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Tödliches Paradies

Tödliches Paradies

Titel: Tödliches Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Cognac vielleicht?«
    »Danke. Oder doch: ein Glas Mineralwasser.«
    »Ich werde es Ihnen besorgen, Herr Doktor.« Pons verbeugte sich und verschwand.
    »Ich habe von Ihrem Problem gehört, Herr Doktor …«
    »Problem nennen Sie das?«
    Tim war zu müde, um sich zu erregen. Es war, als drücke ihn eine halbe Tonne Steine zu Boden. »Sie sprechen von Problemen, Ihr Portier von einer Vergewaltigung … Der Guardia-Civil-Typ in Pollensa nahm mich auf den Arm, ehe er mich rausschmiß. Wie ist das, Herr Bonet: Sind Sie verheiratet?«
    Der Direktor nickte.
    »Ach ja? Was würden Sie dann an meiner Stelle tun? Wie würden Sie es denn lösen, das Problem, daß Ihre Frau ausgerechnet dann verschwindet, wenn Sie mit ihr Ihren Hochzeitstag feiern wollen? Spurlos verschwindet. Wären Sie dann auch so ruhig?«
    »Ich bin nicht ruhig. Schauen Sie sich meinen Aschenbecher an. Seit ich ins Hotel zurückgekommen bin, sitze ich hier, warte auf Sie, rauche und überlege. Das Wohlergehen meiner Gäste …«
    »… ist Ihr allererstes Gebot«, höhnte Tim.
    »Ich meine das ganz ernst, Señor. Es ist keine Phrase. Diesen Satz ernstzunehmen ist in meinem Job die einzige Chance, Karriere zu machen. Ich bitte Sie deshalb, Ruhe zu bewahren.«
    »Ruhe? Ich bin die Ruhe selbst. Sehen Sie doch, oder?«
    Bonet strich mit dem Daumen über seine Braue. »Aber Sie müssen einsehen: Im Augenblick können wir hier nichts unternehmen.«
    »Ich muß das einsehen? Ihre Leute pennen in ihren Betten oder machen Abwasch, und wir lungern hier in Ihrem Büro herum. Und meine Frau ist irgendwo da draußen. Und Sie sagen mir, wir können nichts unternehmen?«
    Tims Wut hatte sich in eiskalte Ruhe verwandelt.
    »Es wäre vielleicht hilfreicher, wenn Sie mir erzählen würden, was heute nachmittag geschah. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem Sie Ihre Frau vermißten. Vielleicht ergibt sich ein Anhaltspunkt.«
    Tim nahm einen tiefen Zug aus der Zigarette, die Bonet ihm angeboten hatte. Der Rauch trieb langsam in Richtung Schreibtischlampe. Er begann zu sprechen, Bonet hörte schweigend zu. Tim redete langsam, und er hoffte, bei der Formulierung seiner Gedanken sich selbst Klarheit zu verschaffen. Auch Helene Brandeis vergaß er nicht: »Eine meiner Patientinnen hat uns das Formentor empfohlen. Sie war sehr oft hier. Sie liebte diesen Tee-Pavillon. Vielleicht kennen Sie sie?«
    »Persönlich nicht, nur den Namen. Felix Pons hat ihn mir genannt. Es muß sich um eine äußerst sympathische und unternehmungslustige Dame handeln … Gut. Sie kamen also zu uns, um gewissermaßen Ihre Hochzeit nachzuholen.«
    Nachzuholen …? Bei jedem Wort, das fiel, wurde Tim klarer, wie absurd alles war: Zwei, die dem Glück hinterherreisten. Hochzeitsfeier. Hochzeitsreise … Und weil dies alles noch nicht reicht, verfallen sie in ihrer Gefühlsduselei auch noch auf die Idee, eine ›Generalprobe‹ abzuhalten! Im Tee-Pavillon, dem Liebesnest … Was, Herrgott noch mal, war geschehen, nachdem sie sich auf dem Parkplatz getrennt hatten? Melissa, um sich frischzumachen und ihr Hochzeitskleid anzuziehen. Du selbst, um Flaschen in den Pavillon zu tragen und die kommenden Stunden ein wenig vorzubereiten …
    »Ich stand da oben und wartete und wartete. Und sah auf die Uhr. Und irgendwann, nach vierzig oder fünfzig Minuten, kam zunächst der große Zorn und dann die Unruhe. Wo steckte sie? Herrgott, wo steckte sie?!«
    Bonet begleitete seine Sätze mit einem ständigen, aufmunternden Nicken. Es ging Tim auf die Nerven.
    »Haben Sie gar nichts gehört? In der Nähe? Irgendein Geräusch?«
    Tim schüttelte den Kopf.
    Oder doch … Denk nach. In der Nähe? Ein bißchen Flügelflattern hast du gehört, Vögel, die ihre Schlafplätze suchten. Das – und noch etwas: Ein ziemlich brutaler Ton. Ein Motor, der aufheulte. Der Motor eines sehr schweren Wagens.
    Er drückte seine Zigarette aus, lehnte sich zurück und schloß die Augen: Ja, und es kam nicht vom Parkplatz, das war weiter weg …
    Tim versuchte sich die Parkanlage zu vergegenwärtigen: Die Entfernung von dem schweren Eisentor, das den Eingang bildet, zum Parkplatz beträgt zirka einen Kilometer, schätzte er, wenn nicht mehr. Pons hatte ihm erklärt, daß das Tor während der Saison auch bei Nacht offen blieb. Irgendwo dort, in der Nähe der beiden großen Sandsteinpfeiler, in denen die Torflügel verankert waren, mußte der Wagen gestanden haben. Und noch etwas: Er war leise angefahren. Der Fahrer hatte erst beschleunigt, als er das

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