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Tödliches Orakel

Tödliches Orakel

Titel: Tödliches Orakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Sabalat
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die überhaupt können, was sie behaupten, oder ob sie ... na ja. Betrügen. Oder nur glauben, etwas zu können. Wir haben nach Wahrsagern gesucht, nach den Bekannten, den Teuren. Was kosten die, was bieten die. Wir haben zehn Namen zusammengesucht. In Deutschland, Österreich, der Schweiz. Südtirol, Elsass. Italien, Frankreich. Dann sind wir auf Tournee gegangen. Frau Berger ist gefahren, ich habe mit geschwärzter Sonnenbrille auf dem Beifahrersitz gehockt.« Ich erinnerte mich, schüttelte amüsiert den Kopf. »Das war der schlimmste Trip meines Lebens. Frau Berger fährt miserabel Auto – ich hätte ihr oft am liebsten das Bein runter gedrückt, damit wir auch mal hundert fahren. Mal einen LKW überholen. Oder ein Wohnmobil.«
    Diese Fahrt war zudem mein letzter Ausflug in die große, weite Welt gewesen, aber das musste ich hier nicht ergänzen. Sam grinste, ich fragte 'Was?', er zuckte mit den Schultern, zeigte aber mehr von seinen Zähnen.
    »Ich habe mir gerade vorgestellt, wie es wohl gelaufen wäre, wenn du gefahren und in eine Polizeikontrolle gekommen wärst. Und statt Führerschein und Fahrzeugpapieren noch was anderes übergeben hättest. Im wahrsten Sinne des Wortes. Oder wenn … Kannst du Leute über einen Spiegel anschauen?«
    »Ja. Warum?«
    »Sonst müsstest du jedes Mal kotzen, wenn du in den Rückspiegel schaust und dir einer dicht hinten auf der Stoßstange hängt.«
    »Sehr witzig. Ich fühle mich hier richtig ernst genommen.«
    Sam knuffte mich auf den Oberarm, was wohl eine Entschuldigung sein sollte. Ich trank einen Schluck Wein, draußen grollte ein dumpfer Donner heran, die Druckwelle brach sich mit leichtem Glasklirren am Haus.
    »Erzähl weiter«, bat Sam. »Du und Frau Berger on Tour.«
    »Wir haben bei den Wahrsagern normale Termine ausgemacht, uns als zahlende Kunden vorgestellt. Es waren Leute mit Kristallkugeln und Pendeln. Kaffeesatzlesen. Tarot. Handlesen.«
    »Keine Eingeweide?«
    »Nein. Aber einer, der Knochen geworfen hat, der war besonders schräg. Sehr Voodoo. Ich habe mir wahrsagen lassen, habe dann gesagt, ich wolle mich gern revanchieren. Ich habe gesehen, ich habe in neun von zehn Fällen nicht gekotzt« – 'Super!', warf Sam ein – »und ich habe dann das, was ich gesehen habe, aufgeschrieben. Nur, was in der nächsten Woche passieren wird. Den Brief haben wir zugeklebt, und der Wahrsager hat ihn weggelegt. Nach einer Woche sollte er oder sie nachsehen, ob es stimmte.«
    »Und? Haben sie angebissen?«
    »Neun. Der Zehnte hat sich nie wieder gemeldet. Ich habe mit den neun eine Vereinbarung getroffen: Sie bekommen einen Termin für sich selbst pro Jahr umsonst, müssen mir dafür aber drei zahlungskräftige Kunden pro Jahr schicken. Und jeder neue Kunde darf mich wieder weiter empfehlen, aber nur einem anderen.«
    »Und du verdienst gut.«
    »Oh ja.«
    »Wie viele Termine machst du pro Woche?«
    »Drei. Nächste Woche vier, wegen dieses Bankiers. Und ein Monat im Jahr ist frei – zwei Wochen im Sommer und zwei im Winter.«
    Sams Lippen bewegten sich, er rechnete. »Knapp 1,5 Millionen pro Jahr.«
    »Ja. Aber Frau Berger bekommt tausend für jeden Kunden.«
    »Nicht viel.«
    »Nicht viel?« Ich schnaubte. »Sie nimmt ein paar Telefonate an, lässt die Kunden ein, serviert ihnen Wasser und bringt sie nachher wieder zur Tür.« Ich hielt inne, denn ich war ungerecht. »Nein, natürlich tut sie mehr. Sie erledigt alles. Handwerker. Die Einkäufe. Wir lassen natürlich liefern, aber das organisiert sie. Dann noch die Bank. Ämter.«
    »Hm. Und als ihr genug verdient hattet, habt ihr die Häuser hier gekauft.«
    »Gebaut. Und es ist ein Haus. Ein Haus, ein Grundstück.«
    Sam sah mich fragend an. »Frau Bergers Haus sieht deinem in keiner Weise ähnlich. Und ihre Einfahrt ist in einer anderen Straße.«
    »Ich weiß, deswegen haben wir dieses Grundstück ja auch genommen. Es geht über Eck, und wir haben mit zwei Baustilen gearbeitet. Sie hat eine Hecke, ich habe eine Mauer. Sie hat ein Giebeldach, ich ein Flachdach und so weiter. Ich habe gesagt, was ich will, Frau Berger hat gesagt, was sie will. Und der Architekt hat echt geschwitzt, weil er mein größeres Haus hinter dem von Frau Berger verstecken musste. Die Häuser sind an einer Ecke verbunden, dort gibt es einen Durchgang von einem Haus zum anderen.«
    »Warum?«
    »Weil das Konsultationszimmer dort vorn sein muss. An der Straße. Wo ich aber nicht wohnen möchte. Und es braucht auch niemand zu sehen, dass ich

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