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Tödliches Abseits (German Edition)

Tödliches Abseits (German Edition)

Titel: Tödliches Abseits (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Zweyer
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Seite. »Was ist mit den Anwohnern der Brandheide? Gibt es da was Neues?«
    »Absolut nichts«, antwortete Knut Janssen. »Kollegin Kostalis und ich grasen seit mehreren Tagen die Häuser ab, bis jetzt nichts. Keiner hat was gesehen, keiner hat Hasenberg oder Droppe auf den Fotos erkannt, keiner hat ein verdächtiges Fahrzeug beobachtet. Ich befürchte, das ist vergebliche Liebesmüh. Wir sollten vielleicht eher ...«
    »Was Sie sollten und was nicht, bestimme immer noch ich, Herr Janssen.«
    Der Widerspruch der Psychologin hatte Brischinsky mehr getroffen, als er sich eingestehen wollte. Widerworte war er nicht gewöhnt. Doktorin hin oder her. Er brauchte ein Ventil. Und er hatte eins gefunden. »Sie hören erst auf, wenn Sie den letzten Anwohner befragt haben, klar?«
    Janssen nickte eingeschüchtert.
    »Freut mich, wenn wir uns verstehen. Freut mich wirklich.« Der Hauptkommissar legte eine Kunstpause ein. »Eigentlich wollte uns Kollege Krawatzki noch etwas berichten, aber er ist ja leider noch nicht eingetroffen. Wir machen jetzt eine kleine Raucherpause und werden uns dann in fünfzehn Minuten wieder hier treffen.«
    Einige Mitglieder der Sonderkommission sahen erst ungläubig auf ihre Armbanduhren und sich dann gegenseitig an.
    »Herr Hauptkommissar«, wagte Sonja Kostalis einen Vorstoß. »Es ist jetzt gleich acht. Wenn wir uns erst um ...«
    »Ich weiß, wie spät es ist, Frau Kostalis«, brauste Brischinsky auf. »Und wenn Sie sich um Ihre Aufgaben so sorgfältig kümmern würden wie um die Uhrzeit, wären wir möglicherweise schon ein Stück weiter.«
    Die junge Beamtin schwieg verschreckt.
    »Herr Brischinsky«, meldete sich die LKA-Psychologin zu Wort. »Da Sie anscheinend der einzige Raucher in dieser Runde sind, schlage ich vor, auf die Pause zu verzichten. Ich möchte auch noch einige Bemerkungen zu den beiden Mordfällen machen, wenn Sie gestatten. Und um Zeit zu sparen, können wir ja auch ohne die Pause ...«
    Der Soko-Chef kochte. Er wollte gerade losbrüllen, als er sich an die Worte seines Vorgesetzten, Kriminalrat Wunder, die der über die Zusammenarbeit mit der Beamtin des LKA von sich gegeben hatte, erinnerte. Außerdem war die Psychologin Brischinsky trotz oder gerade wegen ihres Auftretens nicht wirklich unsympathisch. Ungehalten biss sich der Hauptkommissar auf die Lippen.
    Die anderen Mitglieder der Sonderkommission ›Fußball‹ warteten noch gespannt auf seine Reaktion, als Doktor Großkopf-Schmittdellen ruhig weitersprach: »Ich möchte Ihr Augenmerk auf etwas lenken, was bisher meines Erachtens nicht ausreichend berücksichtigt wurde. Ich meine das Profil des oder der Täter. Gehen wir einmal hypothetisch davon aus, dass es sich um einen Täter handelt, und vernachlässigen wir zunächst den Tatverdächtigen Droppe. Was wissen wir von dem Täter? Zunächst einmal hat er eine besondere Beziehung zum Fußball, augenscheinlich zu Schalke 04. Beide Taten wurden nach Heimspielen verübt, immer waren die Opfer Anhänger der gegnerischen Mannschaft. Was sagt uns das? Alles spricht dafür, dass es sich um einen Schalke-Fan handelt. Kröger könnte möglicherweise im Affekt, während eines Streits getötet worden sein. Dann wäre es eher Totschlag als Mord. Aber Hasenberg? Nein, das war keine Affekttat. Das war kaltblütig geplanter Mord. Damit scheidet eine übliche Rangelei unter gegnerischen Fans aus. Und damit war es wahrscheinlich auch keine Tat von Hooligans. Nach all unseren Erfahrungen planen diese Leute keinen Mord, sondern sind nur, und ich sage das mit der gebotenen Vorsicht, nur auf Schlägereien aus. Ein Sport, gewissermaßen.«
    Großkopf-Schmittdellen sah in die Runde und dozierte weiter. »Sicher haben Sie schon von den Ritualen gehört, denen sich Fußballfans unterwerfen. Sie ziehen zu den Spielen ihres Vereines immer dieselben Kleidungsstücke an, benutzen immer identische Anfahrwege, treten immer mit denselben Freunden auf und so weiter. Was wäre, wenn ein Schalke-Fan seine Zuneigung zu seinem Verein so internalisiert hat, dass er Rituale entwickelt, die außerhalb des Denkbaren liegen? Die alle Normen sprengen? Die nicht nur einen körperlichen Angriff auf die Anhänger des gegnerischen Vereines einkalkulieren? Nicht nur die verbale Zerstörung durch Sprechchöre – ich denke da an Schlachtrufe wie: ›Tod der schwarzen Sau‹ oder ›Hautze, hautze, immer auf die Schnauze‹ – bedeuten? Ein Ritual, das die Möglichkeit der physischen Eliminierung nicht nur

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