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Tödliches Labyrinth

Tödliches Labyrinth

Titel: Tödliches Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Brandewyne
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als sie sich duckte und inständig flehte, dass er sie nicht bemerkte und dass ihm nicht die Videokamera hinter dem Lüftungsgitter auffiel.
    Es gab nicht den mindesten Zweifel daran, dass er zum Konsortium gehörte. Damals, vor vielen Jahren, war er vermutlich nur einer der jungen und ehrgeizigen aufstrebenden Angestellten gewesen, die die Anweisungen der Vorgesetzten ausgeführt hatten. Doch heute war er als Präsident von MMI ganz sicher einer der führenden Köpfe der Verschwörung.
    Um nicht entdeckt zu werden, machte Leah sich im Lüftungsschacht so flach wie möglich und horchte völlig konzentriert, damit sie den dezenten Glockenschlag hörte, der ihr sagen würde, dass sich die Aufzugtüren geöffnet hatten und Pryce eintreten konnte. Erst als sie den Ton vernahm, wagte sie einen erneuten Blick durch das Gitter. Sie hielt den Atem an. Jede Faser ihres Körper war bis aufs Äußerste gespannt.
    Pryce hatte den Aufzug betreten. Er schien nichts davon bemerkt zu haben, dass er beobachtet wurde. Er holte die Chipkarte aus der Tasche und zog sie mit dem Magnetstreifen durch den Schlitz neben dem Tastenfeld des Aufzugs, dann gab er einen Zahlencode ein. Im nächsten Moment schloss sich die Aufzugtür.
    Erst als sich der Lift in Bewegung setzte, wurde Leah bewusst, dass sie die ganze Zeit über keine Luft geholt hatte. Sie musste sofort aus dem Vorratsraum verschwinden! Es gab keinen Hinweis darauf, wie lange sich Pryce im obersten Stock aufhalten würde. Er konnte nach ein oder zwei Minuten wieder nach unten kommen, je nachdem, was er zu erledigen hatte. Auf seine Rückkehr zu warten, war ebenfalls keine Option. Womöglich hatte er länger zu tun, und sie würde in der Zwischenzeit von einem Mitarbeiter des Hotels entdeckt, der aus irgendeinem Grund den Vorratsraum aufsuchen musste.
    In aller Eile überprüfte Leah, ob sie die Kamera auch wirklich eingeschaltet hatte. Die Batterien würden zwölf Stunden durchhalten, so lange wie die 8-mm-Kassette, auf der alles aufgezeichnet wurde. Dann würde sie in den Schacht zurückkehren müssen, um die Aufnahmen an sich zu nehmen und eine neue Kassette und neue Batterien einzulegen.
    Allein bei dem Gedanken daran schauderte ihr. Diese Nacht hatte sie schon genug Nerven gekostet. Sie war nicht für diese Art von klammheimlichen – und überdies höchst illegalen – Aktivitäten geschaffen. Sie wusste auch nicht, wie sie weitermachen sollte, nachdem sie nun so gut wie überzeugt davon war, dass Winston Pryce einer ihrer Todfeinde war.
    Doch es war der einzige Weg, es gab keine Alternative. Leah wusste instinktiv, dass ihr Großvater noch lebte und im obersten Stockwerk des Hotels gefangen gehalten wurde. Warum sollte es sonst zwei Privataufzüge geben, die nur mit Karte und Code bedient werden konnten? Und warum sollte Pryce sonst mitten in der Nacht einen dieser Aufzüge benutzen?
    So schnell es ging, robbte Leah durch den Schacht zurück, bis sie die Stelle erreichte, an der sie sich Zugang zum Lüftungssystem verschafft hatte. Sie setzte das Gitter ein und schraubte es fest, dann sah sie sich aufmerksam um, ob sie auch nichts vergessen hatte. Sie schaltete das Licht aus, machte die Taschenlampe an und legte das Frotteehandtuch, mit dem sie den unteren Türspalt verschlossen hatte, zurück ins Regal.
    Die Tür zum Flur öffnete sie erst nur einen Spaltbreit, um hinauszuspähen. Zu ihrer Erleichterung war kein Mensch zu sehen, und von der Aufzugtür her war kein Geräusch zu hören, das darauf hätte schließen lassen können, dass sich Pryce auf den Rückweg gemacht hatte.
    Aus ihrer Tasche holte sie einen knielangen Umhang und legte ihn sich um, damit niemand sehen konnte, wie schmutzig ihr Jogginganzug von ihrem Ausflug in den Lüftungsschacht geworden war. Dann zog sie die Tür zum Vorratsraum hinter sich zu, hängte sich die Tasche über die Schulter und eilte durch den Flur. Zum Glück sorgten ihre Laufschuhe dafür, dass sie kaum Lärm verursachte. Sie fühlte sich wie ein Einbrecher, der nach getaner Arbeit keine Spuren hinterlassen wollte.
    Als sie ihre Suite erreichte, zitterte sie so heftig, dass ihre Beine ihr in dem Moment den Dienst versagten, nachdem sie gerade eben die Tür hinter sich abgeschlossen hatte. Sie sank zu Boden, unfähig, auch nur einen weiteren Schritt zu machen, und wünschte sich von ganzem Herzen, sie wäre die Enkelin von irgendwem, nur nicht von Merritt Marlowe.

18. KAPITEL
    V errat
    In den nächsten Tagen hielt Leah an ihrer Ausrede

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