Tödliches Experiment: Thriller (German Edition)
trotzdem.“
„Ich habe mit Michael gesprochen“, log Katherine. „Wir werden uns ganz ruhig verhalten und so tun, als wäre überhaupt nichts geschehen.“
Als sie aufgelegt hatte, sah Katherine auf die Digitaluhr neben ihrem Bett. Es war fünf nach zehn. Sie stellte sich Toni vor, schlank, in einem Pyjama, der ihrer Figur schmeichelte, das asiatische Gesicht dezent geschminkt, und Sara, jung, blond und anmutig zu ihren Füßen. Sie hatte plötzlich das seltsame Gefühl, dass nichts von alldem auch nur für einen von ihnen je wieder ganz dasselbe sein würde.
Sie wählte die Vermittlung für den Schiffsfernsprechverkehr und gab der Telefonistin Michaels Nummer; sie hoffte, dass er an Bord war und nicht an Land.
Jemand hob ab, eine männliche Stimme meldete sich: „Hallo?“
„Guten Abend. Hier spricht Dr. Blair. Ich möchte mit Michael sprechen.“
„Ach ja. Sie sind wohl Katherine. Mein Name ist Charley Phelps. Wir waren zum Abendessen bei mir zu Hause und kommen gerade erst zurück.“
Katherine erinnerte sich dunkel an Phelps, einen großen, rotgesichtigen Mann, der ständig an Verdauungsstörungen litt und irgendetwas mit dem Jachtklub St. Michael zu tun hatte. Sie fühlte sich plötzlich ausgeschlossen.
„Er kommt mit meiner Frau im zweiten Boot und legt gerade an. Können Sie am Apparat bleiben?“
Sie wartete. Schließlich nahm Michael den Hörer. „Was ist los?“ Seine Stimme klang ein wenig verärgert.
Sie berichtete es ihm geradeheraus und beinahe mit Vergnügen.
„Susan hat Flemming entdeckt, und zwar offensichtlich mit Hilfe von Tonis Ausweis.“
„Um Gottes willen. Wo ist sie?“
„Zu Hause. Ich war gerade bei ihr. Es geht ihr gut. Aber Burnleigh möchte mit dir sprechen. Er lässt dir einen Hubschrauber schicken.“
„Wann?“
„Jetzt gleich.“
Es gab nicht viel mehr zu sagen. Hörte Michael die Kälte in ihrer Stimme? Es war ihr gleichgültig. Sie hatte bei Susan auf gut Glück gezielt, indem sie vorgab, von ihrem Verhältnis mit Michael zu wissen, und Susans Reaktion war eindeutig gewesen. Sie fragte sich, wie oftdie beiden miteinander geschlafen hatten. Sie beendete das Gespräch abrupt, legte auf und blieb in Gedanken versunken sitzen. Burnleigh hatte recht. Sie hatte gute Arbeit geleistet. Und wenn sie bloß die Kontrolle über alles behielt, so würde sie die Lage meistern. Sie trank den Whisky aus, holte sich noch einen und beendete ihre vor eineinhalb Stunden unterbrochene Dusche.
Sie trocknete sich vor dem bis zum Boden reichenden Badezimmerspiegel ab und cremte sich danach mit Körperlotion ein; ihr Anblick bereitete ihr Vergnügen. Sie fand Gefallen an ihrer Weiblichkeit, den hohen Brüsten, dem flachen Bauch, den schlanken Hüften und Schenkeln und der Haut, die noch vom Sommer her gebräunt war und gut zu ihrem kupferfarbenen Haar passte. Alle sagten, dass sie einen schönen Körper hatte, und das stimmte auch.
Sie dachte an Michael und Susan. In einer Stunde würde er wieder in Washington sein. Burnleigh würde ihm die Leviten lesen und ihm sagen, dass er Susan unter allen Umständen als Mitarbeiterin behalten musste. Michael würde nachher zu ihr kommen, wahrscheinlich noch vor Mitternacht.
Die Eifersucht, die zu einer nagenden Qual geworden war und die sie tief in ihrem Inneren eingeschlossen halten musste, flammte plötzlich auf. Sie kämpfte dagegen an und versuchte, sie rein technisch zu sehen: Was war denn Eifersucht außer persönlicher Unsicherheit, der Bedrohung des Bildes, das man von sich selbst hatte? An Michael und Susan zu denken war nur deshalb schmerzhaft, weil es eine Gefahr für sie bedeutete. Aber war es tatsächlich eine Gefahr? Susan McCullough war vielleicht anmutig und gut im Bett, dachte sie – sie musste es sein, um Michael zu befriedigen; und Michaelseinerseits tat wohl alles für sie, was er für eine Frau tun konnte, damit diese nie einen anderen Mann begehrte außer ihm selbst. Trotzdem waren Frauen für Michael aber etwas Zweitrangiges. Zuerst kam bei ihm die Arbeit. Hätte er zwischen Susan und dem EG Projekt zu wählen, so würde er sich für die EGs entscheiden.
Dann, so wusste Katherine, würde sie ihn wieder haben, vielleicht für immer. Sie besprühte sich verschwenderisch mit Eau de Cologne, trank den Whisky und ging zu Bett. Sie schlief sofort ein.
17
Es war, als hätte das Telefon bereits die ganze Zeit geklingelt. Dann merkte Susan, dass es nicht das Telefon war. Es war ein völlig anderes Geräusch, keineswegs
Weitere Kostenlose Bücher