat getrunken. Un dann weiß ich nix mehr.«
    »Was heißt das? Wissen Sie nicht mehr, wie Sie in den Zug gekommen sind?«
    »Nee, weiß ich nich mehr genau.«
    »Und die Schlägerei? Was wissen Sie darüber?«
    »Nix.«
    »Und der Tote? Kannten Sie den? Der hieß Kröger, Klaus Kröger.«
    »Weiß ich auch nix von.« Droppes Stimme wurde weinerlich. »Ich weiß nix. Ich kannte den nich.«
    Brischinsky wurde ernst. »Ihre Fingerabdrücke sind auf dem Messer, mit dem Kröger ermordet wurde. Sein Blut war auf Ihrer Kleidung. Sie saßen dem Toten gegenüber. Und Sie wollen uns erzählen, dass Sie von nichts wissen?«
    Droppe schlug die Hände vor sein Gesicht, fiel in sich zusammen und begann hemmungslos zu schluchzen. »Ich weiß nix. Ich kann mich an nix erinnern. Ich wollte dat nicht.«
    Sofort hakte Brischinsky nach. »Was wollten Sie nicht?«, fragte er streng.
    »Wat? Wat hab ich gesacht?« Der Mann sah Brischinsky erschreckt an. »Nein, dat hab ich nich so gemeint. Ich weiß nix, ährlich. Bitte, glauben Sie mir doch. Bitte, bitte ... Meine Mutter. Wat soll nur meine Mutter ...«
    Brischinsky nickte Baumann zu, der den schluchzenden Droppe von dem vor der Tür wartenden uniformierten Polizeibeamten zurück in seine Zelle bringen ließ.
    Als Baumann wieder im Zimmer stand, sagte Brischinsky: »Prüf das mit den Freunden nach. Haftbefehl ist erlassen?«
    Baumann nickte wortlos.
    »Gut. Der Droppe kommt in U-Haft. Wenn das stimmt, was er uns erzählt hat, war das höchstens Totschlag. Oder vorsätzlicher Vollrausch. Vielleicht noch nicht mal das. Aber das soll später der Richter entscheiden.«
    Hauptkommissar Brischinsky kaute gedankenverloren auf einem Bleistiftstummel, bis er sich zu seinem Leidwesen doch wieder eine Zigarette ansteckte. »Irgendwie ist das zu einfach«, murmelte er schon zum zweiten Mal, seit der tote Fußballfan gefunden worden war. »Irgendwie zu einfach.«
    9
    Vincente Lambredo war von Beruf Buchhalter. Und in dieser Eigenschaft stand er mit

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