Tödliches Abseits (German Edition)
rät zur Mäßigung«, bemerkte Vincente mit einem angedeuteten Lächeln. Er hob erneut den Wisch mit dem Namen. »Zu unseren Bedingungen?«
Esch ließ sich zurück auf den Stuhl fallen. Er schüttelte seinen Kopf. »Könnte ich jetzt vielleicht einen Wein ...?«
»Natürlich.« Lambredo winkte dem Barkeeper. »Ihr letztes Wort?«
»Ich habe auch meine Prinzipien.«
»Das verstehe ich. Wirklich. Schade. Sehr schade.« Er kramte in seiner Tasche und zauberte eine Packung Zigarillos hervor. Er befeuchtete das Ende eines Glimmstängels mit seiner Zunge, griff zu einem Feuerzeug, nahm den Zettel und zündete sich mit diesem das Teil an. Dann griff er in seine linke Jackentasche und gab Rainer eine Karte, auf der eine rote Weinrebe aufgedruckt war. Sonst nichts.
»Wenn Sie es sich anders überlegen sollten, geben Sie das dem Wirt hier. Wir rufen Sie an.«
Rainer steckte das Ding in die Tasche. Als der Barkeeper den Vernaccia brachte, sah Esch seine glanzvolle Zukunft als Strafverteidiger zu Asche zerfallen.
29
Fünfzehn Kilometer weiter südlich war der Polizeibeamte Uwe Pauly damit beschäftigt, den Verkäufer des Messers zu suchen, das in der Brust des toten Klaus Kröger gesteckt hatte.
Es war nicht schwierig gewesen, den Hersteller des Klappmessers ausfindig zu machen, eine Firma in Hongkong. Zwei Faxe später kannten die Recklinghäuser Kripobeamten auch den Importeur, der den deutschen Markt belieferte. Und einen Tag später verfügten sie über eine Liste der Geschäfte, die Modelle wie die Tatwaffe in ihrem Sortiment führten. Leider umfasste diese Liste bundesweit etwa 580 Geschäfte, darunter rund achtzig im engeren Ruhrgebiet. Das einzige Gute war, dass das gesuchte Modell erst seit sechs Monaten im Handel war. So gab es eine gewisse Chance, dass sich ein möglicher Verkäufer noch an den oder die Kunden erinnern konnte.
Pauly hatte sich einen Ruhrgebietsplan geschnappt und um Castrop-Rauxel mit dem Zirkel Kreise geschlagen. Den ersten bei fünf, den zweiten bei zehn, den dritten bei zwanzig und den vierten bei dreißig Kilometern Durchmesser. So hoffte er schneller zum Ziel zu kommen. Sollte der Käufer des Messers Droppe heißen, würde er es ja wahrscheinlich in der Nähe seiner Heimat erworben haben. Wenn Droppe allerdings die Tatwaffe von einem Freund gekauft oder etwa gestohlen hatte, war Paulys Mühe für die Katz.
Innerhalb des Kreises Nummer eins, quasi dem Innenstadtbezirk von Castrop, befanden sich nur zwei Geschäfte, denen der Beamte einen erfolglosen Besuch abstatten musste. Innerhalb des zweiten Kreises holte er sich in fünf Läden eine Abfuhr und jetzt war er damit beschäftigt, die zwölf Adressen innerhalb des dritten Kreises abzufahren.
Geschäft Nummer acht lag an der Provinzialstraße in Bochum-Langendreer, ganz in der Nähe des Opel-Werkes. Pauly öffnete die Tür und ein Gong informierte darüber, dass ein potenzieller Kunde das Geschäft betreten hatte. Der Laden bestand aus einem etwa dreißig Quadratmeter großen Verkaufsraum, der ein Sammelsurium von Schreckschusspistolen, Messern aller Größe und Länge, Angel- und Jagdbedarf, elektronischen Bauteilen und Geräten sowie eine recht ansehnliche Sammlung von Militaria enthielt.
Da ein Verkäufer nicht zu entdecken war, schaute sich der Kommissar etwas um. In einer verschlossenen Glasvitrine befanden sich Jagdwaffen, überwiegend Schrotgewehre. Daneben standen Angeln unterschiedlicher Größe. An der Wand hingen Käscher, Angelschnüre und Angelhaken. Ein Regal in der Mitte des Raumes enthielt Köder und Angelliteratur. Die Verkaufstheke war verglast, in ihr lagen die Messer.
In einem Glashängeschrank stapelten sich Orden und Ehrenabzeichen der Reichswehr, auch aus den Jahren nach 1933. Pauly schüttelte indigniert den Kopf. Weiter hinten in einem Regal entdeckte er eine Art Antiquariat, bestückt ausschließlich mit nationalsozialistischen Machwerken.
Der Polizist nahm eines der Bücher zur Hand und blätterte darin, als ihn eine sanfte Stimme von hinten leise ansprach: »Interessieren Sie sich für diese Art Literatur?«
Erschrocken drehte sich der Kommissar um. Vor ihm stand ein schmächtiger Mann von vielleicht vierzig Jahren, der eine runde Hornbrille trug und mit einer Jeans, schwarzem Hemd und einem grauen Sakko bekleidet war.
»Nicht wirklich. Mein Name ist Pauly. Kripo Recklinghausen.« Er zeigte seinen Ausweis, den der Mann kaum beachtete.
»Rüders. Was kann ich für Sie tun?«
»Sind Sie der
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