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Tödliches Paradies

Tödliches Paradies

Titel: Tödliches Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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so auf den Pavillon gefreut! Aber dann hab' ich mich irgendwo hingesetzt und bin einfach eingeschlafen …«
    Die Lampen rechts und links des Hotelportals warfen einen angenehm honigfarbenen Lichtkreis in die Nacht. Zu seiner eigenen Verwunderung flößte ihr Anblick Tim ein vertrautes, heimeliges Gefühl ein. Erleichterung und Hoffnung, immer wieder dieselbe, heiß aufschießende, unbezwingbare, kindlich hilflose Hoffnung.
    Jetzt würde sie da sein! Mußte einfach …
    Pons' Oberkörper war über irgendwelche Abrechnungen gebeugt, die ein Computer ausspuckte. Seine Kopfhaut schimmerte nackt und weiß durch die spärlichen dunklen Haare. Nun richtete er sich auf.
    »Herr Doktor! Da sind Sie ja. Sie waren in Pollensa, nicht wahr? Bei der Guardia Civil?«
    »Ja. Und ich habe mit Ihrem Freund gesprochen.« Die Hoffnung hatte sich aufgebläht wie ein Segel – nun war sie zusammengefallen: Nichts!
    »Herr Doktor, Sie können versichert sein: Pablo Rigo ist ein tüchtiger Polizist.«
    »Ach ja? Hab' ich gemerkt.«
    »Bestimmt. Auch wenn man vielleicht nicht den Eindruck hat, er nimmt seine Aufgaben ernst. Er hatte mir versprochen, sich um den Fall zu kümmern. Falls Ihre Frau Gemahlin nicht zurückkehrt, wird morgen die Fahndung anlaufen. Ganz sicher. Und außerdem …«
    »Was außerdem?«
    Pons' Augen blieben starr auf Tim gerichtet. Der Mann wollte etwas sagen, kämpfte damit, überlegte sich offensichtlich, ob es angebracht sei, damit herauszurücken.
    »Nun, Herr Doktor: Da Sie so lange weggeblieben sind, habe ich mit Rigo telefoniert. Auch unser Direktor ist bereits benachrichtigt. Er kam vor einer halben Stunde zurück. Er erwartet Sie.«
    »Sie wollten doch noch etwas sagen?«
    »Ja. Brigada Rigo hat zwei Mann nach Alcudia geschickt. Zum Umhören. Er wollte das eigentlich erst morgen tun, aber ich habe ihn in der Idee bestärkt, heute abend schon tätig zu werden.«
    »Umhören? Was denn umhören? Wo?«
    »Nun, es gibt so gewisse Lokale, wo gewisse Leute verkehren. Auch Alcudia hat seine Szene. Wo fünfzehn- oder zwanzigtausend Menschen im Sommer zusammenkommen, um sich zu amüsieren, gibt's das nun mal. Drogen-Dealer und ähnliches Gesindel. Da kommt allerhand vor. Meist sind es Leute von der Peninsula, vom Kontinent, aber auch Ausländer. Wir hatten ja letztes Jahr zwei solcher Fälle …«
    »Was für Fälle, Herrgott, Herr Pons?!«
    Wieder dieser Blick. Dann ein Schulterzucken: »Zwei Fälle von Vergewaltigung, Herr Doktor. Alle beide wurden aufgeklärt. Den Damen ist übrigens nichts passiert. Ich meine«, setzte er hastig hinzu, »wenn man natürlich vom Vorgang als solchem, der wirklich scheußlich ist, absieht.«
    »So?«
    Vom Vorgang als solchem?
    Vergewaltigung …
    Ein Wort, das man hört, aufnimmt und das sich dann wie ein Monster ausbreitet, alles andere, jede Reaktion, jeden Gedanken verdrängt.
    VERGEWALTIGUNG … Wieso hatte er bisher noch nicht daran gedacht: VERGEWALTIGUNG!
    Seine Fäuste zogen sich zusammen.
    »Es handelte sich um Engländerinnen. In beiden Fällen. Die Täter waren Südspanier, primitive Bauarbeiter. Sin cultura.«
    Pons verhedderte sich. Er konnte Tims Blick nicht länger standhalten. »Übrigens: Señor Bonet hätte Sie gerne gesprochen, falls Sie Zeit haben.«
    »Señor Bonet?«
    »Unser Direktor. Ich werde Sie in sein Büro begleiten.«
    Müdigkeit und Erschöpfung hielten Tim noch stärker im Griff als zuvor, doch seine überreizten Nerven sandten ganze Salven ungeordneter Kommandos. Als er hinter dem kleinen, gedrungenen Pons die Halle durchquert hatte und dann vor der Tür verharrte, an die Pons geklopft hatte, war er sich klar, daß er weitere Beschwichtigungsversuche nicht ertragen würde.
    Die Tür öffnete sich. Der Mann vor ihm trug tadellos gebügelte weiße Hosen und einen leichten, eleganten, hellblauen Yacht-Pulli. Auf der rechten Brustseite war ein Wappen aufgenäht. Er mochte um die vierzig sein, mit der tiefgebräunten Haut und den klaren, wachen, grauen Augen wirkte er jünger. Wie der Direktor des Formentor sah er nicht aus, eher wie ein Sportlehrer, der Wert auf gute Kleidung legte, um sich eine seriöse, gut zahlende Kundschaft zu sichern.
    »Herr Doktor Tannert? Nehmen Sie doch Platz. Ich glaube, wir können uns in Ihrer Sprache unterhalten. Wissen Sie, ich war lange in der Schweiz.«
    Man merkte es an seiner Aussprache.
    Tim ließ sich in einen Sessel sinken. Bonet blieb vor ihm stehen und blickte auf ihn herab. »Darf ich Ihnen etwas anbieten? Einen

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