Tödliches Lachen
Abstecher in die Lessingstraße in Hofheim zu machen. Sie können es natürlich bleiben lassen, aber so ein Verwesungsgeruch kommt bei den Nachbarn nicht gut an, auch wen ‘! Barbaras Haus ziemlich isoliert steht. Damit Sie das Haus auch finden, es ist ein Klinkerbau mit einem weißen Holzzaun, aber es ist kein Namensschild dran. Nur am Briefkasten und an der Tür stehen die Initialen B. H. Ich weiß, das klingt etwas ordinär, aber ihr vollständiger Name ist Barbara Hentschel. Bevor ich ‘s vergesse, direkt am Eingang liegt ein Päckchen auf der rechten Seite. Ich hoffe, keiner hat es geklaut, aber Barbara hat mir glaubhaft versichert, dass dort nichts wegkommt. Wissen Sie inzwischen, was F. R. bedeutet? So schwer dürfte das doch nun wirklich nicht zu erraten sein. Aber wie ich Sie kenne, haben Sie’s längst rausgefunden. Viel Glück und viel Spaß bei der Arbeit wünscht Ihnen Ihr treu ergebener F. R. PS: Sie hören heute noch einmal von mir ©«
Julia Durant zögerte, bevor sie den Anhang öffnete, wobei sie sich vorstellen konnte, wie dieser aussah. Sie schaute lange auf das Foto, zuckte mit den Schultern, rauchte eine Zigarette, stellte sich ans Fenster und sah hinunter auf die um diese Zeit noch recht wenig befahrene Straße. Der große Verkehr setzte am Samstag immer erst gegen zehn Uhr ein, ob Mittag war die Innenstadt dicht. So würde es auch heute sein. Es regnete nicht, der Himmel war nur schwach bewölkt, die Temperatur bewegte sich in einem für diese Jahreszeit moderaten Rahmen. Sie war in Gedanken versunken, als die Tür aufging und Berger hereinkam und sie erstaunt begrüßte: »Guten Morgen. Sind Sie aus dem Bett gefallen?«
»Wieso, es ist halb neun«, erwiderte sie nur.
»Wie lange sind Sie schon hier?«, fragte er und stellte eine Aktentasche neben den Schreibtisch, zog seine Jacke aus und hängte sie an den Haken neben der Tür. Keine Bemerkung über ihn ungewöhnliches Outfit, die weiße, tief ausgeschnittene Bluse, die Durants vollen Busen noch mein zur Geltung brachte, den engen dunkelblauen Rock und die Pumps - Kleider. Seit er sie kannte, erschien sie stets in Jeans, einer weit geschnittenen Bluse oder einem Pullover und Tennisschuhen.
»Halbe Stunde.«
Berger setzte sich, holte die Zeitungen aus seiner Tasche und breitete sie auf dem Tisch aus. »Was hat Sie so früh hergetrieben?«
»Ich konnte nicht schlafen«, antwortete sie gelassen, obwohl sie innerlich aufgewühlt war und sich nur zu gut vorstellen konnte, wie es im Haus der Toten aussah. Zweimal hatte sie diesen Anblick seit Donnerstag schon ertragen müssen, und sie fragte sich, warum er auf einmal jeden Tag mordete. Scheinbar wahllos, ohne jedes Motiv. »Was ist los mit Ihnen? Gibt’s was Neues?«
»Ja, wieder ‘ne Mail.. »Von ihm?«
Sie drehte sich um und kam auf Berger zu, ohne ihm anzusehen. »Von wem sonst. Er hat’s wieder getan. Sehen Sie selbst.«
Berger stand wortlos auf und folgte Durant in ihr Büro. »Lessingstraße in Hofheim. Wo ist die?«, fragte Berger. »Wir haben einen Stadtplan und ein Navigationssystem im Auto. Das wird wohl nichts mit der Dienstbesprechung, das heißt, Sie werden auf Herrn Hellmer und mich wohl oder übel verzichten müssen. Andererseits, ich habe letzte Nacht eine lange Liste mit Fragen erstellt, die ich schon gerne mit der ganzen Truppe durchgehen würde. Ich möchte Richter bei der Besprechung dabeihaben, und er soll außerdem den neuen Tatort begutachten. Wir brauchen schnellstmöglich ein Täterprofil.«
Kullmer und Seidel kamen ins Büro, lasen die Mail und sahen sich das mitgeschickte Foto an.
»Der ist völlig ausgetickt«, meinte Doris Seidel fassungslos. »Drei Frauen in drei Tagen, diese Alexandra Fischer lass ich mal außen vor, die sollte ja nicht getötet werden. Wo kriegt er die alle her?«
»Diese Frage hätte ich auch gerne beantwortet. Er muss sie kennen, wobei es nicht zwangsläufig bedeutet, dass sie ihn kennen. Möglicherweise ist er eine Art stiller Beobachter.«
»Ich kann dir nicht ganz folgen«, sagte Kullmer, der seinen Blick nicht von ihr lassen konnte, wobei besonders ihr Ausschnitt es ihm angetan hatte, vor allem, wenn sie sich wie jetzt auf den Schreibtisch stützte.
»Erklär ich alles später bei der Besprechung. Könnt ihr mich einen Moment allein lassen, ich muss telefonieren. Und wenn Frank kommt, schickt ihn zu mir.«
Sie wählte Richters Nummer und wartete geduldig, bis er abnahm.
»Richter,«
»Guten Morgen,
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