Toedliches Geheimnis
superkurzen Minirock an mit einem bauchfreien Shirt und so nuttigen Stiefeln, aber sie ist immerhin erst knappe achtzehn.«
»Würdest du mir vielleicht ihre Nummer rüberwachsen lassen?«, fragt Wes.
»Da musst du dich schon hinter meinem geilen Dad anstellen. Nachdem die Tussi abgezogen ist, hat er versucht, meiner Mom einzureden, sie sollte ihren Rock um ganze fünfundzwanzig Zentimeter kürzen.«
»Eine eher abschreckende Vorstellung«, bemerkt Wes.
»Nicht halb so abschreckend wie dein orange gestreif tes Gesicht«, erklärt sie ihm. »Ich hab dir doch gesagt... Selbstbräuner muss man ganz gleichmäßig auftragen.«
»Wenigstens ist es jetzt schon ein bisschen ausgeblichen«, stehe ich ihm bei.
»Mein Dad schaut mich nicht mal mehr an«, sagt er. »Er meint, dass ihm bei meinem Anblick übel wird.«
»Und bei seinem eigenen Anblick muss er nicht kotzen?«, fragt Kimmie. »Ich meine, mal ehrlich, er taugt nicht gerade als Model für Calvin Klein.«
»Noch nicht mal für die Herrenabteilung von C&A.« Ich verziehe das Gesicht.
»Das spielt keine Rolle.« Wes schüttelt den Kopf. »Für ihn spielt gar nichts eine Rolle, wenn ich nicht endlich mal was Schnuckeliges nach Hause bringe.«
»Sag nichts mehr«, seufzt Kimmie. »Um wie viel Uhr soll ich da sein?«
»Danke«, lächelt Wes, »aber das würde er uns niemals abnehmen. Er kennt dich viel zu gut.«
»Und wie wäre es mit Camelia?«
»Warte mal«, sagt Wes und deutet mit seinem Eislöffel auf die Tür. »Killer Boy auf Nordnordost.«
Ich drehe mich um und sehe Ben an der Tür stehen. »Was, glaubt ihr, will er hier?«, frage ich und rutsche tiefer in meinen Sitz.
»Na ja, das hier ist immerhin eine Eisdiele«, sagt Kimmie. »Vielleicht hat der Junge ganz einfach nur Lust auf einen Karamellbecher.«
»Keine Chance.« Wes zwinkert mir zu. »Er hat dich entdeckt. Er kommt zu uns rüber. Bestimmt will er wieder an dir rumgrapschen.«
Ich schaue zurück in Richtung Tür, aber Ben steht bereits an unserem Tisch.
»Hallo.« Er nickt Kimmie und Wes zu, wendet sich dann aber an mich. »Hast du einen Augenblick Zeit?«
»Ich bin eigentlich grade ziemlich beschäftigt.«
Er schaut auf unseren Eisbecher, der inzwischen fast aufgegessen ist. »Bitte. Es dauert auch nur ganz kurz.«
»Kannst du’s mir nicht hier sagen?«
»Wir sind ganz Ohr«, sagt Wes und richtet sich in seinem Sitz auf.
»Ich hatte eigentlich gehofft, wir könnten alleine reden.«
»Was macht das schon für einen Unterschied?«, fragt Kimmie. »Wir sind ihre besten Freunde. Sie erzählt uns sowieso alles, sobald du weg bist.«
Ich gebe Kimmie unter dem Tisch einen Tritt und denke wieder an den Brief.
»Ist schon okay«, sage ich schließlich. »Aber ich hab nur eine Minute Zeit.«
»Dreißig Sekunden, bis ich den Rest von diesem Eisbecher verputzt habe«, sagt Wes und kratzt mit dem Löffel auf dem Boden des Bechers herum.
Ben führt mich zu einer Sitzgruppe in der Ecke, und wir setzten uns gegenüber.
»Wieso gehst du mir aus dem Weg?«, fragt er.
Ich hole tief Luft und weiß nicht so recht, wo ich anfangen soll. Ich bemerke das Drängen in seiner Stimme. Sein Gesicht ist gerötet, und er beugt sich ganz nah zu mir.
»Weil das nämlich nicht funktioniert«, fährt er fort. »Wir müssen zusammenarbeiten. Wie sollen wir sonst unsere Experimente fertigkriegen?«
»Wolltest du wegen Chemie mit mir reden?«
»Nein.« Er seufzt. »Wollte ich nicht.«
»Willst du mir wieder sagen, dass irgendetwas Schreckliches mit mir passieren wird?«
»Für mich ist das kein Scherz«, betont er. »Und es ist auch keine Ausrede, um an dich ranzukommen.«
»Was dann?«
»Du weißt genau, was es ist. Die Fragen, die wir uns stellen müssen, lauten also eher wer und warum.«
»Moment mal«, sage ich. »Ich bin ein wenig verwirrt.« Ich schaue zu Kimmie und Wes hinüber. Kimmie versucht, mich zum Lachen zu bringen, indem sie ihren Eislöffel in voller Länge ableckt.
»Ich mache dich nervös, stimmt’s?« Seine Augen ziehen eine unsichtbare Linie mitten durch mein Gesicht und verweilen an meinem Hals, während ich schlucke.
»Verrate mir nur eins«, sage ich. »Was willst du?«
»Dir helfen«, wiederholt er.
»Wobei willst du mir helfen? Ich brauche keine Hilfe.«
»Hör zu«, fängt er wieder an. »Ich weiß, dass es verrückt klingt, aber wenn du dir nicht von mir helfen lässt, dann wird etwas wirklich Schlimmes passieren.«
»Was denn?«
»Nicht hier«, sagt er und schaut
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