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Tödliches Paradies

Tödliches Paradies

Titel: Tödliches Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Namensverwechslung. Ein Irrtum, Alter …«
    Ein Irrtum! Vielleicht war dies alles nichts anderes als ein verrücktes Verwechslungsspiel.
    Er rammte die Fußspitze gegen den Schleiflack der Tür.
    Und da war das Bett mit seiner breiten Brokatdecke und dem eingewebten Rosenmuster, da waren die gedrechselten Säulen, die diesen blödsinnigen Baldachin trugen, den er Melissa so angepriesen hatte, und dann, an der rechten Ecke des großen Bettes, eines ihrer türkisfarbenen Hemdchen … sonst nichts.
    Er nahm es in die Hand, streichelte es, drückte sein Gesicht hinein, als könnte er ihren Geruch, ihr Wesen, ihr Leben, ihre Nähe in sich saugen. Und der Schmerz kam wieder. Er ließ das Hemdchen fallen und rannte ins Bad, öffnete die Dusche, ließ kaltes Wasser über die Hände strömen und versuchte, den Kampf gegen dieses wilde, hilflose Schluchzen zu gewinnen, das seine Brust zu sprengen drohte.
    »Rezeption? – Señor Pons?«
    »Jawohl, Herr Doktor. Hier spricht Pons.«
    »Herr Pons, geben Sie mir sofort den Direktor.«
    »Tut mir außerordentlich leid …«
    »Was tut Ihnen leid, verdammt noch mal?«
    »Das geht nicht. Don Luis ist leider aus dem Haus.«
    »Und wann kommt er wieder, Ihr Don Luis?«
    »Schwer zu sagen, Doktor. Ich nehme an, ziemlich bald.«
    »Soll ich Ihnen sagen, was ich annehme? Ich nehme an, daß dieses Hotel ein ganz beschissener Laden ist. Das heißt, das weiß ich inzwischen. Und ich kann Ihnen nur sagen, Herr Pons: wenn Sie einen einzigen Funken Verstand im Kopf haben …«
    »Aber Herr Doktor! Ich bitte.«
    »Sie haben nicht zu bitten. Sie werden jetzt zuhören. Ich sage Ihnen, wenn Sie einen letzten Rest Vernunft haben, werden Sie veranlassen, daß jetzt gehandelt wird. Falls nicht, können Sie mit zwei Dingen rechnen: Erstens kriegen Sie von meinem Anwalt eine Anzeige wegen unterlassener Hilfeleistung. – Und weiter …« Auf der rosengeschmückten Brokatwiese seines Himmelbetts sitzend schob Tim die Finger wie einen Rechen durch die Haare. Hin und her, vor und zurück: »Und zweitens werd' ich dafür sorgen, daß die gesamte deutsche Presse von Ihrem Verhalten erfährt.«
    »Meinem Verhalten? Darf ich fragen, von welchem Verhalten Sie reden?«
    »Ja Donnerwetter noch mal! So was fragen Sie? Sie wollten doch mit Ihren idiotischen Ausflüchten verhindern, daß ich zur Polizei gehe. Was tun Sie denn? Sie und Ihr Direktor? Sie drehen Däumchen, obwohl einer Ihrer Gäste in Lebensgefahr sein kann. Das tun Sie.«
    Die Wut donnerte wie ein glühender Hammer in seinem Schädel – zu stark, zu wild, als daß er sie bändigen konnte. Seine Stimme sank zu einem heiseren Flüstern: »Eines sage ich Ihnen, Herr Pons: ihr werdet mir das bezahlen. Ich werde euch jeden Anwalt dieses Landes auf den Hals hetzen.«
    »Tun Sie, was Sie wollen, Herr Doktor. Aber sprechen Sie um Himmels willen wie ein vernünftiger Mensch mit mir, statt mich dauernd zu beleidigen.«
    Tim wollte den Hörer auf die Gabel schmettern, aber da war etwas in der Stimme des kleinen runden Mannes dort unten, das ihn innehalten ließ.
    Und was sagte Pons da gerade?
    Er preßte den Hörer gegen das Ohr. »Es wird alles unternommen, was möglich ist, Herr Doktor«, sagte Pons. »Der Hausmeister, der Gärtner, unser Materialverwalter sind draußen im Garten. Der Direktor auch. Sie haben Taschenlampen mitgenommen und den ganzen Westteil des Parks durchkämmt. Sie sind auch ein Stück den Berg hochgegangen. Aber wir haben hier fünfundvierzig Hektar Land, Herr Doktor. Das ist viel – für vier Mann.«
    Vier Mann. Dort draußen in der Nacht. Mit Taschenlampen?
    »Verzeihung«, sagte Tim. »Sie begreifen doch sicher …«
    »Natürlich begreif ich.«
    »Ich bin vollkommen durcheinander, Herr Pons.«
    Doch dann kam die Bitterkeit zurück, die Bitterkeit und die Schwäche. Natürlich hatte Pons recht, und er verstand es ja auch: Der Betrieb mußte weiterlaufen. Schichtwechsel. Abendessen. Jetzt spielte unten ein Orchester. Und die Bar war sicher voll … Ein Heer von Typen, die in Frack und weißem Jackett herumliefen, um eine Handvoll verwöhnter Millionäre mit Futter und Drinks zu versorgen. Tägliche Routine – für Leute wie Pons aber war jeder Handgriff enorm wichtig. Das perfekte Hotel! »Meine Damen und Herren! Der Service wird heute leider eingestellt, da wir einen Gast suchen müssen.« Diese Durchsage kam nicht in Frage.
    »Herr Pons, falls irgend etwas sein sollte …«
    »Natürlich, Herr Doktor. Ich rufe Sie sofort

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