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Tödliches Orakel

Tödliches Orakel

Titel: Tödliches Orakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Sabalat
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Ansatzpunkt sein soll. Für die Polizei. Warum diese CD so wichtig ist, dass man dafür tötet. Den Verdacht, dass da Regimegegner schikaniert werden, gibt's schon. Lange.«
    »Aber schikanieren und umbringen sind zwei sehr verschiedene Dinge«, wandte ich ein. »Außerdem steht die Telefonnummer im Dateinamen. Anrufer oder Angerufener. Das ist sehr wohl ein Ansatzpunkt.«
    »Bist du sicher?«
    Ich nickte. »Ja. Was sollte diese Nummer sonst sein? Such mal nach den ersten drei oder vier Ziffern.«
    Sam hockte sich wieder vor den Computer. »Richtig. 0375 ist die internationale Vorwahl von Weißrussland.« Sam suchte nach der ganzen Nummer, fand aber nichts. »Wenn die Vorwahl gewählt wurde, muss einer der beiden ja von außerhalb Weißrusslands gekommen sein. Oder ... oder es werden bei den Telefonfirmen immer die kompletten Nummern gespeichert. Land, Stadt, Durchwahl.«
    Ich zuckte mit den Schultern: Da kannte ich mich nicht aus.
    »Also hatte Tobias diese CD, die er unserer Polizei nicht geben wollte. Weil er Angst hatte, sie würde dann nach Weißrussland geschickt und dort verschwinden.« Sam sah mich an. »Das ist verständlich. Aber ich frage mich trotzdem, warum Tobias die CD nur weggeschlossen hat. Vielleicht ...«
    Sam nahm sich eine Zigarette, ich winkte ab, als er mir die Packung hinhielt.
    »Der Anrufer hat gesagt, die Reihenfolge wäre wichtig«, sagte er nach zwei Zügen. »Also liegt das Morden auf Eis, bis Darja wieder aus dem Knast kommt. Solange hatte Tobias Zeit, um sich was zu überlegen.«
    »Es liegt nur vielleicht auf Eis«, wandte ich ein. »Wenn die Zustände dort so schlimm sind, könnte man Darja auch im Gefängnis töten. Auf der Flucht erschießen, zum Beispiel.«
    »Stimmt.«
    »Aber du hast recht«, sagte ich, weil Sam wieder so niedergeschlagen aussah. »Tobias hat die CD weggeschlossen, weil er nicht wusste, was er tun sollte. Er brauchte einen Plan. Eine Idee. Meinetwegen einen vertrauenswürdigen Ansprechpartner in Weißrussland. Bei der Polizei oder sonst wo. Bis er den hatte, hat er die CD gesichert.«
    »Und leider haben sie ihn erwischt, bis er seinen Plan fertig hatte?«
    »Ja.«
    »Scheiße.«
    Sam stand auf, begann wieder zu tigern. Hin und her und her und hin – ich sah seinen bloßen, sommersprossigen Füßen dabei zu.
    »Wir haben auch keinen Plan«, sagte er dann, »nur diese verdammte CD. Und sie sind uns auf der Spur. Zusammengefasst: Wir sind am Arsch.«
     
    ***
     
    »Ich rufe Oleg an«, sagte ich, nachdem Sam sich erschöpft in den Sessel hatte fallen lassen und seine Haare derart raufte, dass ich dachte, er würde sie sich gleich büschelweise ausreißen.
    Er sah nicht hoch. »Wer ist Oleg?«
    »Mein Russe.«
    »Weißrussland und Russland haben nichts mehr miteinander zu tun«, wandte Sam ein, was mich wunderte: Wer griff hier sonst nach jedem Strohhalm, er oder ich?
    »Ich weiß. Aber Alex sagte, Russisch werde nach wie vor in beiden Ländern gesprochen. Schau: Derjenige, der hinter der CD her ist, hat dich gezielt zu mir geschickt. Oleg ist mein einziger Kunde aus diesem Gebiet, ich habe nur einen einzigen Russen. Keinen Weißrussen, keinen Ukrainer, keinen Letten, keinen ... Kasachen, Kirgisen, Georgier. Nur Oleg. Irgendjemand hat meinen Namen ins Spiel gebracht, und da wäre Oleg eine Möglichkeit.«
    »Wenn du meinst.« Sam klang alles andere als überzeugt.
    »Ja, meine ich. Aber es gibt noch einen anderen Grund. Oleg ist ... nun ja. Etwas Halbseiden. Irgendeiner meiner Kunden hat mich in dieses Spiel geworfen, entweder selbst, oder er hat mich jemandem weiter empfohlen, der dann beschlossen hat, mich auf diese Art und Weise zu benutzen. Und wenn du mich fragst, welcher Kunde da am ehesten in Frage kommt, dann sage ich: auch Oleg.«
    »Und was sollte dein Oleg für uns tun können?«
    »Wenn er in diese Sache verwickelt ist, kann er uns sagen, wer die Fäden zieht. Wem er meinen Namen gegeben hat.«
    »Warum sollte er dir das verraten?«
    »Ich kann ihm drohen, das muss dir genügen.« Womit, würde ich ganz sicher nicht verraten.
    »Willst du ihn aus deiner Stammkundenkartei schmeißen?«, witzelte Sam, ich lächelte, was alles und nichts sagte, Sam aber zu genügen schien.
    »Okay. Erzähl mir von deinem Oleg.«
    »Warum? Ich würde ihn lieber erst anrufen.«
    »Schweigepflicht, oder was?«
    »Ja.«
    »Du bist weder Arzt noch Priester.«
    »Stimmt. Ich weiß mehr über die Leute als ihre Ärzte und Priester.«
    Sam stöhnte frustriert, ich gab nach.
    »Du

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