Tödliches Experiment: Thriller (German Edition)
klar genug ausgedrückt? Keine Zugeständnisse! Zur Hölle mit euch, auf dem schnellsten Weg!“
Michael sah sie prüfend an und lächelte kaum merklich. Dann sagte er: „Bis jetzt, Rachel, haben Sie zu diesem Projekt weniger beigetragen als die meisten anderen. Aber ich glaube, ich habe ein Mittel, das zu ändern. Ich glaube, ich kenne ein Mittel, das Sie nur allzu begierig machen wird, wie verrückt zu arbeiten.“
Bevor er sich noch von Rachel abgewandt hatte, erkannte Susan, was er tun wollte. Die Erkenntnis traf sie wie ein Schlag in die Magengegend. Sie spürte einen Druck, einen scharfen Schmerz. Sie konnte nicht mehr atmen.
Und dann lähmendes Entsetzen.
Ohne ein weiteres Wort bückte sich Michael plötzlich und knipste den Hauptschalter auf Richter Thurstons Konsole aus.
Thurstons Mund öffnete sich. Er wollte Einspruch erheben. Der Schock entstellte sein Gesicht. Seine Augen starrten, wurden trüb. Die Lippen wurden weich. Sekunden später erschlafften die Muskeln des von Wind und Wetter gegerbten Gesichts. Er war tot.
Es war so schnell gegangen, dass niemand reagierte. Der Pfleger war der Erste: „Um Gottes willen, Doktor!“ Er war kreidebleich geworden. Er fuhr sich durch die Haare, mit der anderen Hand griff er sich an die Kehle.
Katherine bewegte sich überhaupt nicht. Ihre Blicke wanderten von Thurston zu Michael und wieder zu Thurston zurück. Sie glich einer Statue.
Susan versuchte zu denken. Sie musste zu John. Koste es, was es wolle.
Seine Stimme ertönte unerwartet scharf und klar in der Gegensprechanlage: „Nein! Komm nicht herein!“ Er gebrauchte ihren Namen nicht, aber Susan wusste, dass er sie meinte. Wieso wusste er, dass sie da war? Hatte er bloß geraten? Sie konnte ihn auf dem Fernsehmonitor sehen. Sein Gesicht zeigte keinerlei Ausdruck.
Die anderen reagierten unterschiedlich. Annettes Augen waren geschlossen, sie betete. Rachels Augen waren voll Entsetzen, Hass und glichen Stecknadelköpfen. Helen blickte starr auf Richter Thurstons totes Gesicht; sie konnte es nicht glauben.
Michael wandte sich an alle. „Jetzt“, sagte er, „sollten Sie eigentlich zweierlei gelernt haben. Erstens, dass man mich nicht erpressen kann, zweitens, dass Sie alle ersetzbar sind. Wenn Sie noch immer Lust auf Gewerkschaftsverhandlungen haben, werde ich nicht zögern, das zu wiederholen, was ich soeben getan habe.“
Er wandte sich in völlig dienstlichem Ton an den Pfleger. Er war wieder ganz der Arzt. Er wies mit dem Kinn auf Thurston: „Entfernen Sie seine Kopfhautelektroden und befestigen Sie sie auf Rachel. Wenn irgendwelche Fragen von Ihrer Elektrodenkarte nicht beantwortet werden, fragen Sie einfach Miss McCullough. Sie ist wahrscheinlich unten in ihrem Zimmer.“
Katherine folgte ihm zur Bakterienschleuse. Ihre Lippen waren zu einem schwachen Lächeln verzogen.
Als Susan hörte, wie die Innentür geöffnet wurde, schlüpfte sie in die Schleuse, die zum neurometrischen Labor und zu John führte. Aber sie trat nicht ein. Sie konnte ihm jetzt nicht gegenübertreten. Und auch sonst niemandem. Sie blieb zwischen den beiden Türen derSchleuse stehen und verließ sie erst, als sie sicher war, dass Michael und Katherine fort waren.
Als sie den Steuerraum durchquerte, warf sie einen letzten Blick auf Thurston. Der Pfleger hatte den Kopf mit einem chirurgischen Tuch zugedeckt. Man sah bloß den grobgefalteten weißen Stoff, den unheimlichen blauen Schlauch, der abwärts führte, und darunter die schwarze Konsole mit den lebenserhaltenden Apparaturen, die in ihrer Anonymität fast obszön wirkte.
Susan streifte die Bakterienschutzkleidung ab und ließ sie einfach auf den Boden fallen. Sie hätte jetzt den Anblick Michaels oder Katherines nicht ertragen können. Die beiden würden nun bestimmt noch im Umkleideraum sein. Dann rannte sie hinunter und fuhr nach Hause. Sie musste allein sein, um ihre Selbstbeherrschung wiederzugewinnen. Das war wichtiger als jeglicher Trost, den sie John und den anderen jetzt hätte spenden können.
Sie duschte – es war, als wolle sie das Entsetzen über das, was sie gesehen hatte, von sich abwaschen –, während ihr Zorn wuchs. Sie genoss diesen Zorn, genoss den plötzlichen, erbitterten Hass gegen Michael. Wie hatte sie nur je, vor einer ganzen Ewigkeit, glauben können, dass sie ihn liebte! Sie erschauerte. Jetzt wollte sie nur eines: ihn umbringen. Aber sie würde es nicht tun. Da waren ja John und die anderen. Ihr Leben, ihre Sicherheit waren
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