Tödliches Lachen
ein Blinder mit Krückstock. Das heißt, ihr steht beide aufeinander. Tu Nadine nicht weh, es wäre eine Katastrophe.«
»Julia, kannst du jetzt bitte aufhören? Da läuft nichts zwischen mir und Viola und … «
»Ach ja? Und wieso duzt ihr euch dann auf einmal?«
»Das hat sich vorhin einfach so ergeben. Du duzt dich doch auch mit einem Haufen Leute.«
»Aber ich bin nicht scharf wie Nachbars Lumpi.«
»Wohin?«
»Hast du doch gehört, Messeturm. Mensch, Frank, ich mein’s doch nur gut.«
»Kannst du jetzt bitte die Klappe halten?! Ich mach keine Dummheiten, okay, Mama!« . »Okay, Hast du noch irgendwas rausgekriegt?«
»Nein. Und du?«
Sie berichtete Hellmer in knappen Worten von der Unterhaltung mit Richter, wobei sie sicher war, einiges vergessen zu haben. Aber Hellmer machte ohnehin nicht den Eindruck, als würde es ihn wirklich interessieren. Er schien mit seinen Gedanken weit weg zu sein. Oder recht nahe, bei Viola Richter.
Nein, dachte Durant, ich halt mich da völlig raus. Soll er doch machen, was er will, und wenn er in sein Unglück rennt, ist das auch nicht meine Sache. Aber ich merk doch, dass da was im Busch ist. So, wie sie ihn angesehen hat, das war mehr als nur Freundschaft, das war Verliebtheit. Was haben die beiden die ganze Zeit über geredet? Wahrscheinlich haben sie ihre Handynummern ausgetauscht, vielleicht treffen sie sich irgendwann heimlich, um sich dann endlich in die Anne fallen zu können. Ach Julia, du wirst kitschig und sentimental und machst dir Gedanken über Dinge, die dich nun wahrlich nichts angehen. Aber ich frag mich, warum Richter seine Frau so vernachlässigt. Ich kann mich noch so gut erinnern, wie sie sich damals kennengelernt haben und wie verliebt sie waren. Er hatte endlich eine Frau gefunden, die nicht nur hinreißend schön, sondern ihm zudem intellektuell ebenbürtig war, die sich in der feinen Gesellschaft genauso zu bewegen wusste wie bei Otto Normalverbraucher, die Charme und Esprit versprühte und es immer noch tut und alles mitbrachte, um ihn glücklich zu machen. Aber sie ist immerhin seine dritte Frau, dachte Durant, und wie es aussieht, wird auch diese Ehe nicht mehr lange halten. Sie haben sich nichts mein zu sagen, das Band zwischen ihnen ist zerschnitten.
Sie wurde in ihren Gedanken unterbrochen, als Hellmer anhielt. Er zog den Zündschlüssel ab, sie stiegen aus, und er drückte auf die Funkfernbedienung.
Freitag, 12.45 Uhr
Rösner und Partner, einundvierzigster Stock. Ganz schön hoch.. »Angst?«, fragte Hellmer und trat in die riesige Eingangshalle. »Nee, du?«
Sie zeigten ihre Ausweise, baten aber darum, Rösner nichts von ihrem Kommen zu melden. Durant wollte ihm überraschen, ihm eine unerfreuliche Neuigkeit überbringen und ihm ein paar Informationen entlocken, die er unter anderen Umständen nie preisgegeben hätte.
Sie fuhren mit dem Aufzug nach oben, folgten den Schildern und gelangten an eine verschlossene Glastür mit der Aufschrift »Rösner & Partner, Fachanwälte für deutsches und internationales Recht, Straf-, Wirtschafts- und Zivilrecht«.
Durant klingelte. Eine junge Frau von etwa dreißig Jahren, schick gekleidet, kam an die Tür. Sie hatte halblanges blondes Haar, blaue Augen und niedliche Grübchen an den Mundwinkeln als sie die Beamten anlächelte.
»Was kann ich für Sie tun?«, fragte sie mit heller Stimme.
»Durant, Kripo Frankfurt, mein Kollege Herr Hellmer. Wir möchten gerne zu Herrn Rösner.. »Dr. Rösner befindet sich im Augenblick leider in einem Gespräch. Wenn ich ihm etwas ausrichten kann… «
»Können Sie nicht. Aber wir warten gerne auf ihn, wenn’s nicht länger als zehn Minuten sind.. »Die Mandantin ist gerade erst gekommen, und es wird bestimmt anderthalb bis zwei Stunden dauern und … «
»Okay, dann müssen wir die Sitzung leider unterbrechen«, sagte Durant, schob die junge Dame einfach beiseite und trat ins Innere. »Wo finden wir ihn?«
»Dort hinten links. Soll ich Sie nicht wenigstens anmelden?«
»Nein, nicht nötig. Übrigens, die Sachen stehen Ihnen. Vor allem die Bluse passt perfekt zu Ihrem Teint.«
Durant klopfte an die Tür und öffnete sie, bevor sie eine Antwort erhielt. Rösner saß mit einer etwa vierzigjährigen Frau an einem Tisch, jeder hatte einen Kaffee vor sich und Rösner eine dicke Akte auf den Schenkeln. Er hatte fast eine Glatze, nur an den Seiten waren noch ein paar Haare zu erkennen. Eine lange spitze Nase war das Auffälligste in seinem Gesicht. Er wirkte
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