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Tödliches Abseits (German Edition)

Tödliches Abseits (German Edition)

Titel: Tödliches Abseits (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Zweyer
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akzeptiert, sondern bewusst vorsieht?« Elisabeth Großkopf-Schmittdellen war sich des Eindrucks völlig bewusst, den sie bei den Anwesenden hinterließ, und sah triumphierend in die Runde.
    »Wenn Droppe nicht der Täter war, wie kommen Ihrer Meinung nach die Fingerabdrücke auf das Messer?«, fragte Herbert Junge skeptisch.
    »Droppe war betrunken, sehr betrunken. In dem Durcheinander war es durchaus möglich, dass ein Dritter Kröger das Messer in die Brust gestoßen und dann die Finger des betrunkenen Droppe um den Messergriff gelegt hat, oder etwa nicht?«
    Brischinsky kam diese Argumentation bekannt vor. So ähnlich hatte er selbst bei Wunder ...
    »Möglich schon. Aber es war Droppes Messer. Wie ist der Täter an die Waffe gekommen?« Junge war noch nicht überzeugt.
    »Bisher wissen wir nur, dass Droppe das Messer gekauft haben könnte – nach Aussage des Verkäufers. Das muss ja nicht stimmen. Und wenn: Möglicherweise hat der Täter einfach die Gunst der Stunde genutzt und Droppe das Messer entwendet, als der schlief.«
    »Möglicherweise.« Brischinsky versuchte, die Sitzungsleitung wieder in die Hand zu bekommen. Die Ausführungen der LKA-Doktorin hatten zwar etwas für sich, aber trotzdem ... »Ich halte mich lieber an Fakten. Tief schürfende psychologische Erklärungsansätze mögen bei der Arbeit im Landeskriminalamt vielleicht hilfreich sein, hier aber ... Wir sollten jetzt ...«
    Brischinsky wurde durch Baumann und Krawatzki unterbrochen, die endlich den Sitzungsraum betraten. »Habt ihr das endgültige Ergebnis der Genanalyse?«
    Baumann schwenkte einen Papierbogen. »Eben gekommen. Mit neunundneunzigprozentiger Wahrscheinlichkeit passen die Gewebepartikel, die wir unter den Fingernägeln Hasenbergs gefunden haben, nicht zu der Probe, die wir von Droppe genommen haben. Das gilt auch für die Speichelreste auf den Zigarettenkippen, die wir in der Nähe des Tatortes gefunden haben. Außerdem haben wir die Aussage Droppes überprüft, dass er zur Tatzeit in Rostock gewesen sei. Zeugen bestätigen das. Die Eintrittskarte für das Spiel Dortmund gegen Rostock lag neben der Stadionzeitung von Hansa Rostock unter einem Papierstapel auf seinem Schreibtisch. Ich glaube, Droppe hat Hasenberg nicht ermordet.«
    Elisabeth Großkopf-Schmittdellen lächelte Baumann wissend an.
    »Hm. Dann gibt es also tatsächlich einen zweiten Täter.« Brischinsky nickte. Er hatte mit seiner Vermutung, die er gegenüber Wunder geäußert hatte, Recht gehabt.
    »Oder nur einen«, warf die Psychologin ein. »Aber einen anderen.«
    »Auch möglich«, knurrte der Hauptkommissar. Er dachte erneut an sein Gespräch mit Wunder und dessen Warnung, keinem Phantom nachzujagen. »Bevor wir uns aber weiter in Spekulationen ergehen, möchte ich Sie alle, auch wenn ich mich wiederhole, daran erinnern, dass wir uns an die Fakten zu halten haben. Ein Fakt ist immer das Motiv. Und da kann uns Kollege Krawatzki von seinem Kurztrip nach München etwas berichten, was Sie sicher alle interessieren wird. Bitte, Herr Kollege.«
    Krawatzki informierte die Anwesenden über das Gespräch mit Husenau und das Verhör von Bröhler und Stadder. Schließlicherzählte er von seiner oberflächlichen Untersuchung der Wohnung des Getöteten. »In einem Ordner, der Hasenbergs private Finanzunterlagen enthielt, habe ich das hier gefunden.« Er legte ein Schreiben auf den Tisch. »Es handelt sich um einen Schuldschein. Peter Bröhler und Josef Stadder schuldeten ihrem Freund Hubert Hasenberg Geld. Viel Geld sogar. Jeder 75.000 Mark.«
    Im Sitzungszimmer hätte man eine Stecknadel fallen hören können. Die Soko-Mitglieder blickten sich überrascht an. Brischinsky grinste. Elisabeth Großkopf-Schmittdellen schwieg.
    »Krawatzki hat sich verspätet, weil er bis eben noch versucht hat, unseren Kollegen Husenau telefonisch in München zu erreichen, leider erfolglos. Er hat ihm ein Fax geschickt mit der Bitte, von Stadder und Bröhler Speichelproben nehmen zu lassen und diese mit den Proben zu vergleichen, die wir bei Hasenberg gefunden haben. So, und jetzt wünsche ich Ihnen allen einen schönen Feierabend.« Brischinsky stand auf und überlegte einen Moment, ob er Frau Doktor Elisabeth Großkopf-Schmittdellen trotz ihres Disputes noch auf ein Bier einladen sollte, verwarf diesen Gedanken jedoch wieder. In zwei, drei Tagen konnte der Fall abgeschlossen sein. Und dann würde sich die Psychologin in Düsseldorf wieder mit den Profilen von Hooligans beschäftigen,

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