Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Toedliches Erbe

Toedliches Erbe

Titel: Toedliches Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
Vom Netzwerk:
Ausbrüchen des Entzückens über mich seinerzeit. Mehr noch, es ist der größte Tribut, der je der amerikanischen Frauenbewegung gezollt worden ist. Vergib mir, daß ich überhaupt an das Fußballspiel gedacht habe.«
    »Ich hätte dir dabei ohnehin keine Hilfe sein können, meine Liebe. Ich mache mir nicht viel aus dem Herumgehüpfe der unteren Klassen. Mein Angebot bezog sich nur auf elegante Oxforder Ereignisse. Ich hatte so etwas wie einen angenehmen Nachmittag auf dem Balliol-Cricketfeld im Sinn. Das Angebot gilt noch immer. Leben Sie wohl, meine Damen. Ich bin froh, Kate, dich endlich wiedergesehen zu haben.«
    »Auf diese Weise verschwindet er immer«, sagte Phyllis, als Hugh gegangen war.
    »So läuft das also mit den Einladungen zum Tee. Vielleicht sollte jede Frau ein Jahr das Heimchen am Herd spielen. Danke deinem Schicksal, daß es für dich keine lebenslange Verpflichtung wird.
    Aber ich muß zugeben«, lachte Kate, »er ist mit unziemlicher Hast in seine gepflegte männliche Welt zurückgeschlüpft. Immerhin hat sie aus ihm einen Feministen gemacht, das sollten wir nicht vergessen.«
    »Stimmt. Erzähl mir von der Whitmore – das ist schöner als jede Seifenoper.«
    113

    »Ich hoffe, ihr Leben war nicht so«, sagte Kate.
    »Ich meine Seifenoper nur als tägliche Fortsetzungsgeschichte.
    Außerdem weiß ich nicht, was diese ganzen Vorurteile gegen Sei-fenopern sollen. Sie sind bloß die weibliche Version des Melodrams und oft viel besser. Jedenfalls habe ich von deiner Whitmore und ihren Freundinnen Cecily und Frederica Tupe – was für ein sagen-hafter Name! – den Eindruck, daß sie zumindest anfangs, bevor die Tupe eine Reston wurde und Cecily eine Ricardo, eine klarere Vorstellung von ihrem Leben hatten als wir heutzutage von unserem.
    Oder entwirft man sich da ein falsches Bild von dieser Zeit?«
    »Ich glaube nicht, daß es damals so anders war als heute«, sagte Kate. »Als die Whitmore, die Hutchins und die Tupe nach London gingen und als Freischaffende von eigenen Einkünften und einer kleinen Unterstützung ihrer Familien lebten, haben bestimmt genauso viele Leute die Augenbrauen hochgezogen wie heute. Es scheint klarer, weil sie ungewöhnlich genau wußten, was sie wollten. Leute, die wissen, was sie wollen, sind immer ungewöhnlich, vor allem dann, wenn das, was sie wollen, nicht auf den Wegen liegt, die die Gesellschaft ihrer Jugend vorschreibt. Die Schule von Dorothy Whitmore wurde im Krieg bombardiert – ich meine, von feindlicher Schiffsartillerie beschossen. Sie entdeckte nicht nur, wie aufregend das alles war, wie aufregend es war, eine von denen zu sein, die in der Schule an der Küste zurückgeblieben war, als ängstliche Eltern ihre nach Ansicht der Whitmore weniger glücklichen Töchter dort abgeholt hatten. Sie erlebte, daß Mut keine den Männern vorbehalte-ne Tugend ist. Ich meine Mut, wenn rundherum geschossen wird.
    Ein junger Mann aus der nahegelegenen Stadt griff sich damals, als die Bombardierung begann, ein Pferd und ritt fast eine Gruppe Kinder über den Haufen, als er sich davonmachte. Gleichzeitig halfen die Frauen in der Schule allen ruhig und besonnen. Später hat sie dann einen Bruder im Krieg verloren und wußte, daß sie den gleichen Mut aufbringen mußte wie er, also ihr Leben einsetzen und der Welt beweisen, daß er seines nicht umsonst eingesetzt hatte. Das war natürlich auch der Grund, warum sie zur Army ging.«
    »Was hat sie im Krieg eigentlich gemacht? Krankenpflege?«
    »Nein, sie war richtig in der Army – Queen Mary’s Hilfskorps hieß es exakt. Das war alles sehr gewagt und neu damals, und sie war Sergeant. Ließ die Mädels in Reih und Glied marschieren und bellte Befehle: ›Links marsch, marsch, Augen rechts‹ – es muß ein großer Spaß gewesen sein für eine Frau, die nie damenhaft sein woll-114

    te, wie eine Walküre gebaut war und aussah wie Pallas Athene.«
    »Einen Offiziersrang hatte sie also nicht, obwohl sie vom Somerville kam?«
    »Nein. Ich glaube, den hatten nicht viele Frauen, bis auf die Krankenschwestern, die fürchterlich isoliert waren, die armen Dinger. Sie durften nicht mit den Soldaten in die Kneipe gehen und sich auch nicht mit den Offizieren treffen. Als die Whitmore schließlich in Frankreich in einer Nachrichteneinheit landete, gab es dort nur einen einzigen weiblichen Offizier. Sie waren Telegrafistinnen, muß-
    ten Telefonleitungen reparieren und Büroarbeiten erledigen – lauter solche Dinge. Sie waren einer

Weitere Kostenlose Bücher