Tödliches Abseits (German Edition)
Rivalität unter Fangruppen scheidet ja wohl aus. Ich meine ...«
»Ihre Meinung in allen Ehren, Frau Kostalis.« Brischinsky wirkte gereizt. »Aber wären Sie so freundlich, mir zunächst bis zum Ende zuzuhören? Sie haben dann später noch Gelegenheit, Ihre Auffassung kundzutun.«
»Entschuldigung.« Sonja Kostalis senkte den Kopf.
Einige der männlichen Anwesenden, die Brischinskys Auffassung von Teamarbeit kannten, setzten eine spöttische, überhebliche Miene auf. Sie schickte giftige Blicke zu diesen so genannten Kollegen.
»Frau Kostalis hat Recht. Es ist noch kein Motiv offensichtlich. Aber allein die Tatsache, dass Opfer und vermutlicher Täter beide BVB-Fans waren beziehungsweise sind, rechtfertigt natürlich noch nicht die Auffassung, dass sie sich deshalb so sehr lieb haben, dass sie einander kein Haar krümmen würden.« Die Runde lachte. Brischinsky nickte zwei Beamten zu. »Peter Müllerund Theo Kossler werden versuchen herauszubekommen, ob es eine Verbindung zwischen Kröger und Droppe gibt. Befragen Sie die Eltern, Freunde, Verwandte. Gehen Sie in die Kneipen, in denen Droppe und Kröger verkehrten. Ich will wissen, ob die beiden sich kannten. Und ob es etwas gibt, was Droppe dazu verleiten konnte, Kröger mit einem Messer abzustechen. Alles klar? Gut! Womit wir beim nächsten Thema wären. Der Tatwaffe. Kollege Pauly, Sie werden zunächst alle Geschäfte in Castrop und später in den angrenzenden Städten ausfindig machen, die solche Messer verkaufen.« Der Hauptkommissar hielt den Plastikbeutel mit der Tatwaffe hoch.
Uwe Pauly stöhnte hörbar.
Brischinsky ließ sich nicht irritieren und setzte seinen Monolog fort: »Herbert Junge und Willi Schwarz kümmern sich um die Hooligans, die die Schlägerei ausgelöst haben. Befragen Sie erneut die Zeugen, die Bahnbeamten, Beschäftigte in den umliegenden Geschäften, was weiß ich. Versuchen Sie, wenigstens einen der Schläger zu ermitteln. Ich weiß, dass das schwer wird. Machen Sie’s trotzdem. Nun können wir zum nächsten Mord übergehen. Es ist zu vermuten, dass es sich bei dem Toten um einen Hubert Hasenberg aus München handelt. Die definitive Bestätigung der Münchner Kollegen steht aber noch aus. Sollte unsere Annahme stimmen, fahren Sie, Kollege Krawatzki, nach München und befragen Freunde und Angehörige. Wichtig sind vor allem diejenigen, die das Opfer nach Gelsenkirchen zum Fußballspiel begleitet haben. Vergessen Sie nicht, ein Foto von Droppe mitzunehmen. Möglicherweise erkennt ihn jemand wieder. Ist etwas unklar, Herr Krawatzki?«
»Warum bitten wir die Münchner nicht um Amtshilfe?«
»Personalmangel. Urlaub, Krankheit, das Abfeiern von Überstunden. Das Übliche halt. Gibt es weitere Informationen von der Spurensicherung, Heiner?«
»Ja, aber leider nur wenig und nichts Konkretes. In der Nähe des Fundortes der Leiche wurden Zigarettenkippen gefunden. Ob sie vom Täter stammen, wissen wir nicht. Das Ergebnis der gentechnischen Analyse steht auch noch aus. Ich schlage vor, von Droppe eine Speichelprobe zu nehmen. Sollten die Analyseergebnisse identisch sein, können wir sicher sagen, dass er am Tatort in der Brandheide war. Wenn nicht ...«, Baumann zuckte mit den Schultern, »... wissen wir nur, dass die Kippen nicht von Droppe stammen.«
»Sonst noch was?«
»Das Opfer war kaum noch bei Bewusstsein, als es ermordet wurde.«
»Das ist interessant. Betäubungsmittel?«
»Vermutlich. Wenn wir die Laborergebnisse haben, wissen wir Genaueres.«
»Gut. Weiter.«
»Die Spurensicherung geht davon aus, dass mit sehr großer Wahrscheinlichkeit der Fundort der Leiche auch der Tatort war.«
»Warum?«, wollte Brischinsky wissen.
»Eingetrocknetes Blut am Boden. Die Drahtschlinge hat den Hals aufgerissen und das Blut die Erde getränkt. Wäre das Opfer schon tot gewesen, bevor es an dieser Stelle abgelegt wurde, hätte es nicht mehr so stark oder gar nicht mehr geblutet. Es gibt auch keine Schleifspuren oder Ähnliches.«
»Aha. Irgendwelche Anhaltspunkte, wie das Opfer dorthin kam?«
»Die Spurensicherung vermutet, dass der oder die Täter ihr Opfer mit einem Wagen in die Brandheide gebracht haben, mit ihm in den Wald gegangen sind und es da ermordet haben. Reifenspuren oder so etwas sind nach so langer Zeit keine mehr vorhanden. Außerdem ist die Brandheide Naherholungsgebiet. An Wochenenden tummeln sich da manchmal Hunderte von Spaziergängern und Fahrradfahrern. Nach so langer Zeit bleibt von Spuren nicht mehr viel
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