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Tödliches Experiment: Thriller (German Edition)

Tödliches Experiment: Thriller (German Edition)

Titel: Tödliches Experiment: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Osborn
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wahr? Wie lange wird dieses Leben, sein zweites Leben, dauern?“
    „Das hängt von ihm ab“, erwiderte Katherine. „Davon, ob er sich in sein Schicksal fügt und sich anpasst. Sein Widerstand nimmt von Tag zu Tag ab. Wenn du es ertragen könntest, ihn wiederzusehen und mit ihm zu arbeiten, so würde das helfen.“
    „Ich weiß nicht“, sagte Susan. Der Gedanke, in das Labor zurückzukehren und all das Grauen noch mal zudurchleben, erschien ihr niederschmetternd. „Ich weiß es einfach nicht“, wiederholte sie.
    „Natürlich nicht“, sagte Katherine rasch. „Und du sollst dich auch noch nicht entscheiden. Nicht jetzt. Jetzt solltest du dich nur ausruhen.“
    Ein paar Minuten später machte sie sich zum Weggehen fertig. „Ich kann bleiben, wenn du willst.“
    „Es geht schon.“
    „Sicher?“
    „Ja.“
    Katherine schrieb ihre Privatnummer für sie auf. „Auch wenn du nur einen bösen Traum hast, Susan, ruf mich an. Ich komme dann sofort.“
    Susan versprach es. Da sie auf die Nummer blickte, konnte sie den Ausdruck nicht sehen, der Katherines Gesicht eine Sekunde lang überflog. Es war der Ausdruck unverhohlenen und gnadenlosen Hasses.
    Nachdem Katherine gegangen war, saß Susan lange vor einem weiteren Glas Cognac. Ganz tief in ihrem Inneren war eine Kälte, wie sie sie noch nie verspürt hatte. Katherines Bericht von Johns „freiwilliger“ Entscheidung hatte eine verschwommene, lang begrabene Erinnerung heraufbeschworen. Als ihre Eltern ums Leben gekommen waren, war ihre Cousine gekommen, um sie abzuholen; mit dem Auto fuhren sie von der Farm zu ihrer Wohnung in der Stadt. Der alte Hund, der zur Familie gehört hatte, stand trübsinnig im Schatten seines Lieblingsbaums, und Susan wandte sich ein letztes Mal nach ihm um, als ihre Cousine sagte: „In einer Stunde kommen Leute, die ihn zu sich nehmen, Susan. Wir haben im Dorf ein wirklich nettes Heim für ihn gefunden.“ Aber es war eine Lüge. Wer kam, war die Polizei, die ihn erschoss, weil die Cousine den Hund nicht im Haus haben wollte.
    Sie hatte den Ausdruck in den Augen ihrer Cousine nie vergessen. Sie glaubte, heute den gleichen Ausdruck in Katherines Augen gesehen zu haben, als diese sagte, John leide an postoperativen Gedächtnislücken.
    Oder bildete sie es sich nur ein, weil sie John so gut kannte? Die Verwendung von Medikamenten und operative Eingriffe bei medizinischen Versuchen mit Menschen hatte er immer abgelehnt. Er zog eine scharfe Grenze bei der Stimulierung durch Elektroden: „Wenn man auch nur einen Schritt weitergeht, Susan, so endet man bei Experimenten wie bei denen der Nazis in den Konzentrationslagern.“
    Vielleicht hatte er angesichts des nahen Todes seine Meinung geändert. Die meisten Menschen hätten es getan.
    Doch die Kälte, die Susan verspürte, wich nicht. Wenn sie recht hatte und John sich nicht freiwillig zur Verfügung gestellt hatte, so gab es vielleicht auch noch andere, die dies ebenfalls nicht getan hatten. Wenn das stimmte und jemals ans Licht käme, wären Katherine und Michael, ja sogar Burnleigh selbst, in ernstlichen Schwierigkeiten. Das Gehirnforschungsprojekt würde höchstwahrscheinlich abgesetzt werden und die dafür bereits ausgegebenen Millionen wären verloren.
    Wenn jemand zu dem Schluss kam, dass sie etwas verraten könnte, so würde ihr Wissen über das Projekt sowohl sie als auch John in Lebensgefahr bringen, sobald ihrer beider Arbeit erfolgreich abgeschlossen war und sie nicht mehr gebraucht wurden.
    Die Kälte, die Susan verspürte, verwandelte sich in ein Entsetzen, das sie niederkämpfte. Sie litt offenbar an Verfolgungswahn. Das waren doch alles Vermutungen. Sie wusste nicht, ob Katherine log. Sie dachte bloß, dasssie vielleicht gelogen hatte. Sie musste die Kontrolle über sich behalten und durfte ihren Einbildungen nicht freien Lauf lassen.
    Sie trank den Cognac aus und bemühte sich, nicht zu denken. Aber es gelang ihr nicht. Sie dachte an John, an diesen Alptraum von John, und den noch schlimmeren Alptraum, den er erdulden musste. Sie dachte an Michael, die Art, wie sie ihn geliebt hatte. Sie war nicht sicher, ob sie ihn je wiedersehen wollte, aber sie wusste, dass es unvermeidbar war. Nur wenn sie Michael gegenübertrat, konnte sie auch dem grauenvollen Horror die Stirn bieten, in den ihr Leben sich plötzlich verwandelt hatte. Ehe sie nicht hörte, was Michael zu sagen hatte, konnte sie sich kein Urteil bilden oder irgendwelche Schlussfolgerungen ziehen.
    Der Morgen graute

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