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Toedliches Konto

Toedliches Konto

Titel: Toedliches Konto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hirsch
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zu viel Insulin nicht so schnell zum Tod führt.”
    “Wenn sie zu ihm gekommen wäre und er hätte nicht aufgemacht, wäre sie wieder nach Hause gefahren.”
    “Darauf wollte sich Bartol vielleicht nicht verlassen. Sie umzubringen, erschien ihm sicherer.”
    “Lena, du siehst heute mit dieser blauen Bluse ganz reizend aus, aber deine Geschichte gefällt mir trotzdem nicht.”
    Lena lachte. “Wow, ich glaube das ist das erste Mal, seitdem wir zusammen arbeiten, dass du mir wegen meiner Kleidung ein Kompliment machst. Ehrlich, gefällt mir.”
    “Aber zurück zu Bartol. Er hat die Kopie, die er immer haben wollte. Warum bringt er sich dann um?”
    “Er wollte sich ja nicht die Kontodaten in die Schublade legen. Er war misstrauisch gegenüber Aumüller. Also wird er ihn angesprochen, vielleicht bedroht haben. Die sind ja nicht zimperlich. Aumüller hat zurück gedroht. Gestern Abend haben sie ja miteinander gesprochen. Sagt der Pfarrer. Angeblich war Bartol ziemlich geknickt.”
    “Sagt Aumüller laut Pfarrer. Aumüller würde ich nicht trauen. Wir haben ihn viel zu fragen. Angefangen bei den Drohbriefen, die er verschwiegen hat, bis zu seinem Treffen mit Bartol gestern Abend. Ich glaube, eher ihm steht das Wasser bis zum Hals. Sein Konto werden wir sowieso noch auseinander nehmen. Er kann uns dann gleich auch mal sagen, welche Transaktionen Bartol so sehr interessiert haben könnten, dass er Morde begeht und sich dann selbst umbringt.“

    Vera hatte die Nachricht von Bartols Selbstmord von Pfarrer Hackelberg erhalten und gleich danach mit Jim am Telefon gesprochen. Jim erzählte, was er in Sibenik gehört hatte, und kündigte seine schnellst mögliche Rückkehr an. Falls die Polizei den Selbstmord nicht gleich an die Presse weitergeben würde - aus ermittlungstaktischen Gründen, wie es später heißen würde - könnte er mit einem Bombenaufmacher morgen im Blatt erscheinen. Dann könnte er gleich auch die Story mit Kati Brandić dazu packen, die ja schließlich einmal bei Bartol gewohnt hatte. Das war zwar alles ohne sichtbaren Zusammenhang, aber es klang geheimnisvoll, und das war die Hauptsache für die Leser.

    Vera rief umgehend wieder den Pfarrer an und berichtete von Jims Recherchen in Sibenik. Der Pfarrer fand, das sei jetzt alles so verwirrend, ob Vera nicht vorbei kommen wollte, um in Ruhe darüber zu sprechen. Vera wusste, was das bedeuten würde. Sie sagte trotzdem, sie würde in einer Stunde kommen. Aber der Pfarrer möge das alles noch für sich behalten.
    Daran dachte der Pfarrer aber keineswegs. Spontan hatte er einen Entschluss gefasst und rief Alfred Aumüller an. Wie bei einer Sonntagspredigt hatte der Pfarrer genau seine Worte im Kopf.
    “Was ich dir nun zu sagen habe, Alfred, solltest du zur Kenntnis nehmen, ohne mich zu unterbrechen. Ich nehme an, es wird das letzte Gespräch zwischen uns sein. Nein, sei still und sage gar nichts.
    Auf deinen miesen Charakter möchte ich jetzt gar nicht eingehen. Was du getan hast mit deinen russischen Geschäften, weißt du selber. Und die Polizei weiß es in Kürze auch. Du kannst dir leicht ausrechnen, dass Steuerhinterziehung, illegaler Export von Bauteilen für Waffensysteme, Rauschgi fthandel und jetzt auch noch Mord oder zumindest Anstiftung zum Mord - du weißt das besser - dich für viele Jahre hinter Gitter bringen. Dass du damals dem Günther auch noch diese Kati Brandić ins Haus geholt hattest, wird auch schon untersucht, zumal sie gleich danach ermordet wurde. Du bist immer ganz miese Touren geritten. Aber auch wenn ich dich für ein charakterloses Schwein halte, so gebietet es mir doch meine alte Freundschaft zu dir, dich zu warnen und dir dringend zu empfehlen, auf der Stelle - wirklich sofort - zu verschwinden. Sei intelligent, nutze die Zeit, denn noch weiß niemand, dass du abhaust. Aber lass dich nie wieder sehen und lass nie wieder von dir hören.”
    Der Pfarrer legte schnell den Hörer auf. Er war sich nicht sicher, wie er auf eine Entgegnung reagiert hätte. Schließlich hatten sie sich ja doch auch geliebt. Zeitweise. Doch nun war Zeit für einen Schlussstrich. Der war ihm gelungen. Die Petersburger würden nie mehr das sein, was sie früher waren, auch wenn sie zu fünft weiter Kontakt halten würden. Aber konnten sie überhaupt ihre Scheinheiligkeit fortsetzen? Letztendlich hatte jeder von ihnen in irgendeiner Weise Dreck am Stecken. Sie waren stolz, dass sie über alles sprechen konnten. Aber es waren nur die Dinge an der

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