Tödliches Experiment: Thriller (German Edition)
wichtiger.
Sie trat aus der Dusche, zog sich an, ging hinunter zu ihrem Wagen und fuhr eine Stunde lang ziellos durch Washington. Auf diese Weise konnte sie am besten nachdenken. Sie hatte das entsetzliche Gefühl der Dringlichkeit; sie konnte es sich nicht mehr leisten abzuwarten; sie musste handeln. Da Michael soeben diese Wahnsinnstatan dem armen Thurston verübt hatte, war er durchaus imstande, mit John ebenso zu verfahren. Daher musste sie etwas tun, schnell, aber auch vorsichtig. Die anonyme Warnung, die sie erhalten hatte, war kein Scherz gewesen und auch nicht auf Katherines Eifersucht zurückzuführen. Sie war echt. Sie, Susan befand sich tatsächlich in Gefahr.
Allmählich begannen Entschlüsse in ihr zu reifen. Zuerst überlegte sie, wie sie nun vor Michael und Katherine auftreten sollte. Sobald es glaubhaft erschien, dass sie von dem Vorfall gehört haben konnte, würde sie Michael sagen, dass sie davon wusste. Er würde ihr gegenüber misstrauisch sein. Sie würde entsprechende Betroffenheit vortäuschen, ihm aber sagen, sie verstünde, dass er zu diesem Schritt gezwungen gewesen sei, ja, sie würde sogar Mitgefühl zeigen. Das EG Projekt sei doch wichtiger als der einzelne Mensch.
Sie würde jede erdenkliche weibliche List anwenden, damit er ihr glaubte, denn sie musste ihre Beziehung zu ihm aufrechterhalten, um sich gegen Katherine zu schützen, die sie vermutlich durchschauen würde. Und wenn sie mit ihm schlafen müsste, damit er keinen Verdacht schöpfte, so würde sie auch das tun. Andere Frauen hatten noch mehr für die Männer getan, die sie liebten. An Sex starb man nicht.
Als sie wieder zu Hause war, gestattete sie es sich, das Entsetzen nochmals zu durchleben und an Thurston zu denken. Sie brauchte sich nicht darum zu kümmern, wie sie ihn rächen konnte. Der Rest der Welt würde sich dieser Sache annehmen. Sie musste es nur den Rest der Welt wissen lassen.
26
Zunächst dachte Susan, dass es wohl am sinnvollsten wäre, bei der Presse Hilfe zu suchen. Ihr Gefühl, verfolgt zu werden, wurde immer stärker und sie war sicher, dass alle anderen, an die sie sich wenden konnte – ein Abgeordneter oder ein Senator zum Beispiel – auf irgendeine Weise, ja vielleicht sogar unabsichtlich Borg-Harrison alarmieren würden. Die Stiftung war so angesehen, dass sie beinahe allmächtig schien.
Sie wusste jedoch nur zu gut, dass jede Kontaktaufnahme mit einem Journalisten zu ihrer sofortigen Verhaftung durch die Bundesbehörden wegen Gefährdung der nationalen Sicherheit führen konnte, wenn nicht zu noch viel Schlimmerem. Allzu gut erinnerte sie sich an das, was damals mit der Gewerkschafterin Karen Silkwood geschehen war. Von Richter Thurston ganz zu schweigen. Aber die Zeit drängte; John konnte nicht ewig durchhalten. Susan beschloss, es mit einer großen Washingtoner Zeitung zu versuchen. Sie hatte zwar keine sehr klare Vorstellung davon, wie ihr ein Journalist helfen sollte, ohne Zutritt zum Labor zu haben oder über wirklich konkretes Beweismaterial zu verfügen, aber sie hoffte wenigstens auf Unterstützung und vielleicht auf eine Idee, wie sie sich Beweise verschaffen konnte.
Die Mitteilung, die sie in ihrer Schreibmaschine gefunden hatte, besagte, dass ihr Telefon angezapft war. Das zu glauben fiel ihr zwar schwer, aber sie beschloss, diese Warnung dennoch nicht zu ignorieren. Sie fuhr in die Stadt und begab sich in eine Telefonzelle in einem Kaufhaus. Sie blickte durch die geschlossene Glastür der Telefonzelle, sah aber niemanden, der sie möglicherweise beobachtete. Eigentlich kam sie sich wie eine Verrücktevor; der Telefonistin, die abhob, erklärte sie, dass sie mit einem Reporter sprechen wollte. Sie wurde mit einer Sekretärin verbunden, die sie fragte, worum es sich handelte.
„Ich würde lieber mit dem Reporter sprechen, wenn Sie nichts dagegen haben. Ich habe eine vertrauliche Mitteilung zu machen.“
Die Dame war kurz angebunden: „Ihr Name, bitte.“
Plötzlich stand ihr Verstand still. Natürlich konnte sie nicht ihren eigenen Namen nennen – daran hatte sie nicht gedacht. Man konnte ja ihre Mitteilung über Katherine oder Michael oder sogar Burnleigh nachprüfen und würde das vermutlich auch tun.
„Smith. Mary Smith.“ Ihr fiel nichts anderes ein.
„Bleiben Sie am Apparat.“
Der Reporter, der abhob, war ein älterer Mann, der wenige Fragen stellte und das Sprechen gänzlich ihr überließ. Als sie zu Ende gesprochen hatte, wusste sie, dass ihr Bericht wie der
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