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Toedliches Geheimnis

Titel: Toedliches Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurie Faria Stolarz
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bei euch doch an, wenn ein zweiter Anrufer in der Leitung ist.«
    »Geheuer oder nicht, du hast mir jedenfalls einen riesen Schrecken eingejagt.« Ich schaue in Richtung Flur. Das klackernde Geräusch hat aufgehört.
    »Ich hab übrigens eins von euren Fenstern eingeworfen«, sagt sie und nimmt mir den Schirm aus der Hand. »Als du nicht an die Tür gegangen bist, dachte ich, dass du vielleicht mal wieder ein Marathon-Bad nimmt, und deswegen hab ich beschlossen, Steine ans Badezimmerfenster zu werfen. Aber anscheinend bin ich etwas zu aggressiv vorgegangen, da das Glas gebrochen ist. Brownie?« Sie hebt die Plastikfolie in die Höhe und nimmt sich selber einen. »Ich hoffe, es macht dir nichts aus, dass ein paar ein bisschen zerdetscht sind. Sie waren in meinem Fahrradkorb eingequetscht.«
    »Du bist mit dem Fahrrad hergefahren?«

    »Hergerumpelt wäre das bessere Wort«, sagt sie. »Weißt du, wie viele Schlaglöcher es in diesem heruntergekommenen Kaff gibt?«
    »Warum hat deine Mom dich nicht hergefahren?«
    »Mom ist zu sehr damit beschäftigt, meinen Dad zufriedenzustellen, indem sie Miniröcke und Overknee-Stiefel kauft.«
    »Okay, also warte mal.« Ich schüttele den Kopf. Mir ist ganz schwindelig vor lauter Fragen. »Warum hast du nicht einfach geklingelt?«
    »Ahm, ja, hallo! Ich hab ungefähr zehn Minuten am Stück geklingelt.«
    »Ich war im Keller.«
    »Und deswegen hast du vermutlich nichts gehört.«
    Ich lächele und bin froh über ihre Hartnäckigkeit. »Nun ja, wenigstens konntest du mit dem Fenster ein paar von deinen Aggressionen loswerden... ganz zu schweigen von der Tür.«
    »Von der Tür?«, sagt sie, den Mund voller Brownie.
    »Ja, du hast ja praktisch die Tür eingetreten.«
    »Ahm, nee, hab ich nicht.«
    »Du hast nicht an die Tür gedonnert?«
    »Ich hab vielleicht ein paar Mal geklopft, aber nicht fest. Ich konnte ja von draußen die Türglocke hören, und dachte, dass sie funktioniert.«
    »Warte«, sage ich und spüre, wie sich mein Herzschlag wieder beschleunigt. »Du hast gar nicht an die Tür gedonnert? Du hast nicht total laut geklopft?«
    Kimmie schüttelt den Kopf und setzt eine besorgte Miene auf.

    Ich schnappe mir wieder den Schirm und sehe nach, ob draußen irgendetwas Ungewöhnliches zu erkennen ist. Aber abgesehen von Kimmies Fahrrad, das mitten im Jasminbusch meiner Mutter parkt, scheint alles okay zu sein.
    »Was denkst du?«, fragt sie.
    »Jemand hat an die Tür gedonnert.«
    »Aber ich war doch draußen. Ich hätte doch gesehen, wenn da einer geklopft hätte.«
    »Nicht, wenn du hinten bist und Steine ans Badezimmerfenster wirfst.« Ich atme tief aus und will die Tür schließen, doch dann entdecke ich es; ein Schauer läuft mir den Rücken hinunter.
    »Was ist los?«, fragt Kimmie und folgt meinem Blick.
    Ich deute auf den Briefkasten. Das rote Fähnchen ist hochgeklappt als Zeichen, dass Post da ist, obwohl ich genau weiß, dass ich beim Nachhausekommen in den Kasten geschaut habe und er leer war und das Fähnchen nach unten zeigte.
    »Willst du, dass ich nachsehe?«, fragt sie.
    Ich schüttele den Kopf und weiß nicht, was ich tun soll. Ich habe Angst zu erfahren, was dort drinnen ist, aber vielleicht sogar noch mehr Angst, es einfach dort zu lassen.
    »Was zum Teufel hat Ben dir heute erzählt?«, fragt sie.
    Ich schaue weiter nach draußen und kneife die Augen zusammen. Ob ich wohl in genau diesem Augenblick beobachtet werde - ob jemand irgendwo dort draußen auf der Straße hinter einem Auto lauert.
    Kimmie geht nach draußen und öffnet den Briefkasten.

    »Was ist es?«, frage ich.
    Sie schaut zu mir hinauf, ihre Lippen sind vor Schreck geöffnet, aber sie bleibt stumm.
    »Sag’s mir«, fordere ich.
    Widerstrebend holt sie etwas heraus und dreht es um, sodass ich es sehen kann.
    Noch ein 20-x-30-Foto von mir. Nur anstatt dass ein großes Herz mein Bild umrahmt, hat jemand mit rotem Filzstift über mein Gesicht gekritzelt und quer über meinen Körper die Worte ICH BIN NAHER, ALS DU DENKST geschrieben.
    Ich packe Kimmie, knalle die Tür hinter uns zu und schließe beide Schlösser ab. »Jemand beobachtet mich«, flüstere ich.
    »Alles wird gut«, sagt sie und legt die Arme um mich.
    Ich warte darauf, dass sie für alles eine Erklärung findet - oder mir sagt, es wäre wieder nur ein Scherz, oder das Ganze Wes in die Schuhe schiebt. Aber stattdessen schweigt sie nur.

32
    Kimmie bringt mir eine Tasse von dem Löwenzahn-Tee meiner Mutter und setzt sich neben mich

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