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Tödliches Experiment: Thriller (German Edition)

Tödliches Experiment: Thriller (German Edition)

Titel: Tödliches Experiment: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Osborn
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schließlich doch nicht das gewesen, was sie geplant hatte. Er hatte zu echt gewirkt, um gespielt zu sein. Einen Augenblick lang erinnerte er sich an sie: jung, zart und brünett; die schmalen Zangen, die ihren kleinen Kopf festhielten, im weichen Licht eher einem zerbrochenen Heiligenschein ähnlich, als kaltem chirurgischen Stahl. Und die in Falten gelegte, blaue Nylongummisäule unter ihrem Kinn hatte eher wie eine Halskrause an einem hochgeschlossenen Kleid ausgesehen, nicht wie eine Tarnung für Drähte und Schläuche und den grauenvollen Stumpf.
    Und einen Augenblick lang dachte er auch an sie als die freie, selbständige, junge Frau mit dem Körper einer Frau und all seinen Bedürfnissen und Wünschen, bevor, wie bei ihm selbst, ein Autounfall das alles geändert hatte.
    Er blickte sich rasch um in dem Halbkreis der massiven Apparatekonsolen, eine jede von ihrer tragischen, halblebendigen Last gekrönt, und er las in den Augen seiner Leidensgenossen den dumpfen Schrecken und die bedrückende Angst, die Peggys Schicksal hervorgerufen hatte. Das ganze Entsetzen und die Beklemmung, die sie mit ihr gemeinsam empfunden hatten, als sie abtransportiert worden war, lebten wieder auf. John sehnte sich danach zu erzählen, woran er arbeitete. Er wollte ihnen erklären,wie er sich bemühte, den Sicherheitscode der Zentraleinheit zu knacken, und dass es doch noch Hoffnung gab. Aber er wagte es nicht. Ob der Pfleger nun schlief oder nicht, er wagte es nicht, ihre einzige Chance aufs Spiel zu setzen. Wer konnte wissen, was einer von ihnen in geistiger Erschöpfung oder von Katherine unter Drogen gesetzt dann vielleicht unabsichtlich ausplauderte!
    Seine Gedanken wurden durch Richter Thurstons Stimme unterbrochen. Kalter, fast hochmütiger Zorn schwang in der monotonen elektronischen Stimme des Kehlkopfgerätes mit und jede Falte des von Wind und Wetter gegerbten Gesichts verriet moralische Entrüstung.
    „Soll Michael doch zur Hölle fahren“, sagte er, „und Walter Burnleigh mit ihm, wenn er noch immer der Mann an der Spitze ist! Unter dem Deckmäntelchen der Wissenschaft mit menschlichem Leben zu spielen! Ihr könnt alles auf Katherine schieben, wenn ihr wollt, aber die anderen sind die wirklich Schuldigen. Bald wird es wahrscheinlich heißen, dass die nationale Sicherheit auf dem Spiel steht, und wir werden als eine Art neue Geheimwaffe bezeichnet werden. Ich habe jetzt endgültig genug von ihrer entsetzlichen Ungerechtigkeit. Als Richter habe ich beinahe zwanzig Jahre lang mit menschlichen Schwächen und Fehlern zu tun gehabt, und ich will das alles wahrhaftig nicht in den Schmutz ziehen, indem ich jetzt nichts tue. Wie groß das Risiko auch sein mag! Von jetzt an müssen wir Widerstand leisten! Sie müssen mit uns rechnen, und man muss sie um jeden Preis davon abhalten, mit dem weiterzumachen, was sie gegenwärtig mit uns tun und in Zukunft auch noch mit anderen tun werden.“
    Zum ersten Mal lächelte Rachel. Es war die Art Kampf, die sie liebte. „Amen“, sagte sie.
    John behielt seine Gedanken für sich. Die Haltung des Richters war vorbildlich und verständlich. Er selbst fühlte das Gleiche und wusste, dass er aus Mitleid wie aus Loyalität alle Pläne des Richters unterstützen würde. Doch sein Verstand sagte ihm, dass in diesem grauenvollen Schachspiel jeder ihrer Züge gekontert werden würde, hart gekontert.
    Der Richter, so dachte er, hatte möglicherweise den gefährlichen Fehler begangen, jene Gerechtigkeit zu erwarten, die er selbst walten lassen würde.

24
    Henry Palmer hatte die Implantation von Tiefenelektroden in gewisse, besonders empfindliche Bereiche des Gehirns gefordert und dazu waren neue chirurgische Techniken nötig. Michael war der Meinung, dass Toni und er zuerst an einem Präparat üben sollten, um Kunstfehler bei der Behandlung eines ihrer EGs zu vermeiden. Als Katherine eintraf, machten er und Toni sich gerade im Sektionssaal an die Arbeit. Sie hatten einen männlichen Kopf aus einem Behälter mit Formaldehyd genommen und auf dem Tisch aus rostfreiem Stahl befestigt, der mit Abflüssen versehen war. Blind starrte er sie aus halbgeschlossenen Augen an, die wahrscheinlich einmal blau gewesen, aber nun durch das Konservierungsmittel trüb und graugelb geworden waren. Während Michael seine Aufzeichnungen und einige Röntgenbilder studierte, präparierte Toni den Kopf.
    Keiner von beiden bemerkte Katherine, die stumm in der Tür stand. Sie beobachtete, wie Toni rasch und geschickt die

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