Tödliches Experiment: Thriller (German Edition)
für Folgen haben könnte. Wirtschaftlich, politisch, in jeder Hinsicht.
Das war vor fünf Jahren und wir machten gute Fortschritte, bis sich der Aufsichtsrat der Stiftung wegen unserer Budgetüberschreitungen aufregte und uns ein Ultimatum von einem Jahr für die Erzielung konkreter Resultate stellte.
Du kannst dir vorstellen, wie dies auf Michael wirkte. Er tobte. Er sah die Früchte jahrelanger Arbeit im Nichts verschwinden. Dann dachte er an John und seine Forschungen über die Alternativbereichsentwicklung. Wenn er John irgendwie dazu überreden konnte mitzumachen, so würden sie vielleicht gemeinsam etwas erreichen. Aber er sollte nicht mehr dazu kommen. John hatte den Unfall.“
Susan erinnerte sich plötzlich an die Party, wie John gestikulierte, an seinen Gesichtsausdruck, als er Michael wegen dessen Geheimnistuerei in Grund und Boden verdammte. Sie sagte dumpf: „John hätte nicht mit Michael zusammengearbeitet, Katherine. Nie. Er verabscheute all diese Geheimhaltung hier. Er hätte sich auch nie als Freiwilliger gemeldet. Ich kann nicht glauben, dass er es getan hätte, und er hat auch gesagt, dass er es nicht getan hätte.“
„Ich weiß“, erwiderte Katherine. „Und doch hat er es getan, und du musst versuchen, das zu akzeptieren. Er war bei völlig klarem Verstand, als Michael mit ihm sprach. Geheimhaltung oder nicht, er sah hier eine letzte Chancefür seine ABE Theorien. Er unterschrieb einen gewöhnlichen Organspendervertrag mit einem besonderen Paragraphen über EGs. Du kannst ihn jederzeit sehen, wenn du willst. Wir wissen noch immer nicht, warum er das alles verdrängt hat. Es ist wohl eine Art postoperativer Gedächtnislücke. Ich habe alle gängigen Medikamente dagegen eingesetzt, aber ohne Erfolg. Besonders schlimm ist, dass er deswegen manchmal sehr feindselig ist.“
„Aber damals im Krankenhaus hat er mir nichts davon gesagt“, wandte Susan ein.
Katherine schüttelte den Kopf. „Wir wollten, dass er es dir sagt, Susan, wirklich. Obwohl wir eine strenge Vorschrift haben, dass die Angehörigen nichts davon wissen dürfen. Aber bei dir war es anders. Du hast mit ihm gearbeitet. Doch er blieb unerbittlich. Er sagte immer wieder: ,Wenn ihr Susan in die Sache hineinzieht, höre ich auf, darüber auch nur nachzudenken!“
Katherine machte eine Pause. Sie schenkte Susan noch etwas Cognac ein und sagte: „Hör zu, Susan, antworte mir: Geht es dir wirklich gut? Ich meine, abgesehen von dem Schock, wie fühlst du dich wirklich? Nicht, wie du glaubst, dass du dich fühlen solltest, sondern tatsächlich?“
Susan wusste keine Antwort darauf. Sie dachte an Michael. Gestern, heute war sie in ihn verliebt gewesen. War sie es jetzt auch noch?
Sie machte eine hilflose Geste.
Als hätte sie ihre Gedanken gelesen, sagte Katherine ruhig: „Michael ist dazwischengekommen, nicht wahr? Das verändert die Sache natürlich.“ Als Susan rasch aufblickte, lächelte sie sie sanft an. „Oh, ich weiß, im Labor habt ihr euch ausschließlich auf die Arbeit konzentriert, aber es war trotzdem ziemlich offensichtlich.“
Susan war sofort auf der Hut. Sie tat so, als hätte Katherinenichts gesagt. Gleichgültig, wer davon wusste – sie wollte nicht über Michael und sich sprechen.
„Wie immer eure Vorschriften lauten oder welche Gründe ihr habt“, sagte sie, „es wäre besser gewesen, wenn Michael mir von Anfang an alles gesagt hätte. Alles.“
Katherine erwiderte: „Ich glaube, am Anfang wollte er wohl nicht das Risiko eingehen, dich zu erschrecken und damit zu vertreiben. Keiner von uns wollte das. Als ihr dann das Verhältnis begonnen habt, sagte er wohl nichts mehr, weil er sich Sorgen um dich machte.“ Sie fügte hinzu: „Das wirst du wohl mit ihm besprechen müssen.“
Susan dachte an Johns Begräbnis und an das Grab auf dem kleinen Dorffriedhof in der Nähe von Philadelphia. Die hohen, schattenspendenden Ulmen, der Rhododendron und die Azaleensträucher, das frisch gemähte Gras, die alten, verwitterten Grabsteine, deren Inschriften man zum Teil nicht mehr lesen konnte, für immer vergessene Menschen, von denen nur noch Zeit und Ewigkeit wussten. Sie bemühte sich die Bitterkeit zurückzudrängen, die sie zu überwältigen drohte. „Was ist in Johns Grab?“, fragte sie. „Wenn überhaupt etwas darin ist.“
„Johns Körper“, antwortete Katherine. „Fühlst du dich jetzt schlechter oder besser?“
„Schlechter, glaube ich. Aber es ist etwas, womit ich werde leben müssen, nicht
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